Die Fische im Main haben den heißen Sommer gut überstanden. Das ist jedenfalls die Einschätzung von Hubert Holl, Obermeister der Fischerzunft Randersacker. Die Zunft bereitet sich seit Wochen auf ihren großen Fischmarkt am Samstag, 13. Oktober, vor und ist auf gute Fangergebnisse angewiesen. Bei ihren letzten Ausfahrten wurden die Fischer nicht enttäuscht.
Frische gebratene Meefischli stehen beim Fischmarkt besonders in der Gunst der Besucher. Deshalb freut sich Hubert Holl, dass der Fang heuer besonders reichlich ausgefallen ist. Ein halbes Dutzend mal haben die Fischer am Abend in den Altwassern des Mains ihre Netze ausgelegt, um den Fang in der Morgendämmerung einzuholen. Gleich anschließend wurden die kleinen Fische geputzt, entschuppt und bis zum Fischmarkt tiefgekühlt.
Wegen des heißen Sommers blieb die Fangsaison vor dem Fischmarkt in diesem Jahr auf wenige Wochen beschränkt. Bei einer zu hohen Wassertemperatur wären die gefangenen Fische von geringerer Qualität und würden schnell verderben, sagt Hubert Holl. Deshalb sind die Fischer erst wieder hinausgefahren, seit sich der Main etwas abgekühlt hat.
Begehrte Spezialität
Verschiedene Weißfischarten - bevorzugt die fingerlangen Lauben, aber auch junge Rotfedern und und Rotaugen - werden so zu einer begehrten Spezialität. Aber auch größere Weißfische finden inzwischen bei Fischfreunden wieder mehr Beachtung. Durch die Behandlung der Filets mit einem speziellen Rollmessers werden die Gräten in kurze Stücke geschnitten und stören den Genuss nicht mehr.
"Die Fischbrut hat sich in den letzten Jahren gut entwickelt", sagt Holl. Die Jungfische bilden die Nahrungsgrundlage für eine Reihe von Raubfischen wie den Waller oder den Hecht. Aber auch die gefräßigen Komorane, die sich in den letzten Jahren verstärkt entlang des Mains niedergelassen haben, machen den Fischern den Fang streitig.
Nahrungsgrundlage für Raubfische
Umso mehr freut es den Fischer, dass der Ausbreitung der Schwarzmeergrundel inzwischen Einhalt geboten scheint. Der Zuwanderer aus dem Donauraum hat sich in den letzten Jahren im Main stark vermehrt und ernährt sich unter anderem vom Laich anderer Fischarten. Inzwischen jedoch hat vor allem der Barsch seine Vorliebe für die Grundel entdeckt. Stattliche Exemplare des schmackhaften Speisefischs sind deshalb auch rund um Randersacker wieder häufiger anzutreffen.
Mit dem Fischmarkt, der heuer zum 30. Mal stattfindet, will die Randersackerer Zunft die lange Tradition des Fischerhandwerks lebendig erhalten. Auf dem Flecken, dem zentralen Platz in der Ortsmitte von Randersacker, spielt die örtliche Musikkapelle auf, während sich die Besucher zu Meefischli und den vor Ort geräucherten Forellen den letzten Federweißen der Saison schmecken lassen.
Neben den Fischspezialitäten, die zum sofortigen Verzehr angeboten werden, wartet auch eine große Zahl von lebenden Speisefischen wie Schleien, Karpfen, Forellen, Waller, Hechte und Zander auf Kunden. An Ort und Stelle werden sie geschlachtet und küchenfertig hergerichtet.
Erinnerung an die Fähre
In diesem Jahr will die Zunft auch an die Randersackerer Fähre erinnern, die vor 50 Jahren, am 30. November 1968, zum letzten Mal den Main gequert hat. Nachdem die Fischerei im Haupterwerb kein Auskommen mehr bot, war der Fährbetrieb ein wichtiges Zubrot für die letzten Berufsfischer, erzählt Hubert Holl. Mit der Fähre verbinden ihn auch viele persönliche Erinnerungen. Neben der Fährlände hatten die Fischer ihre Schelche festgemacht. Wenn sie vom Fischen nach Hause kamen, wurden sie dort schon von den Kunden erwartet, erzählt er. Martin Holl und sein Vater Matthäus Holl waren die letzten Fährleute.
Der Randersackerer Fischmarkt beginnt am Samstag, 13. Oktober, um 9 Uhr auf dem zentralen Platz im Randersackerer Altort und endet gegen 13 Uhr.