
Einen bemerkenswerten Akzent mit einem hochsensibel ausgewählten Programm setzt das Herbstkonzert im nahezu ausverkauften St. Kiliansdom im Würzburger Konzertleben. Mit dem "Totentanz" von Hugo Distler als Kernstück des Abends gilt es, den Kreislauf des Lebens und dessen Ende, den Tod, musikalisch darzustellen und mit kontrastierenden Sprechtexten zu ergänzen.
Unter dem sorgfältigen Dirigat von Domkapellmeister Alexander Rüth interpretieren gut 30 Sängerinnen und Sänger des Kammerchors am Würzburger Dom Musik von Hugo Distler, Hugo Wolf, Heinrich Schütz und Max Reger und Texte von Joseph Eichendorff, Angelus Silesius, Matthias Claudius, Bertolt Brecht und Johannes Klöcking. Domorganist Stefan Schmidt fügt sich mit dem 4. Satz des Zyklus "Hiob" von Petr Eben – "Sehnsucht nach dem Tode" – gewohnt spannungsgeladen ein.
Spätmittelalterliche Dichter haben ihre Vorstellungen vom Ableben in hochromantische Worte gefasst. Der a-Capella-singende Chor weiß diese textverständlich vorzutragen. In "Resignation" werden Ergebenheit und Dankbarkeit hörbar ("… Da tratst du wunderbar zu mir …"), in "Letzte Bitte" ("… Herr, auch mir gib endlich Frieden") der Wunsch nach ewiger Ruhe (Eichendorff/Hugo Wolf).

Ein anderes Verständnis vom Ende und vom Sterben tönt aus dem blau ausgeleuchteten Altarraum während Distlers "Totentanz". Die vierzehn kurzen Epigramme bleiben mystisch und fromm, schweben als Mahnung, als Warnung, als Lob zart durch das Kirchenschiff. Im scharfen Kontrast dazu stehen jedoch die unerbittlichen Sprechtexte. Die Toten im Reigen spricht Martin Maria Eschenbach, akzentuiert und ausdrucksstark. Der vor allem als "Tatort"-Kommissar bekannte Miroslaw Nemec trägt die Worte des Todes vor. Vor ihm sind alle gleich, egal ob Bischof, Bauer, Jungfrau, Kind. Der Schauspieler variiert, deklamiert, schimpft. Hebt kurz die Hand wie zu tanzender Bewegung, flirtet sogar, mischt aber auch Betroffenheit in seine Stimme, klingt beinahe mild, tröstend ("… Solche Arbeit ... hefte der Seele Flügel an") – ein Duo, das sich melodisch ergänzt und auch dem souverän deklamierenden Mädchen (Mädchenkantorei) Raum lässt. Verbindende Flötentöne trägt Stefan Albers bei.

In strahlendem Weiß glänzt der Altarraum beim abschließenden Chorgesang von vier Werken des im Frühbarock komponierenden Heinrich Schütz, die hoffnungsvoll, fromm, jubelnd vorgetragen werden – instrumental begleitet von Stefan Schmidt (Truhenorgel), Silas Bischoff (Laute), Thomas Fields (Gambe) und Fran Petrač (Violone).