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KLEINOCHSENFURT
Der Rosenliebhaber
Lesergärten: Bei Siegfried Hamann liegt der Fokus eindeutig auf Rosen. Rund rund 350 Exemplare sind in seinem Garten in Kleinochsenfurt verteilt und bilden eine Komposition aus Beetrosen, Halbstämmchen und Rosenbögen.
Antje Roscoe
 |  aktualisiert: 11.11.2015 13:12 Uhr

Kleinochsenfurt B 13, Ecke Frühlingsstraße: Im Sommer sticht die üppig bunte Blüte der Rosenstämmchen ins Auge, im Winter ein Skulpturengarten aus Jutekugeln. Man kennt ihn und doch auch nicht, den Rosengarten von Siegfried Hamann.

Eine mannshohe Mauer fängt das Grundstück ab, denn die Frühlingsstraße ist steil. Davor konnte man Siegfried Hamann dieses Jahr mit Rollrasen werkeln sehen. Im nächsten Frühling soll ein Meer von Krokussen blühen. 500 Zwiebeln hat der 74-Jährige eingearbeitet. Tulpen hatte er sich erst vorgestellt, aber die ziehen zu langsam ein, sagt er bedauernd. Das kollidiere mit der Notwendigkeit zu mähen, denn zu Füßen seiner Rosen soll es schön gepflegt aussehen.

Alles begann 2003 mit Strauchrosen – Westerland, Rokoko, Romanze und Lichtkönigin Luzia – mit diesen vier Rosensorten wollte Hamann zu Beginn seines Ruhestands seinen Garten aufmöbeln. 35 Jahre lang hatte er keine Zeit und auch wenig Interesse gehabt, ließ er das Grundstück eher „naturbelassen“. Doch einmal begonnen ging es unaufhaltsam Richtung Rosengarten, weil er Gefallen an den Rosen fand, immer mehr dazu kaufte. „Man kann sagen, ich bin rosensüchtig geworden“, schmunzelt er. Tragisch daran ist offenbar nur, dass er jedes, aber auch jedes Mal von Ehefrau Rosa erwischt wird, wenn er „schon wieder“ Rosen bestellt hat. Das scheint Teil eines Sports zu sein.

„Man kann sagen, ich bin rosensüchtig.“
Siegfried Hamann aus Kleinochsenfurt

Mittlerweile sind es immerhin rund 350 Exemplare und im Zweifelsfall sind beide am buddeln, schneiden und wässern. Im Herbst wurzelnackt gekauft, sind Rosen erschwinglich, erklärt Hamann die Opulenz. Da hätte man vielleicht einmal mehr 14 Tage lang groß verreisen können. An den Rosen aber habe er jeden Tag seine Freude und den nicht unerheblichen Wasserbedarf deckt er aus Zisternen und dem eigens gebohrten Brunnen.

Jedenfalls hat sich auf dem Grund, der als zweiter Bauplatz herhalten sollte, sukzessive eine Komposition aus Beetrosen, eine Folge von Rosenbögen und ein Labyrinth von Halbstämmchen verteilt, dazu ein kleiner Hain Säulenäpfel. Es ist ein Garten so recht zum Wandeln, von Strauch zu Strauch, von Blüte zu Blüte. Die eigentliche Ordnung, teils durch Staffelung in den Höhen, teils durch Wege oder Blütenfarben vorgegeben, tritt zurück für das Unvorhersehbare, den nächsten verheißungsvollen Blick. Ein stimmiges, nach Bauchgefühl komponiertes „Bunt“ herrscht vor, beruhigt durch Wiederholungen einer Sorte. Grüne Begleiter und Blickfänge wie die Kugelkirsche oder die rund geschnittene Säulenbuche, überhaupt viele Formschnitte, erinnern an Rosenparks. Im Fokus steht eindeutig die Rose.

