Trocken, aber kühl, so präsentierte sich der Kirchweih-Sonntag in Randersacker. Zumindest bis zum Abend. Dann änderte sich zwar an den Temperaturen nichts, beim Kampf um den Titel des stärksten Mannes allerdings ging es vor mehr als 250 Zuschauern heiß her.
Wie es seit vielen Jahren Tradition ist, hatte Organisator und Moderator Norbert Wegmann sich wahrhaft schweißtreibende Übungen für den Wettkampf der Muskelmänner ausgedacht. Tehn Teilnehmer sammelten in vier Disziplinen Punkte. Bis auf Dirk Motzkus aus Chemnitz stammten alle aus Würzburg oder Randersacker. Größtenteils sind sie bei der SG Randersacker keine Unbekannten, trainieren Woche für Woche am Randersackerer Sonnenstuhl. Motzkus wiederum war für den offiziellen Freiluft-Wettkampf der SG am Vortag an den Main gereist und bis zur Kirchweih geblieben.
Lautstarke "Ziiiiieh"-Rufe
Auch wenn die Sympathien der "Rantzackerer" natürlich bei den Lokalmatadoren, den 20-jährigen Zwillingen Jonas und Simon Bausewein lagen, hatten ganz offensichtlich einige der Würzburger auch ihre Fans mitgebracht. Das befeuerte die Stimmung auf dem Kirchweihplatz zusätzlich. Das zeigte sich beim aufmunternden, rhythmischem Einklatschen vor dem jeweiligen Kraftakt und lautstarken "Ziiiiieh"-Rufen währenddessen.
Obwohl der spätere Sieger gleich bei drei Disziplinen siegte, blieb es bis zur allerletzten Sekunde spannend. Dafür sorgte Wegmann, der nach den ersten beiden Runden den Zwischenstand geheim hielt - und der Aufbau des Kraftvergleichs. Denn sowohl beim Auto-Ziehen - knapp 2500 Kilogramm Gewicht waren hierbei mit Muskelkraft zu bewegen - als auch beim abschließenden Heben mit Hilfe einer speziellen Vorrichtung kämpfte jeder Athlet für sich allein unübersehbar mit jeder Faser seines Körpers gegen die träge Masse, die es zu bewegen galt.
Zuvor galt es jeweils im direkten Vergleich mit einem Konkurrenten Meter zu machen, um Punkte zu sammeln. Erst beim Wettlauf mit 145 Kilogramm-Gewichten und Fässer-Schleppen als kräftezehrender Unterbrechung, dann beim Weitlauf auf Zeit mit einem 50-Kilogramm schweren Baumstamm auf der Schulter.
Verdienter Sieg unter großem Jubel
Als sich beim Schlussakt, dem Heben auf der Bühne des Festplatzes, in der sechsten Runde Jonas Bausewein aus Randersacker schließlich als Einziger die 370 Kilogramm vom Boden hochzog, war der Jubel groß. Mit diesem letzten Bravourstück hatte sich der Student mit 37 von 40 möglichen Punkten den verdienten Sieg gesichert und die Würzburger Konkurrenten Lukas Köster (21 Jahre, 34 Punkte) und Felix Leopold (26 Jahre, 33 Punkte) auf Silber und Bronze verwiesen.
Die einzige Runde, in der Bausewein nicht zehn Punkte holte - das Auto-Ziehen - ging an den 20-Kilogramm schwereren Köster. Beim Lauf mit Gewichten teilte sich der Randersacker Platz eins mit Leopold, der ebenfalls 120 Meter schaffte.
Unerwartet kam der Triumph nicht. Neben dem am Sonntag frisch erworbenen Titel, durfte sich der Kraftsportler 2017 bereits über die deutsche Juniorenmeisterschaft im Kreuzheben freuen. Im nächsten Jahr, dem 50. Jahr der Gewichtheber der SG, versichert Wegmann am Ende der Kraftsport-Show noch einmal, wird der Titel des stärksten Mannes von Randersacker letztmals vergeben, die Kirchweih in dieser Form endgültig sterben.