Ein „differenziertes, dichtes und geschlossenes Alltagsnetz für Radfahrer“ im Stadtgebiet, das sowohl Haupt- als auch Nebenverkehrsstraßen einschließt – das ist der zentrale Punkt des Radverkehrskonzepts (RVK) für Würzburg, das der Stadtrat Mitte November beschlossen hat. Wie das nach der Vorstellung der Planer in naher und fernerer Zukunft genau aussehen soll, damit beschäftigt sich der vierte Teil unserer Serie „Mit dem Rad durch Würzburg“.
Zum Zeitpunkt des Stadtratsbeschlusses, dem Radverkehr in Würzburg deutlich mehr Priorität zu geben als in der Vergangenheit, war die erste „Radachse“ von der Sanderau zum Hubland und weiter nach Gerbrunn bereits umgesetzt, die zweite von der Alten Mainbrücke durch die Zeller und Frankfurter Straße bis zum Zeller Bock bereits in Planung. Das soll laut RVK aber erst der Anfang sein: Im Radverkehrskonzept sind insgesamt 16 Radachsen aufgelistet, die die Innenstadt mit den Stadtteilen, die Stadtteile untereinander und das Zentrum mit den Umlandgemeinden Gerbrunn, Höchberg, Randersacker und Rottendorf verbinden soll.
Komplett-Netz rund um Würzburg
Im Landkreis selbst sieht es schon ganz gut aus – so steht es zumindest in dem von der Stadt und den Gemeinden Theilheim, Rottendorf, Gerbrunn und Randersacker gemeinsam in Auftrag gegebenen „Interkommunalen Mobilitätskonzept“ aus dem vergangenen Jahr: „Das Radverkehrsnetz im Landkreis Würzburg ist sehr umfangreich, es sind bereits viele interkommunale Verbindungen vorhanden“, heißt es darin. Ziel ist ein vom Bund gefördertes komplettes Pedelec- und Radverkehrsnetz rund um Würzburg. Nachholbedarf gibt es dabei aus städtischer Sicht vor allem noch vom Würzburger Hauptbahnhof Richtung Rottendorf sowie vom Hubland nach Randersacker und zum Main-Radweg.
Auch innerstädtisch steht der Aufbau eines umfassenden Radverkehrsnetzes noch ganz am Anfang. Das RVK sieht vor, die Radler zurück auf die Straße zu holen: Schutzstreifen sollen auf den Hauptverkehrsstraßen in Würzburg künftig flächendeckend dafür sorgen, dass Radfahrer als gleichberechtigte Verkehrsteilnehmer wahrgenommen werden.
Nach einer Studie der Bundesanstalt für Straßenwesen ist das Unfallrisiko für Radfahrer auf Schutzstreifen gegenüber Radwegen um 50 Prozent reduziert – vor allem aufgrund der besseren Sichtbarkeit an Kreuzungen, Einmündungen und Grundstücksausfahrten.
Auf vielen Hauptverkehrsstraßen ist Platz für einen Schutzstreifen
Das Hauptaugenmerk beim Aufbau des Radverkehrsnetzes soll laut RVK auf der Erreichbarkeit der Innenstadt aus allen Richtungen, dem Schüler-Radverkehr zu weiterführenden Schulen und die Anbindung von Nahversorgungszentren liegen. Einige Anwendungsbeispiele im Konzept zeigen, dass auf vielen Hauptverkehrsstraßen genug Platz ist, um auf beiden Seiten 1,50 Meter breite Schutzstreifen anzulegen. Ein Beispiel ist der Friedrich-Ebert-Ring, wo die Radfahrer sich derzeit nur einen nicht befestigten Weg am Rande des Ringparks mit Fußgängern teilen – an regnerischen Tagen im Schlamm kein besonderes Vergnügen.
In engeren Straßen kommen einseitige Schutzstreifen in Frage, die abwechselnd auf beiden Seiten angelegt werden – konkret in Planung bereits für die schmale Zeller Straße am Beginn der Radachse 2 von der Alten Mainbrücke zum Zeller Bock. Durch den Seitenwechsel des Schutzstreifens in regelmäßigen Abständen soll sowohl für Radler als auch für Autofahrer der optische Eindruck einer durchgängigen Radverkehrsführung entstehen. Dadurch bleibt es auch möglich, die Markierungen vor allem an kritischen Stellen wie Kreuzungen und Einmündungen anzubringen, wo sie am dringendsten benötigt werden.
Fahrradstraßen wünschenswert
Auf innerstädtischen Nebenverkehrsstraßen gilt in der Regel Tempo 30, dort ist eine separate Radverkehrsführung in den meisten Fällen nicht erforderlich und häufig auch nicht zugelassen. Die Öffnung von Einbahnstraßen in Gegenrichtung für den Radverkehr ist in Würzburg laut RVK an vielen Stellen möglich und sinnvoll.
So genannte „Fahrradstraßen“, in denen Radfahrer Vorrang vor dem Autoverkehr haben und nebeneinander fahren dürfen, wären laut Konzept ebenfalls wünschenswert, sind bisher in der Stadt aber nicht geplant – sehr zum Bedauern der Radverkehrsverbände: „Für die Münz- und Peterstraße zum Beispiel wäre eine Fahrradstraße längst überfallig“, betont Eva-Maria Englert vom Würzburger VCD-Kreisverband.
Und dann bin ich mal gespannt, wieweit das Vorhaben auch umgesetzt werden wird - die lange versprochene Verbesserung der lebensgefährlichen Situation für Fahrradfahrer und Fußgänger auf der Löwenbrücke wurde mit einem Wisch sang und klanglos einfach wieder zurückgenommen - von der Stadt gibt es dazu nur vorgefertigte Antworten, die die gestellten Fragen nur im entferntesten behandeln. Schade.