Sie waren Exoten, von Anfang an. Das wollten sie auch sein. Anders als die anderen sein, was Neues ausprobieren, neue sportliche Herausforderungen suchen. Mit einem Wort: Hornussen. Niemand kannte 1991 diesen Namen und diesen Begriff, als ein junger Münnerstädter, Michael Bogner (†), den Sport, der ansonsten nur in der Schweiz ausgeübt wird, ins Lauerstädtchen brachte. Jetzt, nach 27 Jahren, steht das Ende des Vereins vor der Tür, der Verein befindet sich im „Auflösungsjahr“.
Unbeobachtet von der Öffentlichkeit haben die Vereinsmitglieder im September 2017 beschlossen, die „Hornussergesellschaft (HG) 1991 Münnerstadt e.V.“ aufzulösen. Christoph Krauß, der amtierende Präsident (der Vorsitzende einer Hornussergesellschaft führt die Bezeichnung Präsident), hat das bei einem Notar in die Wege geleitet. „Wir haben keine Aktivitäten mehr, der Mitgliederstand ist rückläufig, wir haben kein Spielfeld mehr“, so fasst er zusammen, was sich in den vergangenen Jahren ereignet hat. Jetzt folgt ein „Auflösungsjahr“. In diesen zwölf Monaten werden alle rechtlichen Dinge abgewickelt. Nach Beendigung der Abwicklung wird der Verein aus dem Vereinsregister gelöscht, im Falle der Münnerstädter Hornussergesellschaft wird das im November 2018 sein.
Spielerdecke immer dünner
„Es blieb uns nichts mehr anderes übrig“, beschreibt Chris Krauß den Anfang des Endes für den Verein. Die ehemals aktiven Hornusser in Münnerstadt sind älter geworden, haben ihre Aktivitäten verlagert, sie haben sich beruflich verändert, Familien gegründet, berufliche Karrieren gestartet.
Wie der Vorsitzende selbst, der mittlerweile in Deggendorf arbeitet und nur noch am Wochenende in Münnerstadt ist. Zu den besonders erfolgreichen Aktiven zählt Florian Henneberger, früher wie heute. Wie Christoph Krauß und dessen Bruder Jan ist Florian mit etwa zehn Jahren zu den Hornussern gestoßen. Sie blieben dem Sport treu, während die anderen mit der Zeit für das Hornussen keine Zeit mehr hatten.
Die Spielerdecke der Münnerstädter Hornusser wurde immer dünner. Anfangs waren Spieler wie Klaus Schilling, Arno Reuscher und andere dabei, etliche aus der Handball-Mannschaft des TSV haben sich in den 1990-er Jahren auch mit dem Hornussen probiert. Der Kick lag am „etwas anderen Sport“ und an der tollen Gemeinschaft . Es wurden Ausflüge in die Schweiz unternommen, man besuchte dort den Patenverein in Grafenscheuren bei Burgdorf, wurde zu anderen Gesellschaften und zu den großen Schweizer Hornusserfesten eingeladen. Die Münnerstädter wurden mit offenen Armen aufgenommen, reichlich mit Material unterstützt. So entstanden Freundschaften, die bis heute gepflegt werden.
Zu diesen besonderen Freunden zählen Hans Glauser (Schönbühl), der ehemalige Präsident des Eidgenössischen Hornusserverbandes, und Karl Weber (Rüti), der in Münnerstadt zur Inkarnation des Schweizer Hornussers wurde. Glauser, er ist Ehrenmitglied des Münnerstädter Vereins, bedauert die bevorstehende Vereinsauflösung, kann die Gründe aber nachvollziehen. Auch in der Schweiz gäbe es in manchen Vereinen ähnliche Probleme. Der Zentralverband versuche, mit geeigneten Aktionen insbesondere bei der Nachwuchsförderung entgegenzuwirken. Desweiteren: „Es braucht immer zwei bis drei Personen“, so Hans Glauser, „die den Verein organisieren“. Solche Personen werden seltener und damit die Probleme größer.
Trainingswoche vor Ostern bleibt
Für Karl Weber ist das Aus für die Münnerstädter Hornussergesellschaft natürlich sehr bedauerlich. „Die wichtigsten Leute sind nicht mehr in der Region, sie haben sich beruflich und privat verändert“, weiß er als Insider. Dabei sei der Trainingszusammenhalt verloren gegangen, „die am Karren gezogen haben, sind nicht mehr da.“ Die Trainingsgruppe aus der Schweiz, initiiert von Karl Weber, Franz Burkhalter, Ruedi Kormann und Alfred Aeschbacher, kommt bereits seit 27 Jahren jährlich zu einer Trainingswoche vor Ostern nach Münnerstadt. „Das wird auch nach der Vereinsauflösung so bleiben“, stellten Christoph Krauß und Karl Weber übereinstimmend fest.
Spielgelände ging verloren
„Eine komplette Münnerstädter Mannschaft zu stellen (das sind 16, Anm. d. Red.) wurde immer schwieriger“, so Krauß. Der Verein hielt sich mit dem Besuch von Schweizer Hornussermannschaften über Wasser und suchte immer mehr die Nähe zu den Kollegen in Großrinderfeld. Hier, südlich von Würzburg, hatte sich 1994 eine zweite deutsche Hornussergesellschaft gegründet. „In dieser Zeit wurde nach Innen und Außen noch was getan“, erinnert sich Werner Müller, der von 2000 bis 2013 Präsident der Hornussergesellschaft war. Doch während seiner Zeit als Vorsitzender wurde es immer ruhiger. Als dann das Spielgelände in der Au verloren ging, weil es dort einen neuen Pächter gab, war das Ende des Vereins vorgezeichnet. Das ist bedauerlich, da Münnerstadt einen Farbtupfer in der Vereinsszene verliert.