Ein Winzling von einem 150 Nanometer großem Virus zeigt gerade seine im Verhältnis dazu riesige Macht. Umso wichtiger scheint mir zu überlegen, was nicht er, sondern wir selbst entscheiden können. Gegen alles, was wir gerade ohnmächtig hinnehmen müssen, tut es mir zum Beispiel gut, mich selbst aktiv und selbstbestimmt zu erleben.
So ist es mir wichtig, mir bewusst coronafreie Zeiten am Tag zu gönnen, zum Beispiel um in einem Fall von Commissario Brunetti zu lesen, meine Rückenübungen am Morgen oder einen zügigen Spaziergang zu machen. Ein Stück Distanz zu gewinnen zu dem, was uns überfluten will.
Ich freue mich bewusst über schöne Dinge
Ich versuche bewusst wahrzunehmen, bei welcher Tätigkeit, an welchem Ort und mit welchem Menschen ich mich in aller Verunsicherung trotzdem gut und sicher fühle. Ich beobachte, wie neue Rituale entstehen, z.B. die gemeinsame Serie mit der Familie am Abend. Ich genieße, dass die Kinder gerade keinen Stress wegen Schulaufgaben haben. Bei meiner Entspannungsübung nehme ich war, ob es mir gelingt, loszulassen, hier und jetzt einfach da zu sein und meinen Atem zu spüren. Oder ob Befürchtungen und eigene und fremde Ansprüche mich noch im Griff haben.
Ich freue mich bewusst über schöne Dinge: gemeinsam kochen, essen oder mit der Familie Wizard spielen. Ein Cappuccino to go an einem ruhigen Fleck in der Sonne. Es macht mich zufrieden, wenn es mir gelingt, im Rahmen meiner Möglichkeiten auch für andere da zu sein: zu Hause oder in der Beratungsstelle derzeit am Telefon mit Klientinnen und Klienten. Ich staune, dass in dieser Krise Dinge möglich sind, die ich mir vorher nicht habe vorstellen können: Etwa Beratung für Paare am Telefon mit eingeschaltetem Lautsprecher. Ebenso – auch ganz neu – teilweise schon Beratung in einer Videokonferenz für Paare über eine sichere und geschützte Verbindung.
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Bei Bedarf können Sie gerne mit einer der zehn Beratungsstellen der Ehe-, Familien- und Lebensberatung in der Diözese Würzburg einen Termin für eine Telefonberatung vereinbaren. Weitere Informationen unter www.eheberatung-wuerzburg.de.
Ich wünsche Ihnen, dass Sie in allem, was Sie gerade hinnehmen müssen, trotzdem auch Spielräume für eigenes Gestalten entdecken!
Albert Knött (51) ist Fachreferent für Ehe-, Familien- und Lebensberatung (EFL) im Bistum Würzburg. Dieser Beitrag gehört zur Main-Post-Serie "Der gute Morgen", in der in Zeiten der Corona-Krise Menschen aus Franken ihre positiven Gedanken aufschreiben und mit unseren Leserinnen und Lesern teilen.