Wie so oft drang auch an diesem Dienstagabend Blasmusik durchs Fenster des Sitzungssaals. Zu diesem Zeitpunkt fand im Zeller Rathaus gerade die feierliche Vereidigung eines neuen Ratsmitglieds statt. Die Rede ist von Wolfgang Schmitt, einem Listennachfolger für das frühere Mitglied Friedemann Jung (Zeller Mitte – Freie Wähler), der Mitte März seinen Wohnsitz in Zell aufgegeben hat. Eine solche Vereidigung gelte "ein Leben lang", wie Bürgermeister Joachim Kipke (Zeller Mitte – Freie Wähler) betonte.
Nachdem das neue Ratsmitglied vorgestellt wurde, herrschte größtenteils Harmonie im Gremium. So hat der Gemeinderat zum Beispiel einstimmig drei denkmalschutzrechtliche Erlaubnisse erteilt. Im Konkreten ging es um die Gebäude in der Hauptstraße 72 und 163 sowie in der Mainleitenstraße 11.
Auch die weiteren "Behandlungsvorschläge der Gemeinde" wurden vom Gemeinderat fast immer einstimmig angenommen – so auch bei der Vergabe der Gastroküche für das Gasthaus Rose. Nur der Tagesordnungspunkt, wo es um die Erweiterung einer bestehenden Mobilfunksendeanlage ging, erhielt eine Gegenstimme von Ratsmitglied Cordula Deynet (Bündnis 90 / Die Grünen). Dadurch waren die Hauptthemen der Tagesordnung in etwa einer halben Stunde abgewickelt. Doch beim letzten Punkt "Verschiedenes" brach die Harmonie auseinander.
Die pikanten Themen zum Schluss
Die Zeller Gemeinderatssitzung erfuhr beim Tagesordnungspunkt "Verschiedenes" eine unerwartete Wendung. Es dauerte weitere 45 Minuten, bis alle zusätzlichen Wortmeldungen von Ratsmitgliedern wie unter anderem Jessica Hecht (Bündnis 90/Die Grünen) und Sebastian Rüthlein (SPD/Junge Liste Zell) ausdiskutiert waren.
Zunächst schilderte Jessica Hecht, die ebenso wie Ratsmitglied Richard Wagner (Zeller Mitte – Freie Wähler) das Amt der Umwelt- und Klimaschutzreferentin bekleidet, eine eigene Beobachtung. Im Konkreten merkte sie an, dass beschlossene Vorgaben zum Zurückschneiden blühender Obstbäume und zum Mulchen von Flächen der Gemarkung nicht eingehalten worden seien. "Was mich empört, ist, dass die Arbeit, die ich als Umweltreferentin geleistet habe, keine Wirkung hat", sagte Hecht. Schließlich seien innerhalb von vier Jahren konkrete Blüh- und Mähkonzepte zum Wohle der Artenvielfalt erarbeitet worden.
Auf die vorgebrachte Kritik führte Bürgermeister Kipke topografische Besonderheiten als Grund an, warum die beschlossenen Konzepte nicht exakt umgesetzt worden seien. Hechts Parteikollege Martin Küpper entgegnete sogleich, was daran schwierig sei, erst im Juni zu mähen und nach Vorgaben zu mulchen. "Dann brauchen wir keine Beschlüsse fassen", folgerte er schließlich. Offen blieb die Frage, woran es lag, dass diese Beschlüsse scheinbar im Sand verlaufen sind.
Zum Ende brachte der Zweite Bürgermeister Sebastian Rüthlein noch den Wunsch zum Ausdruck, dass beschlossene Projekte zukünftig "mit Termin" benannt werden sollten. Ein konkreter Zeithorizont solle sicherstellen, dass aufgeschobene Projekte auch in Zukunft finanzierbar sind.
Dieser Vorschlag fand jedoch im Gremium nur wenig Resonanz. Ratsmitglied Küpper verwies diesbezüglich auf das "Stichwort: Verpflichtungsermächtigung". Der offizielle Teil der Gemeinderatssitzung war damit beendet. Die Probe der Kapelle in der Nachbarschaft noch nicht.