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Winterhausen
Der Weg von der Teilung zur Einheit Deutschlands
Die Gründung der Teilstaaten BRD und DDR steht am Anfang des Stationenwegs, der die Aussage des 'Wieder-Vereint-Steins' in Winterhausen ergänzen soll. Bildhauer Thomas Reuter zeigte dem Gemeinderat die Tafel. In Bildmitte Bürgermeister Christian Luksch, links Gemeinderat Uwe Braun.
Foto: Klaus Stäck | Die Gründung der Teilstaaten BRD und DDR steht am Anfang des Stationenwegs, der die Aussage des "Wieder-Vereint-Steins" in Winterhausen ergänzen soll. Bildhauer Thomas Reuter zeigte dem Gemeinderat die Tafel.
Klaus Stäck
 |  aktualisiert: 28.06.2021 02:22 Uhr

Ein "Wieder-Vereint-Stein" wurde zum 30. Jahrestag der Deutschen Wiedervereinigung am 3. Oktober des vergangenen Jahres an der Mainlände in Winterhausen feierlich enthüllt. Doch der Muschelkalk-Quader soll nicht länger alleine stehen. Jetzt ist geplant, seine Aussagekraft zu erweitern. Durch kleinere Steine soll die Vorgeschichte dargestellt werden, nämlich Stationen von der Teilung Deutschlands bis zur Wiedervereinigung, dazu noch die Entwicklung danach, Hoffnungen, die mit der Einheit verbunden waren, und Zukunftsperspektiven. Erläuterungen erhielt der Marktgemeinderat bei einer öffentlichen Außensitzung.

Der "Wieder-Vereint-Stein" hat in der Mitte einen senkrechten Riss. Verspannte Stahlseile halten die zwei Teile zusammen. Dies soll symbolisieren, dass es immer noch Unterschiede gibt, dass die Einheit noch brüchig ist und immer wieder neu gefestigt werden müsse. Der Sinn des Steins solle sich dem Betrachter besser erschließen durch das Aufzeigen von Ereignissen, die vor der Wiedervereinigung standen, meinte Bildhauer Thomas Reuter. Er hat mit Attrappen die geplanten weiteren Steine dargestellt, die den Weg nachvollziehbar machen sollen. Die Tafeln mit den Inschriften hatte Reuter schon dabei.

Vor dem großen Stein sollen nun in gleichmäßigen Abständen der Reihe nach fünf Etappen symbolisiert werden: Die Gründung der beiden Teilstaaten Bundesrepublik Deutschland und Deutsche Demokratische Republik im Jahr 1949, die auch äußerlich zementierte Teilung durch den Bau der Berliner Mauer im Jahr 1961, dann die Versuche einer Annäherung, die in die Ostverträge von 1972 mündeten, die Montagsdemonstrationen in der DDR im Jahr 1989, deren Druck letztlich das SED-Regime nicht mehr standhalten konnte, und der Einigungsvertrag von 1990.

Durch fünf Stationen von der Teilung bis zur Einheit Deutschlands wird die Aussagekraft des 'Wieder-Vereint-Steins' am Winterhäuser Mainufer ergänzt.  Attrappen zeigten dem Gemeinderat, wie das aussehen könnte. 
Foto: Klaus Stäck | Durch fünf Stationen von der Teilung bis zur Einheit Deutschlands wird die Aussagekraft des "Wieder-Vereint-Steins" am Winterhäuser Mainufer ergänzt. Attrappen zeigten dem Gemeinderat, wie das aussehen könnte. 

Doch nicht nur die Vorgeschichte soll ins Auge gefasst werden. Inzwischen sind seit der Wiedervereinigung etliche Jahre vergangen, die Anlass seien zur Reflexion und zu Zukunftsperspektiven. Dazu dient ein nach dem "Wieder-Vereint-Stein" stehender Stein, der das Format einer Sitzbank hat und auch als solche genutzt werden kann. Er regt an zu Betrachtungen darüber, welche unterschiedlichen Hoffnungen und Sehnsüchte mit dem Ende der DDR und mit der Wiedervereinigung verbunden waren, ob sie erfüllt wurden, ob welche offen sind.

Zuerst die Freiheit

Grundlage dafür sind die Kernaussagen der Deutschen Nationalhymne in der dritten Strophe des Deutschlandlieds von Heinrich Hoffmann von Fallersleben: "Einigkeit und Recht und Freiheit". Dabei stellt Reuter die Reihenfolge so um, wie sie wohl von vielen Menschen in der DDR gesehen worden sei, die das Ende des SED-Regimes anstrebten, nämlich: zuerst Freiheit, dann Recht und letztlich Einheit. Zu den Begriffen soll es auf der Tafel Frage- und Ausrufezeichen geben. Auch Bürgermeister Christian Luksch sieht noch Anlass zu solchen Reflexionen. Denn die Deutsche Einheit sei auch nach über drei Jahrzehnten noch nicht überall Gemeingut, werde von manchen immer noch kritisch betrachtet und von manchen gar abgelehnt.

Den Standort für die Erinnerung an die jüngere deutsche Geschichte befand Luksch als gut, nämlich genau angrenzend an die für Erholungszwecke umgestaltete Mainlände, die in der warmen Jahreszeit sehr gut angenommen wird, was auch bei der Sitzung beobachtet werden konnte. Hier entstehe eine Verbindung zwischen Erholung, Kultur und Geschichte, womit das Mainufer insgesamt aufgewertet sei.

Auch für das erweiterte Einheitsdenkmal soll es am 3. Oktober 2021 wieder ein Fest geben. Der Bürgermeister hofft, dass es die Corona-Lage zulässt, in etwas größeren Rahmen mit mehr Publikum als im vergangenen Jahr feiern zu können. Mit dabei sein werde auch der Musikalische Verein. Eine Beteiligung an der zum Tag der Deutschen Einheit wieder stattfindenden Aktion "Deutschland singt", sei wieder vorgesehen.

 
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