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Würzburg/Schweinfurt
Viele Jugendliche in Unterfranken arbeitslos: DGB ist alarmiert – IHK und Handwerkskammer bemängeln Eignung von Bewerbern
Die DGB-Jugend fordert von Betrieben mehr Engagement bei der Schaffung von Ausbildungsplätzen. Die IHK betont dagegen, dass es an geeigneten Bewerbern fehle.
Betriebe zum Beispiel im Handwerk stellen nach wie vor eifrig Lehrlinge ein. Dennoch ist die Jugendarbeitslosigkeit in Unterfranken nach Ansicht der DGB-Jugend zu hoch.
Foto: Getty Images (Symbolfoto) | Betriebe zum Beispiel im Handwerk stellen nach wie vor eifrig Lehrlinge ein. Dennoch ist die Jugendarbeitslosigkeit in Unterfranken nach Ansicht der DGB-Jugend zu hoch.
Jürgen Haug-Peichl
 |  aktualisiert: 30.10.2024 02:44 Uhr

Die DGB-Jugend schlägt Alarm: Die Arbeitslosigkeit unter Jugendlichen habe in Unterfranken ein bedrohliches Ausmaß erreicht. So seien im September in der Region 1174 junge Menschen ohne Job gewesen, teilte die Nachwuchsorganisation des Deutschen Gewerkschaftsbundes in Schweinfurt mit. Das seien 24 Prozent mehr als vor einem Jahr. Die DGB-Jugend stützt sich dabei auf Zahlen der Agentur für Arbeit.

Es müsse dringend gehandelt werden, so die Organisation. Sie fordert die Politik auf, mehr Geld für die Schaffung von Lehrstellen in handwerklichen, sozialen und digitalen Berufen in die Hand zu nehmen. Unternehmen sollten zudem "stärker in die Verantwortung genommen werden, Ausbildungsplätze zu schaffen".

IHK-Experte: Betriebe bilden eifrig aus

Dem hält Stefan Göbel von der Industrie- und Handelskammer (IHK) Würzburg-Schweinfurt entgegen, dass die Betriebe in der Region trotz der wirtschaftlich düsteren Zeiten sehr wohl in die Ausbildung investierten. Das Problem sei vielmehr, dass Bewerberinnen und Bewerber fehlten oder dass deren Eignung oft nicht ausreichend sei.

"In Mainfranken verzeichnen wir für 2024 einen Rückgang der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge von rund drei bis fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahr", so der IHK-Bereichsleiter für Berufsausbildung. "Das liegt aber nicht an der mangelnden Ausbildungsbereitschaft der Betriebe, die gerne mehr Jugendliche eingestellt hätten."

Handwerkskammer: Bewerbern fehlt mitunter die Eignung

Ähnlich sieht das die stellvertretende Hauptgeschäftsführerin der Handwerkskammer für Unterfranken, Andrea Sitzmann. Die Handwerksbetriebe bildeten mehr junge Menschen aus als eigentlich notwendig. "Was wir mit Sorge betrachten, ist die steigende Zahl von Schulabgängern ohne berufliche Orientierung" und ohne die erforderlichen Kompetenzen für den Start in einen Beruf.

Sitzmann ist zudem der Meinung, dass Lehrlingen der Weg zum Arbeitsplatz erleichtert werden müsse. Hier seien Kommunen aufgerufen, ihre Mobilitätsangebote zu verbessern, schließlich hätten viele Lehrlinge noch keinen Führerschein. Eine Forderung, die auch die unterfränkische DGB-Jugend und IHK-Experte Göbel in ihren Mitteilungen nennen.

Es muss nach der Schule nicht immer gleich ein Studium sein

Göbel ist zudem davon überzeugt, dass die Jugendarbeitslosigkeit mit einem Sinneswandel bekämpft werden könne: Es sei wichtig, "die duale Berufsausbildung als gleichwertige Alternative zum Studium in den Köpfen der Jugendlichen und ihrer Eltern zu verankern".

Ein Credo, das die Handwerkskammer für Unterfranken seit Jahren verkündet: Es müsse nach der Schule nicht immer ein Studium sein. "Eine Ausbildung im Handwerk bietet jungen Menschen ein festes Fundament für das weitere Berufsleben", meint Sitzmann.

