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Würzburg
Der Kreis schließt sich
Kurt Grimm (links) und Jörg Künkel.
Foto: Joachim Fildhaut | Kurt Grimm (links) und Jörg Künkel.
Joachim Fildhaut
 |  aktualisiert: 09.07.2020 02:10 Uhr

Vor zehn Jahren verplante ein Galerist seine Räume versehentlich doppelt. Schüchtern fragte er bei dem betroffenen Maler in Brühl und dem Bildhauer in Kleinrinderfeld nach, ob sie sich vorstellen könnten, zu zweit auszustellen. Jörg Künkel und Kurt Grimm kannten sich zwar nicht, halfen dem Veranstalter aber mutig aus der Patsche. Seitdem machen sie etwa zweimal jährlich gemeinsame Sache in Kunsthallen aller Art und teilen sich Kojen auf Kunstmessen.

Seit vergangenem Wochenende zeigt jeder im Spitäle rund zwei Dutzend neue Arbeiten unter dem schlichten Titel "Skulpturen, Malerei". Grimm schweißte wieder viele Viertel-, Halb- und Dreiviertelkreise aneinander zu Einheiten, bei denen Abstraktion und Zeichenhaftigkeit ebenso harmonisch miteinanderschweben wie Dynamik und das Ruhen in sich selbst.

Die Kritikerfrage nach Kurt Grimms kindlichen Baukastenerfahrungen führt in einen etwas späteren Lebensabschnitt des 60-Jährigen, auf eine anthroposophische Kunstausbildung, bei der es "überhaupt keine rechte Winkel" gegeben habe. Er könne sich vorstellen, dass er später als Gegenreaktion möglichst straight und zielgerichtet diese modulare Konstruktionsweise gewählt habe.

Vier verschiedene Techniken

Grimms allerjüngste Entwicklung steht in der Apsis: Hier haben sich alle Kreissegmente geschlossen und durchzirkeln einander raumgreifend. Insgesamt stellt Grimm Produkte vierer grundverschiedener Techniken vor. Für die sehr organischen Bandeisen-Verschlingungen wickelt er das Material erst wie eine Lakritzschnecke auf und lässt diese dann von einem großen Gabelstapler auseinanderziehen. Diese, auch mit Hilfe des Zufalls geformten, Elemente setzt er anschließend zusammen – oder schneidet sie auseinander. Edler Rost überzieht sie alle.

Dem Spitäle-Besucher fällt beim Eintreten halbrechts ein Gemälde mit einem dunkelbraunen Kreis auf. Das stammt noch aus der hieroglyphischen Phase des Malers Jörg Künkel, in der er vor zehn Jahren vorwiegend arbeitete, und zwar ausschließlich im Kleinformat 20 auf 20 Zentimeter.

Künstler sind vor Ort

Die Würzburger Schau regt Auge und Sinn vielfach an. In puncto Räumlichkeit fasziniert es, dass die dezidierte Raumkunst des Bildhauers umgeben wird von Farbkompositionen, die unabweislich Landschaften imaginieren lassen – aber kaum Tiefe haben. Nur ein ganz frisches Bild, ein hellgrün dominiertes Seestück, zieht den Blick in eine perspektivische Ferne. Ansonsten erweist der Maler mit seinem Verzicht auf Räumlichkeit dem Bildhauer Respekt und überlässt diesem sein wichtiges Medium.

Die Zweidimensionalität Künkels ist in Wirklichkeit natürlich gar keine. Oft hat er den tiefsten Farbschichten Sand oder Erde beigemischt, um einen plastischen Malgrund zu erzielen. Für die oberen Schichten hingegen nimmt er gern Tusche, die sehr fein verläuft. Über derlei Details kann man sich mit den Künstlern am letzten Ausstellungswochenende unterhalten, denn dann machen die zwei persönlich Aufsicht an der Alten Mainbrücke.

Kurt Grimm, Jörg Künkel: "Skulpturen, Malerei", im Spitäle, bis 26. Juli Dienstag bis Sonntag von 11 bis 20 Uhr.

 
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