Vor 50 Jahren wurde der Turm des Steigerwaldklubs auf dem Bullenheimer Berg errichtet. Dieses Jubiläum feierte der Verein nun gebührend. Der Turmbau sei "für uns heute kaum mehr vorstellbar", meinte die Vorsitzende des Steigerwaldklubs Bullenheim, Grit Rückert. Es habe damals noch keine Wege, keine Zufahrten, keine großen Waldlichtungen oder ähnliches gegeben. Viele Arbeitsstunden fleißiger Helfer seien nötig gewesen, um das Bauwerk zu errichten. Am 24. Juni 1972 sei der Grundstein gelegt worden. 2011 wurde die Nordseite des Turms erneuert.
Dieter Esser (77), der beim Turmbau von Anfang an im Turmbauausschuss dabei war, erinnert sich an die Anfänge des Projekts, die etwa vier Jahre vor den eigentlichen Bau zurückreichen. Es sei in der Küche der "Traube" gewesen, dem langjährigen Vereinslokal des Steigerwaldklubs, das von der Familie Schmitt betrieben wurde. Karl Schmitt habe ihn herein gewunken und ihm vom Vorhaben des damaligen Vorsitzenden Ludwig Modlmayer erzählt. "Weißt du, was der Meister vorhat?", habe die Frage gelautet, erinnert sich Esser. Als er so vom Turmbau erfuhr, habe er gleich gesagt: "Freilich bauen wir den Turm."
"Und der Turm wird doch gebaut"
Die Idee sei damals von vielen als "Spinnerei" abgetan worden. Legendär ist der Satz "Und der Turm wird doch gebaut", mit dem sich der damalige Vorsitzende Ludwig Modlmayer gegen Zweifler behauptete. Doch dafür bedurfte es viel Schriftverkehr mit Behörden. Auch das nötige Geld, immerhin 45.000 Mark, musste beschafft werden. Hier verdankt der Verein viel seinem damaligen Kassier, dem Ehrenmitglied Martin Lange, der sich um Spenden bemühte und um den Schriftverkehr kümmerte. Auch Pfarrer Kinkelin habe maßgeblich mitgewirkt, blickt Esser dankbar zurück. Im Klublokal gab es eine Spendenbox. Zuschüsse habe es sowohl aus Unter- wie auch aus Mittelfranken gegeben.
Er selbst habe einen geeigneten Standort für den Turm gesucht. "Ich bin die Eichen raufgekrabbelt", erzählt Esser im Gespräch mit dieser Redaktion. Denn schließlich sollte man vom später 15 Meter hohen Turm aus Bullenheim sehen. Der Platz wurde in der einstigen Vorburg gefunden, einer kleinen Burganlage, von der heute nur wenig bekannt ist.
Esser erinnert an die schwierigen Wegeverhältnisse zur damaligen Zeit. Mittels einer Raupe der Firma Knauf wurde Raum geschaffen. Das Betonfundament sei in Handarbeit gegossen worden. Das Holz transportierten die Helfer mit dem Pferdefuhrwerk der Familie Engert aus Rodheim. Die großen Eckpfosten des Aussichtsturms soll Baroness von Poellnitz von Schloss Frankenberg umsonst zur Verfügung gestellt haben.
Der Blick reicht bis in die Rhön
Drei Monate dauerte der Bau. Am 24. September 1972 wurde der Aussichtsturm eingeweiht. Er erfreut sich seitdem bei Wanderern großer Beliebtheit. Sie genießen den Blick in die Ferne, bis in die Rhön. Das Scheinfelder Schloss sieht man allerdings nicht mehr, weil auf dieser Seite des Turms die umgebenden Bäume mittlerweile zu hoch gewachsen sind.
Nach einem Gottesdienst mit Pfarrerin Heidi Wolfsgruber und dem Mittagessen gab es ein unterhaltsames Programm. Dieter Esser und die langjährige frühere Vorsitzende Doris Klose-Violette erzählten einige Geschichten über den Steigerwaldklub und den Turm. Thomas Weber machte eine kleine Führung. Auch für Kinder war einiges geboten.
Klose-Violette würdigte die "tolle Leistung, den Turm zu bauen". Die Fenster seien zwei Jahre später dazugekommen, 1980 sei der Innenausbau erfolgt. Der Steigerwaldklub habe mit dem Bau des Turms auch viel Verantwortung übernommen. Der Unterhalt des Turms belaste eine Vereinskasse sehr, sagte Klose-Violette, die an die Turmwarte und deren verantwortungsvolle Tätigkeit erinnerte: Karl Schmitt, Werner Tröster (19 Jahre Turmwart bis 1975), Klaus Baumann (15 Jahre), Frank Schmidt (er kam 2009)und Erwin Volkamer (seit 2018).