Ehrentraud Jörg geborene Kristek, die älteste Einwohnerin im Sonderhöfer Ortsteil Bolzhausen, wird 95 Jahre alt. Die Lebensgeschichte der Traudl, wie sie genannt wird, ist geprägt von Höhen und Tiefen.
Am 27. November 1929 im Kreis Jägerndorf im Sudetenland geboren, ist sie dort als älteste von drei Geschwistern aufgewachsen. Sie war fast selbst noch ein Kind als sie von Zuhause fortging, um bei einer Tante die Kinder zu hüten. Ohne den Vater Franz Kristek, der als Soldat im Zweiten Weltkrieg 1942 gefallen war, flüchtete ihre Mutter mit den zwei jüngeren Kindern aus dem bedrohten Gebiet. Traudl, die sich mit der Verwandtschaft ebenfalls auf der Flucht befand, traf unterwegs wieder mit ihrer Familie zusammen und alle landeten zunächst in Weinheim in Baden-Württemberg. Die vitale Jubilarin, die zumeist humorvoll aus ihrem Leben berichtet, erinnert sich noch lebhaft an die beengten Verhältnisse, in denen die vier Personen damals gewohnt haben.
"Ich bin dann in Stellung gegangen", erzählt Traudl. Zunächst war sie in einer Gärtnerei tätig, ehe sie in eine Gastwirtschaft in Mönchberg im Spessart gewechselt ist. Hier lernte sie den Küfer Karl Frankenberger kennen. 1952 wurde geheiratet und einige Jahre später ein Haus gebaut. Durch eine der zwei Töchter, die das Ehepaar bekam, wurde Traudl Oma einer Enkelin.
Im Alter von 46 Jahren wurde sie Witwe und blieb alleine bis zu dem Tga, als sie mit der Gruppe unter der Leitung des damaligen Ortspfarrers Karl Jörg an einer Busreise nach Lourdes teilnahm. Mit auf diese Reise ging auch der Bruder des Pfarres Erwin Jörg aus Bolzhausen. "Da war er neben mir im Bus gesessen und ich hab ihn nicht mehr losgebracht", sagt sie scherzhaft. Nachdem Erwin Jörg drei Jahre lang nach Mönchberg gependelt war und zwischenzeitlich den Stall zu einem gemütlichen Wohnhaus umgebaut hatte, gab die Traudl dann "nach" und das Paar wurde im Februar 1979 in Bolzhausen getraut. 1997 starb dann auch ihr zweiter Mann. Außerdem muste Traudl zwischenzeitlich auch den Tod ihrer beiden Schwiegersöhne verkraften.
Wenn sie auch darüber bekümmert ist, dass die Töchter und die Enkelin ziemlich weit entfernt wohnen, meistert sie mit Energie und Lebensfreude ihren Alltag ohne zu jammern. Zwar schafft sie, außer dem Besuch auf dem Friedhof und zur Kirche, keine langen Spaziergänge mehr, aber das Kochen und die Versorgung ihres Haushalts erledigt sie selbst. Um ihren Geist wach zu halten, löst sie Kreuzworträtsel. Und dann ist da noch Nachbarin Sabine Dopf, die immer zur Stelle ist, wenn Traudl Hilfe braucht. Diese Unterstützung kommentiert die Jubilarin mit: "Ich bin sehr happy das ich die Sabine habe."