
Hohe Wellen, schwerer Seegang – der Würzburger Hafensommer hat ein bewegtes Jahr hinter sich mit Spontan-Absage, Dochdurchführung, Wogen im Stadtrat und Trennung vom künstlerischen Leiter. Aber jetzt, da ist ganz offensichtlich ruhige See: Am Montag lud das „Team Hafensommer“ zur Pressekonferenz an den Alten Hafen, aufs „Boot“. Um wie gewohnt das Programm vorzustellen, das auch daherkommt wie gewohnt. Und doch ein bisschen anders ist.
„Wie gewohnt“ – das ist vor allem die Ausrichtung, sagt Kulturreferent Muchtar Al Ghusain. „Wir haben am Anspruch, ein Entdecker-Festival sein zu wollen, festgehalten.“ Es gelte, Kultur „nicht nur bewahrend zu betreiben, sondern voranzutreiben.“ Wie in den ersten zehn Jahren des Hafensommers kommen die Künstler von der Sahara bis Schweden, von Kuba bis Köln aus aller Welt. Und es sind klangvolle Namen dabei – wie Nils Landgren oder Eliades Ochoa. Und Musiker, die es in Würzburg zu entdecken gilt – Emel Mathlouthi vielleicht, als Pop-Ikone des neuen Tunesien angekündigt. Oder Gisela Joao, „Portugals neue Fado-Entdeckung“.
Zwischen Weltmusik und lokaler Kultur
„Wie gewohnt“, sagt Al Ghusain, ist bewusst auch der Auftritt: Mit neuem Team im Hintergrund und neuen Angeboten, präsentiert sich das Festival mit Programmheft (in Auflage von 30 000), Plakaten und „Corporate Design“ von der Agentur „Hummel + Lang“ doch mit bekanntem Äußeren. „Wie gewohnt“ mit im Boot beim diesjährigen Hafensommer, der am 21. Juli mit der Classic Night beginnt, seien auch die langjährigen Partner und Sponsoren, sagt der Kulturreferent: „Das gute, harmonische Miteinander im Team hat sich bei ihnen schnell herumgesprochen.“
Das Team, das sind der Kasseler Musikagent Lutz Engelhardt und der Berliner Musikmanager Basti Hofmann, zusammen zuständig für die „Weltmusik“. Für Lokalproporz und Einbindung regionaler Künstler sorgen Ralf Duggen, als U&D-Macher bestens bekannt, sowie Antje Molz, lange Jahre fürs Stramu verantwortlich. Die Vier haben sich drei Themennächte, die Hafentour und das Format „. . . lädt sich Gäste ein“ ausgedacht.
Die Themennacht „Migration Blues“ am 28. Juli wollen die Festivalmacher auch als „kulturpolitisches Signal angesichts der Flüchtlingsströme in der Welt“ verstanden wissen. „Blues ist eine Musik der Flucht“, sagt Engelhardt. Zur Maghreb Nacht am 4. August wird die weltweit bekannteste Tuareg-Formation an den Main kommen: Tinariwen. Die Musiker aus der Wüste füllen in England große Konzerthallen, sagt Engelhardt. „Live ein ganz großes Ereignis.“ Auch diese Nacht ist dem Team als politisches Zeichen wichtig: „Nordafrikanische Musik hat es immer schwierig in Deutschland gehabt und oft Ablehnung erfahren“, sagt der langjährige Leiter des „Kulturzelts“ in Kassel. „Dabei ist diese Musik wahnsinnig positiv besetzt.“
Statement fürs Kulturquartier
Mit einem lokalen Statement für das Kulturquartier Alter Hafen sollen die 17 Festivaltage beginnen. Am Samstag, 22. Juli, gibt es neu die „Hafentour“: Das Festival wird über die Kaimauern schwappen. Zwölf Stationen mit sechs Konzerten und ganz viel Kunst im kompletten Kulturspeicher und drum herum wird es geben. „Wir wollen aufmerksam machen auf die vielen Kulturanbieter, die hier sind“, sagt Initiatorin Antje Molz. BBK-Galerie, Tanzspeicher, Druckwerkstatt, Museum . . . Die Idee: „Überall mal kurz reinspicken.“
Vorverkauf „deutlich über dem Vorjahr“
Am nächsten Montag werden Taucher im Hafenbecken die schwimmende Bühne festzurren. Ab 21. Juli muss dann nur noch das Wetter stimmen. Wie der Vorverkauf läuft? „Da liegen wir deutlich über dem, was wir 2016 kurz vor dem Festival hatten“, sagt Al Ghusain. Für Mighty Oakes am 24. Juli sei man „kurz vor ausverkauft“. Und auch für die Konzerte von Max Mutzke am 27. Juli und der kubanischen Legende Eliades Ochoa am Schlussabend, 6. August, müsse man sich beeilen. Für die Veranstalter ein beruhigendes Fahrwasser.