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Frauenland
Der Sound lateinamerikanischer Musik
Die Sängerinnen und Sänger des Oratorienchores unter der Leitung von Matthias Göttemann.
Foto: Beate Müller (Archivfoto) | Die Sängerinnen und Sänger des Oratorienchores unter der Leitung von Matthias Göttemann.
Ursula Düring
 |  aktualisiert: 15.05.2024 02:48 Uhr

Passt Musik, emotionsgeladen und alle Sinne berührend, zu einer frommen Messe in ein Gotteshaus? Mit seinem Werk "Misatango" ist dem 1965 in Buenos Aires geborenen Martin Palmeri ein klingender Balanceakt gelungen, der seit 1996 weltweit aufgeführt wird. Der argentinische Komponist hat sakrale Linienführung mit Stilelementen des Tangos kombiniert und, inspiriert von seinem Landsmann Astor Piazzolla, eine Synthese geschaffen aus der klassischen Form einer Messe und dem markanten Drive eines Tango Nuevo.

Doch bevor sich die Sängerinnen und Sänger des Oratorienchores unter der bewährten Leitung von Matthias Göttemann mit Enthusiasmus in die farbigen Spannungsbögen dieser Messe stürzen, stellen sich die Musiker des "Quatuor Babaroque" vor, die später die instrumentale Begleitung des Chores übernehmen.

"Die vier Jahreszeiten" sind das lateinamerikanische Gegenstück zur gleichnamigen Komposition von Antonio Vivaldi. In kontrastreichen Gesten beschreibt Piazzolla das Erleben von Frühling, Sommer Herbst und Winter auf der Südhalbkugel. Da brummt der gestrichene oder gezupfte Kontrabass (Didier Capeille), da tropft das Vibraphon (Marie Claire Dupuis) schwelgende, schmeichelnde oder schrille Klänge in die Gehörgänge. Patrick Mathis mit seiner Drehorgel, einer Art Leierkasten, besticht durch Geschwindigkeit, mit der er das Schwungrad zum Drehen und die Pfeifen zum Singen bringt. Schwermütige oder scharfe, geheimnisvolle und melancholische Töne entlockt Alain Territo dem Bandoneon auf seinen Knien, dem Instrument, das den typischen Sound in der lateinamerikanischen Musik ausmacht.

In der "Misatango" kommt noch das Fagott von Christian Bouvier als Begleitinstrument dazu. In der Kirche "Unsere Liebe Frau" bereiten die fünf Instrumente dem Chor einen Klangteppich, auf dem sich lateinamerikanische Atmosphäre ausbreiten kann. lnbrünstig das "Kyrie", füllig das "Gloria", in das sich Solistin Alice Didier mit einem innig gestalteten "Qui tollis peccata mundi" einklinkt. Ihre warme, weich geführte Altstimme setzt Akzente, mischt sich im "Credo", im "Sanktus", im "Benedictus" und im "Agnus dei" in den sauber und markant interpretierenden Chor, dessen Gesang Lebensfreude, knisternde Spannung und Melancholie verströmt.

Erwähnt werden soll noch "Ripitiki", ein bei diesem Auftritt aus neun Laiensängern bestehender Chor, der sich unter der Leitung von Gédéon Richard bei diesem deutsch-französischen Konzert mit dem Song "Odeon" des Brasilianers Ernesto Nazareth präsentiert.

 
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