Es ist ein Kommen und Gehen, aber manchmal auch ein Verweilen. Die Tür des Dorfladens steht kaum still. Immer wieder kommen Kunden. Besonders interessiert sind sie an den Backwaren und den frischen Produkten, wie Gemüse und Obst oder Eiern von freilaufenden Hühnern. Der eine oder andere setzt sich nach seinem Einkauf an einen der Tische, die zur Kaffeehaus-Atmosphäre beitragen. Es gibt ein Regal mit Büchern zum Schmökern sowie Spiel- und Malsachen für Kinder. Man kann in Ruhe ein süßes Teilchen, ein Hörnchen, ein belegtes Brötchen, einen Kaffee oder eine heiße Milch genießen.
Es war für sie ein enormer Kraftakt, aber die drei Familien Bouveret, Gardill und Linke aus Geroldshausen haben es mit Unterstützung zahlreicher Helfer geschafft: Von nun an gibt es in ihrem Ort wieder einen Dorfladen.
Vor Ort fehlte eine Lebensmittelmarkt
Seit am 31. Dezember 2017 der Konialwarenhandel und die Bäckerei Heunisch ihre Türen schlossen (wir berichteten) gab es in Geroldshausen und auch den nächsten Ortschaften außer dem Dorfladen in Uengershausen keinen Lebensmittelladen mehr vor Ort. Den Menschen in der Region fehlten der Markt und vor allem die Bäckerei.
Es wurde überlegt und diskutiert, was unternommen werden könnte, um die Bevölkerung wieder vor Ort zu versorgen. Drei Familien nahmen die Sache schließlich in die Hand, und so entstand die Initiative für einen Dorfladen. Es wurden Informationen eingeholt, eine Unterschriftenaktion gestartet, das Projekt im Gemeinderat vorgestellt und eine gut besuchte Info-Veranstaltung abgehalten.
Der Ansturm der Kunden hält an
Die offizielle Eröffnung fand am 24. November statt. Dazu kamen viele Besucher, die zunächst einmal einfach sehen wollten, was alles angeboten wird. Auch der Bürgermeister war da und Pfarrer Hans Thurn übernahm die Segnung des Dorfladens. Am Eröffnungstag war der Ansturm natürlich groß.
Doch er hält auch weiter an. Die Öffnungszeiten von Montag bis Freitag ab 6 Uhr sind für Handwerker und Arbeiter ideal. Sie findet in der warmen Theke Leberkäs oder Schnitzelbrötchen, und in der kalten Theke werden Laugenstangen oder belegte Brötchen mit und verschiedene Leckereien auch für Vegetarier angeboten. Die Betreiber informierten sich bei Berthold Heunisch über das Sortiment, das zur Grundversorgung benötigt wird. Er war es auch, der die so frühen Öffnungszeiten empfahl, was für die Verkäuferinnen und Verkäufer eine Herausforderung ist. Dank seiner Informationen über sein Geschäft wussten die Betreiber des Dorfladens, was vor Ort gefragt war.
Die Ladeneinrichtung aus den 1950ern blieb erhalten
Das Sortiment ist groß. Es gibt alles, was man im täglichen Gebrauch benötigt. Viele Bürger haben sich mit einer Beteiligung im Dorfladen mit eingebracht. Und diese Menschen kaufen natürlich auch vor Ort ein. So sagt Harold Becker lachend bei seinem Einkauf: "Ich habe den Dorfladen unterstützt und hole mir jetzt mit meinem Einkauf meine Dividende ab." Und auch Kunde Peter Bolvasky hat sich beteiligt und kauft ein. Kathrin und Michael Fischer kommen aus Kirchheim nach Geroldshausen zum Einkaufen: "Der Laden ist wunderschön und wir sind froh, dass es ihn gibt. Wir kaufen gerne frische Waren hier ein."
Die Tische und Stühle zum Verweilen werden besonders gut angenommen. Die Übernahme der hölzernen Ladeneinrichtung aus den 1950er Jahren inspirierte die Betreiber zum Stil des Cafés, das an ein gemütliches Wohnzimmer erinnern soll. Dadurch entstand eine Kommunikationsstelle in der Gemeinde. Es werden Gedanken ausgetauscht und man fühlt sich wohl.
Armin Gardill, einer der Initiatoren, ist richtig stolz auf das, was die drei Familien mit Unterstützung vieler Helfer geschafft haben. "Es hat genau zehn Monate und 23 Tage gedauert, wir haben viel Herzblut und Arbeit in den Dorfladen gesteckt. Eigentlich haben wir ihn aus dem Boden gestampft," meint er. Und tatsächlich scheint das Projekt auf einem guten Weg zu sein.