Kanonendonner, Pulverdampf und Schüsse aus dem Vorderlader gehörten für drei Tage zu den Geräuschen, die die beschauliche Ruhe rund um die geschichtsträchtige Holdermühle unterbrochen haben. Auf dem direkt neben der Tauber und dem Tauberradweg gelegenen Gelände feierte der Creglinger Verein "Friends of American History Germany" sein zehnjähriges Vereinsbestehen mit einem Zeltlager und Westernfest.
Laut dem Vorsitzenden Michael Jakob, genannt "Jakson", stellen die Mitglieder amerikanische Geschichte nach. Darin, dass sich neben Cowboys, Trappern und uniformierten Nord-und Südstaatlern auf dem Gelände auch Indianer tummelten, sah Jakson, trotz der Diskussion um den Begriff "indigene Volksstämme" kein Problem. Er habe in den Staaten mit Indianern zusammen gearbeitet. Und sie haben, nach seinen Worten, nichts dagegen, wenn ihre Lebens-und Kleidungsart mit Respekt nachgestellt wird.
Zu den Gästen des Lagers zählte auch Leutnant Heinz Schmitt aus Maßbach, der die 4.Texas Artillerie befehligte und das Schießen mit den Vorderladern und der Kanone überwachte. Er trug eine Uniform, die ein amerikanischer Soldat vor langer Zeit getragen haben könnte. Schmitt gehört einer Gemeinschaft an, die bei ihren Treffen zweimal jährlich den amerikanischen Bürgerkrieg nachstellt. Die "Hardcore Hobbyisten", wie der Veteran die aus ganz Europa stammenden Mitglieder nennt, demonstrieren so detailgetreu wie möglich den von 1861 bis 1865 dauernden militärischen Konflikt zwischen den Süd- und Nordstaaten.
Tippis und Zelte
Mit einer großen Kanone waren Veronika und Harald Eichelberg aus Schwäbisch Hall angereist. Sie ist ein Nachbau der Exemplare, die im 19.Jahrhundert in Amerika zum Einsatz gekommen sind. Auf dem idyllisch gelegenen Platz, der von Tippis und Zelten belegt ist, stand auch eine große Blechbadewanne, die zum Gold waschen diente. Dass es sich bei den aus den Kieselsteinen gesiebten "Nuggets" um mit Goldfarbe an gesprühte Steine handelte, tat der Begeisterung der Kinder keinen Abbruch.
Auch wenn nach den Worten von Michael Jakob wegen der Hitze die Besucherzahlen verhalten waren, so zog der Wirt der Holdermühle, Tobias Wendler, eine zufriedenstellende Bilanz zum erstmals veranstalteten Westernfest. Zum Abschluss der Veranstaltung brachte die Main River Pickers Country-Music noch mal Wildwest- Stimmung auf den Platz.
Mit dem Westernfest fügt die 1424 erstmals urkundlich erwähnte denkmalgeschützte Holdermühle ihrer langen Geschichte ein neues Kapitel hinzu. Kurios: Durch das Anwesen verläuft die Grenze zwischen Baden-Württemberg und Bayern. Dazu hatte 1924 ein Vorfahre der langjährigen Besitzer Beate und Fritz Körner, berichtet, dass vor nahezu 100 Jahren, als die heutige Gaststube noch ein Kuhstall war, ein Besitzer den Stall erweiterte, ohne allzu sehr auf die Grenzen zu achten. Und plötzlich stand die eine Hälfte der Tiere in Bayern und die andere in Württemberg. Seitdem lautete in der Holdermühle ein geflügeltes Wort: "Sie fressen in Württemberg und sch… auf Bayern."
Grenzpfahl hat ausgedient
Der symbolische Grenzpfahl der lange Jahre mitten in der Gaststätte "Holdermühle" die Landesgrenze zwischen Bayern und Baden-Württemberg symbolisierte, hat inzwischen ausgedient. Stattdessen haben Tobias Wendler und Franziska Grimm, die 2021 das Anwesen erworben haben, vor der Gastwirtschaft die Landesgrenze mit einem Zollhäuschen markiert.