 
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  • Christiane Schmitt
    In den Gymnasien sitzen zu viele Kinder, die absolut nicht geeignet sind, weil sie einfach nicht den erforderlichen Stoff lernen wollen, aber für schlechte Noten die Lehrer oder das Schulwesen verantwortlich machen. Doch dass viel gelernt werden muss, wenn man Erfolg haben will, auch in andren Schulzweigen und Ausbildungen, das wird nicht erkannt. Auch Genies mussten ackern, tüfteln, viel leisten, um was zu entwickeln. Work-life-balance war unbekannt. Inzwischen wird jede Hausaufgabe als Schikane angesehen. Tablets oder weitere technische Neuerungen werden nichts bringen, wenn man nicht mal richtig lesen, verstehen, recherchieren kann, kein Buch mehr liest oder wenn man sich auf zu viel Vorgefertigtes, z. B. aus dem Internet verlässt. Wie bereits beschrieben, sind viele Berufe unbekannt oder haben ein schlechtes Image. Das sollte verbessert werden. In vielen Berufen ist heute IT-Wissen nötig. Wenn Schule nur eine Qual ist, sollten zeitig Alternativen gesucht werden.
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  • Gabriele Schneider
    Ich kann Herrn Kelle nur zustimmen, Influencer, oder ein toller Beruf bei dem man nichts tun muss und einen alles zufliesst. Auch in einem Büro oder als Ingenieur wird Leistung und Arbeitswille verlangt, von alleine zahlt kein Arbeitgeber Supergehalt.
    Und was passiert wenn man hochbezahlte Jobs in der Industrie annimmt sehen wir gerade.
    Es fehlt vielen auch vor allem wegen mangelhafter Erziehung von zu Hause aus an realistischer Einschätzung was man leisten muß um ordentlich bezahlt zu werden.
    Peter Schneider
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  • Erich Spiegel
    Viele Jugendliche verlassen das Handwerk wieder, weil die Arbeitsbedingungen und Bezahlung in der Industrie einfach besser sind. Ich kenne zwei junge Männer aus meinem persönlichen Umfeld. Der eine ist Koch, der andere KFZ-Mechatroniker. Beide haben sich zum Techniker weiter gebildet und arbeiten jetzt in der Industrie.
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  • Christian Kelle
    Aus meiner Erfahrung als Übergangsmanager an der Mittelschule Unterpleichfeld - und da gehen meine KollegInnen an den anderen Mittelschulen im Landkreis und der Stadt Würzburg d'accord - werden sehr sehr viele SchülerInnen vom Elternhaus "gepampert" bis zum Gehtnichtmehr. Dazu wird oft der alte Spruch "Du sollst es einmal besser haben als ich!" pervertiert, dass es der Sau graust. Völlige Überschätzung der Fähigkeiten, gefördert von den Erzeugern, utopische Gehaltsvorstellungen, am besten "immer 'nein Bürrro, weil da hastes warm und machst Dich net kaputt" usw usw. Natürlich sind längst nicht alle so, aber die Zahl derer, die obendrein auch noch aufgrund von Trägheit und Bocklosigkeit schlecht in der Schule sind, nimmt in unserer, aber durchaus auch in "höheren" Schulformen zu. Wir ÜM tun alles, um in Sachen Berufsorientierung zu helfen (Firmen werden eingeladen, Berufsmessen intern etc.), aber wir stoßen leider nur zu oft auf Gleichgültigkeit. Wir bleiben aber dran im Interesse aller.
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  • Hubert Endres
    Herr Fiederling die Chancen sind doch da. Gibt genügend Ausbildungsplätze. Aber wie der IHK Vertreter schon ausgeführt hat, die Eignung und Bereitschaft bei vielen ist das Problem. Und jeder soll doch nur noch studieren. Was dabei heraus kommt, können wir täglich sehen . Und nicht nur im Bundestag.
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  • Jürgen Huller
    Wenn die jungen Leute nicht geeignet sind, muss das nicht an den Jugendlichen selbst liegen.

    Vielleicht liegt das auch an unserem veralteten Schulsystem. Die sind wohl das letzte Biotop, in dem noch wie vor 100 Jahren ausschliesslich mit Frontalunterricht gearbeitet wird. Das letzte Refugium von Overheadprojektoren, die in der Wirtschaft bereits seit 25 Jahren ausgestorben sind.

    PISA ist eine Katastrophe, Tendenz fallend und für Handwerksberufe ist der "Output" auch nicht zu gebrauchen. Ein Produktionsbetrieb wäre schon pleite.

    Auch während und nach der Pandemie hat man sich erfolgreich jeder Reform widersetzt und ist wieder zur Tagesordnung übergegangen, als wäre nichts gewesen. Dass es mehr oder weniger Defizite gibt, abhängig vom individuellen Lehrerengagement, wird einfach ignoriert.

    Aber so ist unser Beamtenstaat. "Pfetz' a mal an Ochsn neis Horn". Da wird sich nichts tun.
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  • Hiltrud Erhard
    Das mit der Schule ist Käse! Wann haben Sie das letzte mal eine Schule von innen gesehen?
    Und hinterfragen Sie mit all den Migrationshintergründen mal Pisa!
    Und das Elternhaus....
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  • Erich Spiegel
    Unangemessene Wortwahl.
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  • H.J. Schmidt
    Ausbildungsplätze gibt es genug, ich kenne Arbeitgeber, die bereit sind, die doppelte Ausbildunsvergütung zu bezahlen. Offenbar mangelt es aber an geeigneten, arbeitswilligen jungen Leuten. Allerdings - ein Ausbildungsberuf Influencer würde wahrscheinlich von Bewerbern überrannt.
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  • Klaus B. Fiederling
    wir haben schon genügend Schreibtischtäter in unserem kranken System, siehe Gesundheitsamt udgl. mehr. Man sollte den Jugendlichen halt mal die Chance geben, auch wenn sie es sich anfangs schwer tun. jeder wächst in seine Aufgabe hinein. Die Wirtschaft braucht jetzt Nachwuchskräfte.
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