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Würzburg
Der Traum vom großen Geld
Bonnie und Clyde begeisterten im Keller des Theater Chambinzky.
Foto: Antje Börner-Klein | Bonnie und Clyde begeisterten im Keller des Theater Chambinzky.
Ursula Düring
 |  aktualisiert: 14.01.2020 02:10 Uhr

So einen Banküberfall kann doch jeder! Chantal, Minirock, Tigerstrumpfhose, rosa Highheels und Glitzer im Haar ist einfach entzückend als unbekümmertes Dummchen. Mit unglaublicher Naivität sorgt sie gemeinsam mit ihrem Freund Manny in "Zwei wie Bonnie und Clyde … denn sie wissen nicht, wo sie sind!" für Turbulenzen und Aha-Momente ob ihrer manchmal verblüffenden Logik. Beide träumen vom großen Geld, von einer Hochzeit in "Los" Vegas und von der großen weiten Welt.

Doch dass das Möchtegern-Gauner-Duo nicht so erfolgreich ist wie seine großen Vorbilder Bonnie und Clyde, ahnen die Zuschauer im voll besetzten Keller des Theater Chambinzky schon in den ersten Minuten. Denn in dem mit Regalen, Schuhkartons und Papiermüll vollgestopften Lagerraum, in dem das Pärchen nach seinem ersten Überfall landet, entdecken sie in der vermeintlichen Geldtüte nur Kaffee, Klopapier und Schnellgerichte. Chantal alias Bonnie hat sich die falsche Tüte geschnappt.

Kein Tiefgang, aber Witz und Slapstick

Die Autoren Tom Müller und Sabine Misiorny haben sich eine Gaunerkomödie ausgedacht, bei der die Lachmuskeln von Beginn an strapaziert werden. Kein intellektueller Tiefgang, statt dessen Witz und Slapstick. Eine groteske Situation jagt die nächste, Gags sind vorprogrammiert. Denn die Planungen für die nächsten Banküberfälle werden immer dilettantischer, die generalstabsmäßigen Übungen aller möglichen Situationen immer komischer, und das heiß ersehnte Geld bleibt ein Traum. Die Tücke liegt nämlich im Detail, sprich im leeren Tank des Fluchtautos, im Unvermögen, Landkarten zu lesen oder in blickdichten Strumpfhosen.

Monika Schiefer führt in ihrer ersten Regiearbeit Daniela Vassileva als Chantal und Luis Fernando Peralta in der Rolle des Manny mit Tempo, Drive und viel Geschick durch das Gaunerstück. Und hat ein fantastisches Schauspieler-Duo zur Verfügung. Als Hobby-Ganoven übertreffen sich die beiden selbst. Er, Goldkettchen, Unterhemd, Lederjacke, Jogginghose und Schuhe mit aufgesticktem Glitzertotenkopf, hirnt sich die Gedanken aus dem Kopf, um endlich den genialen Coup zu landen.

Schauspieler brillieren in ihren Rollen

Dabei nervt ihn seine Freundin ob ihrer Dummheit so sehr, dass er sich in die Fäuste beißen muss oder verzweifelt die Hände vor die Augen schlägt. Gleichzeitig ist er verrückt nach ihr, nimmt sie tröstend in den Arm und gibt den vollkommenen Beschützer. Luis Fernando Peralta als Manny zieht alle Register, vom Macho bis zum Beinahe-Gauner, vom kühlen Strategen bis zum jämmerlichen Verlierer und sorgt mit seinem engagierten Spiel für Heiterkeit am laufenden Band.

Daniela Vassileva als Chantal-Bonnie setzt noch einen drauf. Ihre Dummheit ist himmelschreiend, kommt aber so liebenswürdig über die Rampe, dass sie im Beifall der Zuschauer untergeht. Ihre Mimik mit Schmollmund, Falten auf der Stirn oder weit aufgerissenen Augen, wenn sie so absolut nicht weiß, worum es eigentlich geht, ist umwerfend und lässt keine Wünsche offen. Trotz fehlendem Geld und grantigem Freund tanzt sie in ungetrübter Lebensfreude über die Bühne. Am Ende ist der Beifall für alle opulent.

 
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