In den 60er Jahren waren Nasen (Weißfische) im Main so häufig, dass sie bei ihren Laichzügen zu Tausenden flussaufwärts zogen. Ein großes Fischsterben hat sie in den 70er Jahren am Maindreieck fast ausgerottet. Gemeinsam mit den Fischerzünften müht sich der Bezirk Unterfranken heute, die natürlichen Bestände wieder aufzubauen. Über 20 000 Jungfische wurden dazu allein heuer in die Freiheit entlassen, unter anderem in Randersacker.
Kaum so lang wie ein Finger sind die Fischchen, die Fischwirtschaftsmeister Matthias Schäffner vom Teichbetrieb des Bezirks bei Maidbronn in Randersacker freigelassen hat. Geholfen hat ihm dabei der Obermeister der Randersackerer Fischerzunft, Hubert Holl, der zugleich Sprecher der Berufsfischer im unterfränkischen Fischereiverband ist und sich um die natürliche Artenvielfalt der Fischfauna sorgt. Das Umgehungsgerinne, ein naturnah gestalteter Bachlauf parallel zur Randersackerer Staustufe, eignet sich besonders gut als Kinderstube für den Fischnachwuchs.
Eltern stammen vom Untermain
Im Teichbetrieb waren die Jungfische ein bis zwei Jahre lang herangezogen worden, bis sie groß genug waren, um in der freien Natur überleben zu können. Die Elterntiere stammen vom Untermain, wo die Bestände noch reichlicher sind. Mit elektrischen Strom werden sie kurzzeitig bewegungsunfähig gemacht und schonend gefangen.
Vorsichtig werden den Weibchen die Eier und den Männchen das milchige Sperma abgestreift. Die Tiere überstehen die Prozedur unbeschadet und dürfen danach zurück in den Fluss. Die befruchteten Fischeier werden zunächst im Bassin bebrütet, die Jungbrut später in die Teiche entlassen, wo die Jungfische nicht fürchten müssen, von einem Raubfisch verspeist zu werden.
Kiesbände zum Laichen
Im Main hatten die Nasen lange Zeit wenig Chancen, sich selbstständig zu vermehren, sagt Hubert Holl. Die umströmten Kiesbänke, auf denen sie ihren Laich ablegen, waren fast vollständig verschwunden. Im verschmutzten Wasser konnten die Larven ihren hohen Sauerstoffbedarf nicht decken und starben nach kurzer Zeit ab. Erst mit dem Mainausbau wurden auf Drängen der Fischer an verschiedenen Stellen wieder Kiesbände geschaffen, unter anderem am Ausgang der Kraftwerks an der Staustufe in Randersacker.
Speier nannten die Fischer die Nasen früher und Holl erinnert sich gut daran, wie bei den Laichzügen ihre Rücken silbern an der Wasseroberfläche glänzte. Weil sie dabei, um Untiefen zu überwinden, massenweise aus dem Wasser sprangen, sprachen die Fischer vom „Speier-Ritt“.
Das Wasser des Mains ist inzwischen sehr viel sauberer als noch vor 30 oder 40 Jahren. Wolfgang Silkenat, Fischereifachberater des Bezirks, hat deshalb große Hoffnung, dass sich die Bestände künftig auf natürliche Weise erhöhen. Noch ist dazu aber die Unterstützung des Menschen nötig. Dass es einmal wieder so viele werden wie früher, kann sich Hubert Holl nicht vorstellen.
Jungfische werden alljährlich im Main eingesetzt. Darunter sind von Anglern begehrte Arten wie Hecht und Zander. Bei der Nase und der Barbe hingegen geht es vorrangig um den Artenschutz, so Silkenat. Von Verbrauchern werden diese Weißfischarten wegen ihrer vielen Gräten verschmäht. Früher war das anders, wie sich Hubert Holl erinnert. Da galten Nasen und Barben als beliebte Speisefische und galten wegen ihres reichen Vorkommens als die Brotfische der Fischer.