Stauden, die üblicherweise als ideale Begleiter für Rosen empfohlen werden, lenken nach Ansicht von Hamann zu sehr ab. Für ihn soll die Rose dominant sein, weshalb er sie gerne mit Buchs, Gräsern, Eiben, Kirschlorbeer oder der kegelförmigen Smaragd-Thuja kombiniert. Ein ganz besonderer Hingucker ist ihm mit dem weißen Schneewittchen vor dem dunkelroten Perückenstrauch gelungen. Aber auch Kräuter wie Salbei und Lavendel lässt er gelten.

Zu 90 Prozent sind es moderne, öfter blühende Rosen wie die Märchenrose Pomponella im Stil alter Rosen, die Kletterrose Momo, die Edelrose Focus, die Zwergrose Mandarin. Sie sind klassische Hingucker und gefallen Hamann fast besser als die schnell verblühenden Duftrosen, sagt er. Auch die Englischen Rosen, die in dieser Südlage eigentlich problemlos gedeihen, haben dieses Manko: William Shakespeare verblasst bei Regen sehr schnell, Winchester Cathedral verblüht rasch.

Die Rosenfreunde Taubertal in Creglingen, eine Regionalvertretung der Gesellschaft Deutscher Rosenfreunde, genießen Hamanns fachliches Vertrauen und sind Inspirationsquell. Inzwischen kann der Rosenliebhaber, der sich am Tag der offenen Gartentür beteiligte, selbst viele gute Tipps geben: Beispielsweise, dass man im ersten Jahr nicht düngt, allenfalls ein paar Hornspäne mitgibt sondern die Rosen einfach nur in normalen Gartenboden setzt. Mit Kuhdung-Pellets düngt er im zeitigen Frühjahr; und später, bis in den Herbst, verwendet er ein biologisches Flüssignährstoffkonzentrat auf Getreidebasis. Ohne Insektizide geht es im Rosengarten nicht, sagt Hamann. Eine Ausnahme ist die widerstandsfähige Sorte Heidetraum, die nicht gespritzt werden muss.

„Ich finde es schön, wenn man in der Schöpfung arbeiten kann.“
Siegfried Hamann Ochsenfurt

Der Kompromiss für Hamann als Imker lautet, zeitig gegen Mehltau und Läuse anzugehen, bereits wenn die Blätter kommen. Sobald die Blüten kommen, wird nicht mehr gespritzt. Wenn Hamann anfängt, seine Hochstämmchen für den Winter einzupacken, haben alle anderen Gärtner noch etwas Zeit. 100 Rosen in Vlies zu wickeln, so dass die Veredelungsstelle eingepackt ist, das dauert ein Weilchen. Damit es schöner aussieht, kommt eine Jute-Haube drüber. Bei den anderen Rosen wird angehäufelt.

Hamann ist inzwischen sogar Taktgeber für die Winterarbeiten in den Gärten ringsum und warnt vor zu frühem Auspacken im Frühjahr: nicht vor Ende März, Anfang April. Da war es sonst auch Zeit, die mediterranen Kübelpflanzen aus der Garage zu räumen. Die allerdings hat er aussortiert, gärtnert stattdessen auf dem Dach weiter. Es erinnert an Urban Gardening, müsste als neuer Trend für Siedlungsgebiete aber wohl Garage-Gardening heißen. Bei Hamanns findet sich ein absolut gelungenes Muster auf dem Garagendach – Beeren auch auf dem Balkon und Salat in Blumenkästen am Fenster.

Nachdem im Garten nur Platz für Rosen ist, sprießen Erd- und Stachelbeeren, Gemüse und Salat in Mörtel-Bottichen. Einheitliche Größen, mit Brettern verschalt, geben dem Ganzen ein ansprechendes Aussehen. Es ist die Freude am Pflanzen, die Hamanns aufs Dach getrieben hat. Siegfried Hamann: „Ich finde es schön, wenn man in der Schöpfung arbeiten kann“.

Er ist der Rose verfallen: Siegfried Hamann aus Kleinochsenfurt in seinem Garten.
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