Clever, gut organisiert und zielstrebig - so beschreibt sich der 26-jährige Richard Schmidt, Bronzemedaillengewinner der WM 2017 und EM 2018 im Herrendegen. Neben dem Leistungssport studiert er mittlerweile im neunten Semester an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg Jura.
Es sei nicht leicht, Leistungssport und Studium miteinander zu vereinen. "Auch wenn es für mich ein super Ausgleich ist und ich auf keines von beiden verzichten möchte. Aber es geht meiner Meinung nach nicht, beides gleichzeitig zu 100 Prozent zu machen. Wenn eine Prüfung ansteht, liegt mein Fokus auf dem Studium. Vor großen Turnieren ist mein Hauptaugenmerk auf das Training ausgelegt." Im nächsten Semester wird laut Schmidt die Uni im Vordergrund stehen. Danach muss er sich auf die Fecht-EM 2019 vorbereiten.
Anwärter des nächsten Sport-Stipendiats
Derzeit steht er wegen seiner besonderen Leistungen als studierender Spitzensportler als einer von fünf Top-Kandidaten zum Sport-Stipendiat des Jahres 2018 zur Wahl. Der Gewinner wird im September bekannt gegeben. Bislang wurde Schmidt mit Stipendien der Deutschen Bank und der Sporthilfe unterstützt. "Ohne Förderung könnte ich nicht studieren und gleichzeitig Leistungsport betreiben. Dann wäre ich sicher nur Hobbyfechter."
Seine Liebe zum Fechten entdeckte er, nachdem seine Mutter ihn im Alter von drei Jahren beim Verein Tauberbischofsheim für den Sport anmeldete. "Es war damals eher Bewegungstraining. Mit etwa sechs haben wir erste Fechtschritte gelernt." Er blieb bei dem Sport und nennt sich heute "fechtverrückt".
Seit rund zwei Jahren gehe er für den Fechtclub Offenbach an den Start. Trainieren würde er jedoch weiterhin in Tauberbischofsheim von Montag bis Samstag etwa drei Stunden lang. Sein Wohnsitz ist in Würzburg. "Mit dem Training und dem Pendeln geht natürlich Freizeit verloren. Aber ich habe es mir es so ausgesucht und es macht mir auch wahnsinnig Spaß."
Der Reiz am Degenfechten
Es gibt drei Fechtarten mit jeweils unterschiedlicher Ausrüstung und Technik: Florett, Säbel und Degen. Letzteres ist Schmidts Spezialgebiet. Beim Degenfechten ist der gesamte Körper "von Kopf bis Fuß" die mögliche Trefffläche. Die Dauer eines Kampfes sind maximal drei mal drei Minuten oder sobald einer der Fechter 15 Punkte erreicht hat.
"Mir gefällt am Fechten besonders, dass es eine direkte Duellsportart ist - eben eins gegen eins. Es gibt keinen Platz für Fehler. Außerdem ist die Sportart sehr vielfältig: es verbindet Technik und Taktik mit Kraft und Schnelligkeit."
Seit seinen Drittplazierungen bei EM und WM ist er Teil der Weltspitze. "Nun habe ich nicht mehr den Vorteil, unterschätzt zu werden. Aber ich habe jetzt mehr Selbstbewusstsein und bringe eine gewisse Grundruhe mit auf die Bahn. Meine Stärke ist die Taktik und Technik, dazu analysiere ich eigene wie auch die Duelle meiner Gegner. Ich habe durch meine zweite internationale Medaille gezeigt, dass meine Leistungen stabil geblieben sind und ich mich bei den Besten etabliert habe."
Das nächste Ziel
Nun möchte er weiterhin zeigen, dass er dazu gehört. Das nächste große Ziel ist Olympia 2020. "Die Qualifikation ist nicht einfach. Und wenn ich es schaffe möchte ich dort, in Tokyo, meine Leistungen abrufen können. Dabei sein, ist für mich nicht alles." Die Urkunden und Medaillen seiner großen Wettkämpfe hängen als Collagen an den Wänden seiner Würzburger Wohnung und erinnern ihn täglich an seine bisherigen Erfolge.