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Würzburg
Der Hexentanz des Teufelsgeigers
 Höhepunkt des Abends war die erste Live-Präsentation von Siber-Kompositionen, von denen keine Originalaufnahmen existieren. Diese Aufgabe hat die junge Geigenvirtuosin Samira Spiegel übernommen, begleitet von der Pianistin Nina Scheidmantel.
Foto: Patty Varasano |  Höhepunkt des Abends war die erste Live-Präsentation von Siber-Kompositionen, von denen keine Originalaufnahmen existieren.
Julian Bandorf       -  Julian Bandorf wuchs im Landkreis Schweinfurt auf und absolvierte zunächst eine Berufsausbildung als Kaufmann für Spedition und Logistikdienstleistung. Danach machte er Abitur am Schweinfurter Bayernkolleg und studierte Germanistik und Political and Social Studies an der Uni Würzburg. 2021 begann er seine freie Mitarbeit bei der Main-Post, seit April 2024 ist er Redaktionsvolontär.
Julian Bandorf
 |  aktualisiert: 05.09.2021 02:29 Uhr

Zu Lebzeiten ist er weltweit einer der polarisierendsten Violinisten überhaupt gewesen und doch ist sein Name heute nur noch absoluten Kennern ein Begriff. Die Rede ist von Geigenvirtuose und Schriftsteller Jules Siber, der 1871 in Dettelbach geboren wurde und dessen Lebensmittelpunkt sich über viele Jahre in Würzburg befand. Nun widmeten die Organisatoren des Kulturfestivals "Kultur ausm Hut" Siber einen ganzen Abend.

Dabei wurde ein tiefer Einblick in die Lebensgeschichte des Universaltalents gewährt, sowie auch sein Literarisches Schaffen in Form einer Romanlesung gewürdigt wurde. Natürlich war das Programm auch mit musikalischen Untermalungen aus der Feder Sibers bestückt. Eigentlich sollte das Programm bereits am 28. August stattfinden, das war jedoch witterungsbedingt nicht möglich. Am Mittwoch zeigte sich dann das Wetter von der spätsommerlichen Seite.

Einblick in die Lebensgeschichte des Universaltalents

Den Anfang machte der Leiter des Amts für Kulturmanagement der Stadt Offenbach Ralph Ziegler. Er ist zudem der Autor einer Biographie über Jules Siber, die in Kürze erscheinen soll. Auszüge aus diesem Werk wurden dem Publikum präsentiert. Ein Fokus lag bei den Textstellen auf seinem Verhältnis zur Stadt Würzburg, in der er sehr geschätzt wurde und in höchsten Kreisen verkehrte. So zitiert Ziegler viele Zeitgenossen des "Würzburger Hausdämons", wie Siber gerne genannt wird, und gibt einen Einblick, wie die Bewohner der Residenzstadt die teilweise kontroverse Persönlichkeit des Ausnahmegeigers wahrgenommen haben. Ziegler nimmt dabei auch Bezug auf die Hingabe des Künstlers für übernatürliche und okkulte Machenschaften. 

Eines der stimmungsvollen Höhepunkte war die Lesung von Sibers Roman "Inkubus". Die Handlung des Werks spielt unter anderem im Würzburg zur Zeit der Hexenverfolgung und die Faszination des Autors für Magie, Dämonen und den Teufel wird im Text sofort deutlich. Der Würzburger Antiquar Daniel Osthoff erzählte zunächst, wie hoch die Nachfrage nach Literatur von Siber sei: "Kein einziger hat je bei mir nach seinen Werken gefragt." Osthoff war es dann auch, der die Zeilen des Romans in Szene setzen sollte. Mit seiner Stimme transportierte er exzellent die schaurige Grundstimmung des Textes. Die teilweise grausamen Szenarien werden sehr bildhaft beschrieben. 

Es exisitieren keine Tonaufnahmen

Die damals gefeierten Musikstücke wurden von der jungen Violinistin Samira Spiegel zum Leben erweckt. Am Klavier begleitete sie die Pianistin Nina Scheidmantel. Da von Sibers Werken keine Tonaufnahmen existieren, darf sich das Publikum zu einem exklusiven Kreis zählen. Seit dem Tod Sibers hat niemand diese Stücke mehr gehört.

Samira Spiegel erzählte im Gespräch mit Moderator Karl-Georg Rötter von ihrer Herangehensweise an die Aufgabe und wie seltsam es war, erst selbst herausfinden zu müssen, wie es denn am Ende klingen soll. Beim "Hexentanz", wohl Sibers wichtigste Komposition, bekam man einen Eindruck, wie eigenwillig und unkonventionell der Stil des "Teufelsgeigers" gewesen sein muss. "Jules Sibers Auftritte sind immer eher eine Performance gewesen als eine technisch korrekte Darbietung", erklärt Ralph Ziegler.

Rund 50 Menschen besuchen am Mittwoch das Sommerfestival 'Kultur ausm Hut' im Park der Umweltstation am Nigglweg in Würzburg. 
Foto: Patty Varasano | Rund 50 Menschen besuchen am Mittwoch das Sommerfestival "Kultur ausm Hut" im Park der Umweltstation am Nigglweg in Würzburg. 
Ralph Philipp Ziegler (links) hat die erste umfassende Siber-Biografie verfasst, die er in Auszügen erstmals öffentlich vorstellte. Zusammen mit dem Würzburger Antiquar Daniel Osthoff (rechts) trug er außerdem einen Auszug aus Sibers Roman „Inkubus“ vor.
Foto: Patty Varasano | Ralph Philipp Ziegler (links) hat die erste umfassende Siber-Biografie verfasst, die er in Auszügen erstmals öffentlich vorstellte.
 Karl-Georg Rötter.
Foto: Patty Varasano |  Karl-Georg Rötter.
Der  Würzburger Antiquar Daniel Osthoff
Foto: Patty Varasano | Der  Würzburger Antiquar Daniel Osthoff
Die junge Geigenvirtuosin Samira Spiegel (in Weiß) wurde begleitet von Pianistin Nina Scheidmantel.
Foto: Patty Varasano | Die junge Geigenvirtuosin Samira Spiegel (in Weiß) wurde begleitet von Pianistin Nina Scheidmantel.
 
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