Den genießt auch Karl-Josef Sieber immer wieder. Seit 1967 ist er Herbergsvater. Zehn Jahre Pause waren dem Beruf geschuldet. Jetzt zieht er es durch, solange er kann. Denn wenn er einmal aufhört, da ist er ziemlich sicher, "ist es aus mit der Jugendherberge".
1972 hatte die Stadt sie vom Deutschen Jugendherbergswerk in ihre Trägerschaft übernommen, als die unrentablen Häuser zur Disposition gestellt wurden. Zum Unterhalt des Turmes kommen damit laut Sieber jährlich 3000 Euro Zuschuss zum laufenden Betrieb. Der geht von April bis Oktober. Da gibt es kein Wochenende, weil jeden Tag ab 730 Uhr Frühstück auf den Tisch kommt und sauber gemacht wird. Aber Sieber gefällt es, "sonst würd' ich es nicht machen", lacht er, und außerdem meint er: "Ich mach das schon noch zehn Jahre".
Siebers eigentliche Leidenschaft dabei ist das Kochen. Er lädt gerne Leute zum Essen ein. Nicht genug, dass er zu Hause täglich sechs Familienmitglieder bekocht, die teils nicht mal im Haus wohnen. Auch in der Jugendherberge gibt es auf Wunsch Vollpension. Für 3,50 Euro serviert Sieber auf eigene Rechnung etwas Warmes, inklusive Nachtisch. Das legitimiert die Profi-Küche zu Hause, nur einen Katzensprung vom Klingentorturm entfernt, in der Brunnengasse.
Karl-Josef Sieber hat schon mit 14 Jahren "bei den Pfadfindern für die Leut' gekocht", erzählt er. Damals hat er auch das erste Mal in der Jugendherberge ausgeholfen und dann immer mal wieder Vertretung gemacht. Zwei Studenten betrieben das Haus damals, und als die mit dem Studium fertig waren, bewarb sich Sieber um den Posten.
Der Haken an der Sache für den 17-Jährigen waren die Bedingungen: Im katholischen Bayern hatte man damals volljährig (21 Jahre alt) und als Mann auch verheiratet zu sein, um Herbergsvater werden zu können. Sieber bekam die Ausnahmegenehmigung - die Nähe der Wohnung war wohl ausschlaggebend - und hatte seine neue Nebenbeschäftigung. Den alten Wunsch, immer mal etwas mit Gästezimmern machen zu wollen, hat er inzwischen auch zu Hause verwirklicht, wo er für größere Gruppen (bis 30 Personen) auch mal seine Appartements zum Jugendherbergspreis vermietet.
Radfahrer gehören heute zum Hauptklientel und Familien, denen das Jugendgästehaus in Würzburg zu teuer ist. Der Spielplatz im Stadtgraben und das Gasthaus am Fuße des Turms sind da gute Ergänzungen, erzählt Sieber. Mit Jugendlichen aus Sozialprojekten auf erlebnispädagogischen Exkursionen hat er Erfahrungen gesammelt, die er sich künftig gerne spart, wenn es sich vermeiden lässt. Am diszipliniertesten seien Gruppen mit behinderten Menschen.
Daten & Fakten
Jugendherberge Ochsenfurt:
Diese Einrichtung existiert seit
1924. Träger ist die Stadt Ochsen-
furt. Marketing: Deutsches Jugend-
herbergswerk Öffnungszeiten:
April bis Oktober - und auf An-
frage Zimmer: zwei Sechs-Bett-Zim-
mer, ein Zwölf-Bett-Zimmer. Über-
nachtungen jährlich: durchschnitt-
lich 900. Verweildauer: durch-
schnittlich 1,1 Tag. Übernachtung
inkl. Frühstück: 10 Euro. Leih-
gebühr Bettwäsche: 3 Euro.