Der Dezember ist der Monat der langen, dunklen Nächte und kurzen Tage, in diesem Jahr noch erschwert durch Kontaktbeschränkungen, eine Zeit also zum Lesen und Träumen. Da kommt ein kleines Bändchen recht, das eben im Buchhandel erschienen ist: ein reizendes Märchen aus der Feder einer weitgehend vergessenen Würzburgerin.
Denn Elisabeth Dauthendey, 1854 in Petersburg geboren und 1864 nach Würzburg gekommen, steht immer im Schatten ihres Halbbruders Max Dauthendey. Zu ihren Lebzeiten war sie eine erfolgreiche Autorin und engagierte Frauenrechtlerin, bis sie als „Halbjüdin“ im Dritten Reich, von Verfolgung bedroht, ihre schriftstellerische Tätigkeit aufgab und 1943 vereinsamt und verarmt in Würzburg starb.
Die „Teeprinzessin“, 1920 in einem Band mit dem Titel „Märchen von heute“ abgedruckt, wurde jetzt – hundert Jahre später – wiederentdeckt: Herausgegeben hat sie der Max-Dauthendey-Fachmann Daniel Osthoff – die einfühlsamen Illustrationen stammen von der 98-jährigen Künstlerin Renate Osthoff. Das Kunstmärchen der damals 66-jährigen Schriftstellerin spricht Kinder, aber auch Erwachsene an.
Die bezaubernde Geschichte spielt „fern im Osten“, dem Sehnsuchtsort ihres Halbbruders Max: Ein zartes Teestrauch-Elflein kommt auf den verhängnisvollen Gedanken, ein Mensch werden zu wollen, um den König heiraten zu können; diese kommt jeden Abend, um ihre Märchen und Geschichten anzuhören. Zwar wird ihr hartnäckiger Wunsch trotz aller wohlmeinenden Warnungen erhört, doch bringt er ihr kein Glück …
Hineingewoben in diese feinsinnige Erzählung ist eine Hommage an den dänischen Dichter Hans Andersen, dessen Märchen schon damals auch in Deutschland sehr populär waren, obwohl sie eher melancholisch sind und nur selten glücklich enden. Das Märchen wurde 1926 vom Würzburger Komponisten Simon Breu als Singspiel vertont und von den Zöglingen des Ferdinandeums uraufgeführt.
Die „Teeprinzessin“ ist zum Preis von 14 Euro im Buchhandel und im Antiquariat Osthoff erhältlich, wo derzeit hinter verschlossenen Türen gearbeitet werden muss.