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Gaukönigshofen
Der große Krieg im kleinen Dorf
Am Beispiel Gaukönigshofen untersuchte ein Historiker, welche Folgen der Erste Weltkrieg für ein Dorf im Ochsenfurter Gau hatte. Sein Buch präsentiert er beim Marktfest. 
Bürgermeister Bernhard Rhein (links) mit dem Buch, für das Historiker Georg Menig Hunderte von Gemeindeakten und Feldpostbriefen aus der Zeit des Ersten Weltkriegs ausgewertet hat. Foto: Gerhard Meißner
| Bürgermeister Bernhard Rhein (links) mit dem Buch, für das Historiker Georg Menig Hunderte von Gemeindeakten und Feldpostbriefen aus der Zeit des Ersten Weltkriegs ausgewertet hat. Foto: Gerhard Meißner
Gerhard Meißner
 |  aktualisiert: 27.04.2023 07:21 Uhr

Mit über 11 Millionen Toten gilt derErste Weltkrieg als die Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts. Auch aus den Dörfern des Ochsenfurter Gaus blieben Hunderte von jungen Männern auf den Schlachtfeldern. Am Beispiel von Gaukönigshofen hat der Auber Historiker Georg Menig untersucht, wie der Krieg in der Heimat wahrgenommen wurde und welche sozialen und gesellschaftlichen Folgen er nach sich zog. Das Buch, das dazu erschienen ist, stellt Menig beim Marktfest am Sonntag, 16. September, im Rathaus von Gaukönigshofen vor.

Nahezu alle jungen, arbeitsfähigen Männer waren zum Kriegsdienst eingezogen worden. Menig hat Gemeindeakten, Musterungslisten und zahllose Feldpostbriefe ausgewertet. Dabei stellte er unter anderem fest, das die Kriegsbegeisterung bei der überwiegend bäuerlichen Bevölkerung weniger stark ausgeprägt war als in der Arbeiterschaft - wohl im Wissen darum, dass der Wohlstand des Hofes von der Arbeitskraft der jungen Bauern und Knechte abhing.

Emanzipation und Mechanisierung

Auch die sozialen Veränderungen in der Heimat kommen zum Ausdruck. Frauen, die zuvor gesellschaftlich kaum eine Rolle gespielt hatten, wurden zu den Ernährern ihrer Familien. Der Krieg habe auf diese Weise, wenn auch nur für kurze Zeit, zu einer sozialen Gleichstellung der Frauen geführt. Der Mangel an Arbeitskräften trieb die Mechanisierung in der Landwirtschaft voran und veränderte so nachhaltig die bäuerliche Wirtschaftsweise. 

Wie Georg Menig herausgefunden hat, profitierte ein jüdischer Fabrikant von landwirtschaftlichen Maschinen von der steigenden Nachfrage. Als glühender Patriot spendete er große Summen für die Versorgung von Soldaten und Verwundeten. Den Neid, der der Fabrikantenfamilie trotzdem entgegengebracht wurde,  sieht Menig als eine der Wurzeln für den Antisemitismus, der 20 Jahre nach Kriegsende im Dritten Reich seinen traurigen Höhepunkt finden sollte. 

Kriegserfahrung und soziale Folgen

In seinem Buch beleuchtet Georg Menig auch das Schicksal der insgesamt 277 Frontsoldaten aus Gaukönigshofen, befasst sich mit ihrer Wiedereingliederung sowie der Bewältigung der Kriegserfahrung und untersucht die sozialen Folgen für die Familien von Gefallenen. 

Entstanden ist das Buch auf Grundlage der Masterarbeit, mit der Georg Menig sein Geschichtsstudium an der Universität Würzburg abgeschlossen hat. Er erhielt dafür die Note "sehr gut". In der Beurteilung wird vor allem die beeindruckende archivalische Basis gewürdigt, mit der er soziale und wirtschaftliche Veränderungen in den Blick genommen hat. Zurzeit ist Georg Menig als Archivar in Gaukönigshofen und Röttingen tätig.

Das Buch hat den Titel "Der Große Krieg im kleinen Raum" und ist unter anderem im Rathaus von Gaukönighofen erhältlich. 

 
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  • Arcus
    Klingt interessant. Gibts auch noch andere Bezugsquellen als das Gaukönigshofer Rathaus?
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