Vor einem Monat kam Post ins Haus: Die Agentur Filmgesichter suche in Würzburg über 1000 Komparsen für die Dreharbeiten des TV-Dreiteilers „Die Geschichte des Hotel Adlon“. Ab Mitte Juli werde gedreht. Zum Film und den Schauspielern wollte die Agentur nichts preisgeben; das werde die Produktionsfirma „in den nächsten Wochen“ selbst übernehmen. Seitdem herrscht Funkstille.
Main-Post-Recherchen haben ergeben, dass die Firma „Moovie – the art of entertainment“ mit Sitz in Berlin den Dreiteiler fürs ZDF produziert. Moovie-Chef ist Oliver Berben, Sohn der Schauspielerin Iris Berben. Uli Edel („Der Baader-Meinhof-Komplex“, „Letzte Ausfahrt Brooklyn“, „Christiane F. – Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“) führt die Regie.
Nachfragen bei Agentur, Produktionsfirma und ZDF blieben unbeantwortet. Selbst die Frage, ob sich inzwischen genug Würzburger für die Komparserie beworben hätten, blieb ohne Antwort.
Noch kein Antrag an die Stadt
Möglicherweise hängt das Schweigen damit zusammen, dass die Filmemacher selbst noch vor offenen Fragen stehen. Rathaus-Sprecher Georg Wagenbrenner berichtet zwar von ersten informellen Gesprächen zwischen der Produktionsfirma und der Stadtverwaltung. Absprachen seien aber noch keine getroffen und Anträge, etwa zur Genehmigung von Straßensperren, seien noch nicht gestellt.
Sicher ist, dass der Residenzplatz – wie beim Mantel-und-Degen-Streifen „Die drei Musketiere“ – als Drehort vorgesehen ist. Er soll den Pariser Platz darstellen, der in Berlin zwischen dem Nobelhotel Adlon und dem Brandenburger Tor liegt.
Das Adlon, 1907 eröffnet, 1945 zerstört, 1997 wiederöffnet, ist eine ebenso luxuriöse wie legendäre Bleibe. Bis 1933 schlief, konferierte und feierte im prächtigen Haus mit der Adresse Unter den Linden 77 beinah alles, was international Rang und Namen hatte: der deutsche Kaiser, der Zar von Russland und der europäische Hochadel, Wirtschaftsmagnaten wie Henry Ford oder John D. Rockefeller, Schauspieler wie Charlie Chaplin und Marlene Dietrich, hochrangige Politiker wie Gustav Stresemann, der Reichskanzler von 1923. Im nationalsozialistischen Deutschland blieb die internationale Kundschaft aus, die Nazi-Größen mochten den Kaiserhof, Berlins erstes, 1875 eröffnetes, Luxushotel lieber.
Bayern bezahlt mit
Der Pariser Platz, der auf dem Residenzplatz nachgestellt werden soll, ist ein etwa 15 000 Quadratmeter großes Quadrat direkt am Brandenburger Tor. Hier hat unter anderem die Akademie der Künste ihren Sitz. Er ist geschichtsträchtig, war Schauplatz der Novemberrevolution 1918 ebenso wie bei der Wende 1989.
Im TV-Dreiteiler will Regisseur Edel die Geschichte des Hotel Adlon im 20. Jahrhundert nacherzählen. Das Publikum soll, so heißt es in einer Beschreibung der Produktionsfirma Moovie, „die Welt der Hoteldynastie, ihrer Angestellten und der internationalen Stars, die hier zu Gast waren“, erleben.
Und warum wird in Würzburg gedreht? Zumindest für die Wahl des Bundeslandes gibt es eine schlüssige Erklärung. Denn der FilmFernsehFonds (FFF) Bayern, mit dem der Freistaat, öffentlich-rechtliche und private Fernsehsender gemeinsam die bayerische Film- und Fernsehlandschaft stärken wollen, hat im Februar beschlossen, die Berliner Produktion mit 400 000 Euro zu fördern.
Bilderchen und Nacherinnerung, Statements und Berichte - mir graut jetzt schon davor....