"Status Quo" von Maja Zade erzählt die Geschichte dreier Berufseinsteiger namens Florian (gespielt von Nick Danilcenko), die mit ihren Chefinnen und zu Hause mit den Partnerinnen zu kämpfen haben. Julia Remy, Katharina Müller, Daniela Vassileva und Sylvie Legner verkörpern dabei die Frauen, gegen die sich Florian permanent behaupten muss - denn als Mann steht er im Machtgefälle auf der Talseite. Lucas Nicht steht ihm in vielen weiteren Rollen mal als verständnisvoller Kollege bei oder zettelt als eifersüchtiger Konkurrent eine "Bockerei" (das männliche Pendant zum Zickenkrieg) an.
Die kleine Bühne der Theaterwerkstatt verwandelt sich mit wenigen, aber effektiven Requisiten stetig in neue Räumlichkeiten. Lediglich die Holzgestelle werden immer wieder neu arrangiert und funktionieren als Regale, Wände, Kneipentheke oder Käfig. Der Boden ist mit bunten Klebestreifen verziert, die abstrakt an eine Vulva erinnern. Wollte man interpretieren, könnte man dies entweder als umgedrehtes Phallussymbol und omnipräsente Machtstruktur, oder aber als eigentliche Verdeutlichung der Thematik erkennen, nämlich dass die Frau eben doch auf der unteren Seite steht: und somit unterdrückt wird. Jedenfalls regt die Gestaltung zum Nachdenken an.
Eine unsichere Männerstimme aus dem Off
Die kurzen Episoden aus den Leben der Florians wechseln sich mit musikalischen Übergängen fließend ab. Während im Dunkeln umgebaut wird, erklingt eine unsichere Männerstimme, die sich fragt, wie sie sich als richtiger Mann verhält oder eine Frauenstimme, die erklärt, dass sie Jungs zum Frühstück frisst. Diese Inszenierung drückt einem alles mit einem roten Ausrufezeichen direkt auf die Zwölf.
Das Publikum lacht sich lauthals kaputt, wenn es gewisse Szenen aus dem eigenen Leben wiedererkennt. Gelegentlich hört man ein "genauso bist du auch" oder "das ist so krass". Spätestens aber bei der erschreckend expliziten sexuellen Belästigung lacht niemand mehr und wir schauen hilflos bei einer schweren Straftat zu, wenn Florians Chefin den kurz vor dem Nervenzusammenbruch stehenden Mann mit Bodylotion einreibt und an die Brust fasst.
Das Groteske an diesen Geschichten ist, dass sie mit einem Protagonisten viel unnatürlicher wirken. Das Stück richtet sich vornehmlich an heterosexuelle Männer, denen weitestgehend unbeschwert und selbstverständlich der Blick für die Strukturen fehlt, die dazu führen, dass darüber ein Theaterstück geschrieben werden muss. Oder Filme gedreht. Oder Bücher geschrieben. Oder Proteste geführt. An alle: Bitte anschauen!
Weitere Spieltermine im Internet unter https://www.theater-werkstatt.com/events/status-quo/
Regie, Bühnenbild & Technik MÜSSEN genannt werden. Regie sollte selbsterklärend sein. Bühne & Technik wurden im Text mehrfach angesprochen, aber nicht deren Urheber*innen. Hä?
Das sind Menschen, die wochenlang Tag & Nacht an dieser Produktion gearbeitet haben und nun nicht mal erwähnt werden.
Bitte nochmal über Formalia kundig machen.