
SoLaWi - steht für Solidarische Landwirtschaft und bezeichnet die trendigen Initiativen, bei denen Verbraucher und Erzeuger eng zusammen arbeiten. SoLaWü heißt das Projekt in Abwandlung für Würzburg und ist gerade an den Start gegangen.
Sehr spontan, erst im Dezember, haben die Initiatoren Nina Wagner und Sebastian Hausmann erste Gespräche mit dem Bioland-Familienunternehmen Kraus-Egbers-Mosmann in Oberaltertheim geführt, ob solidarische Landwirtschaft denkbar wäre. Inzwischen ist die SoLaWü gegründet und Anfang Mai soll es die ersten Gemüsekisten geben. An Bord sind etwa 80 so genannte Ernteteiler, Verbraucher, die für knapp 80 Euro monatlich jede Woche montags eine der zurzeit 62 Kisten mit Gemüse, Salat und Obst oder Fruchtsaft erhalten, beziehungsweise sich den Inhalt einer Kiste mit jemand anderes teilen. "Wir fangen jetzt mit einer Warteliste an", sagt Nina Wagner, denn: "fürs Erste sind wir genug, fürs erste Jahr wenigstens". Wer dabei ist, bindet sich für zunächst ein Jahr. Jetzt müssen Erfahrungen gesammelt werden.
Großes Interesse überrascht die Initiatoren
Dass das Interesse so groß ist, hat die Initiatoren selbst überrascht. Zur Gründungsversammlung waren mehr als 100 Leute erschienen: viele junge Leute, aber tatsächlich Interessenten aus allen Generationen. Gegründet wurde die SoLaWü jedoch nicht als neuer Verein, sondern als Mitglied der bestehenden Verbraucher-Erzeuger-Gemeinschaft e.V. (VEG), die einen Laden in der Annastraße betreibt. Die VEG engagiert sich für die Förderung kontrolliert biologisch arbeitender, kleinbäuerlicher Landwirtschaft in der Region. SoLaWü nutzt dort vorhandene Strukturen, unter anderem für die Verteilung der Gemüsekisten sowie für die Verwaltung der Ernteteiler. Die zweite Kisten-Abholstation wird bei QuerBeet im Bürgerbräugelände sein.
Mit dem Bioland-Hof Kraus-Egbers-Mosmann und der Main-Streuobst-Bienen Genossenschaft in Margetshöchheim hat sich die SoLaWü Partner gesucht, bei denen die Bestückung und Qualität der Gemüsekisten nicht von Zufällen abhängt. Das Land, das Knowhow, die Fachleute, Maschinen, Packkisten und mehr als 30 Sorten Gemüse und Salate - alles ist bereits vorhanden, keine Grundinvestitionen notwendig. Der Nachteil: Der Hof ist etwas abgelegen und die Mitbestimmung ist begrenzt.
Gedanklich durchgespielt hatten Hausmann und Wagner die SoLaWü nämlich schon länger und bringen außerdem nützliche Erfahrungen mit: Wagner mit Logistik und als Köchin beim Bergwaldprojekt, und Hausmann ist als Student von Landwirtschaft und Umweltschutz bereits auf einem Hof mit solidarischer Landwirtschaft tätig gewesen. Die Kalkulation wurde demnach unabhängig vom persönlichen Engagement einzelner Ernteteiler auf dem Feld und im Gewächshaus erstellt. Jeder bekommt den gleichen Anteil. Das Mitarbeiten auf dem Feld, bei der Ernte, bei der Organisation oder Aktionen, das gemeinschaftliche Arbeiten und Erleben, was bei der SoLaWi eigentlich fester Bestandteil des Konzeptes ist, gibt es bei SoLaWü obendrauf und "total freiwillig".
Auf den Bio-Landwirtschaftsbetrieb in Oberaltertheim kommen da ganz neue Herausforderungen zu, die SoLaWü organisatorisch einzutakten und anzuleiten. Sie habe schon schlaflose Nächte gehabt, räumt Iris Mosmann ein. Seit der Gründungsversammlung aber sei sie beruhigt, ist gespannt auf die Leute von der SoLaWü und die neuen Erfahrungen. Die Familien-GbR Kraus-Egbers-Mosmann führt ihren Betrieb mit sechs Personen und freut sich, dass die SoLaWü dem Betrieb ein Mehr an Planungssicherheit gibt und das unternehmerische Risiko mitträgt.
Das heißt unter anderem, Saisonalität und Regionalität wieder zu entdecken: dass es mal zwei Wochen lang weniger Ware geben kann, dann vielleicht zu viele Gurken, oder wie letztes Jahr krumme, fleckige Möhren, die dem optischen Standard nicht genügen. Hausmann: "Es gilt, die wahre Qualität der Lebensmittel zu entdecken. Was optisch gut ist, ist nicht unbedingt qualitativ gut." Wichtig ist ihnen aber auch, dass die Menschen über die Arbeit auf dem Hof wieder einen Bezug zur Landwirtschaft bekommen und natürlich die persönlichen Beziehungen und Gespräche, die entstehen, wenn man mit beiden Händen in der Erde gräbt und so manche Entscheidung gemeinsam trägt. Newsletter, Rezepte, vielleicht fachliche Vorträge, dergleichen schweben den Initiatoren ergänzend vor.
Kirschen und Zwetschgen müssen selbst geerntetwerden
Miriam Petrak und Matthäus Holleschovsky sind Ernteteiler der SoLaWü - obwohl sie zu Hause geschätzt etwa 50 Quadratmeter eigenen Garten haben, den sie gerade anlegen wollen, hauptsächlich mit Essbarem. Bei den Arbeitseinsätzen wollen sie üben. "Tatsächlich kaufen wir eh schon gerne im QuerBeet-Laden und wollten aber vor allem die solidarische Landwirtschaft unterstützen," sagt Petrak. Matthäus Holleschovsky freut sich zudem auf die "Obstbaumgeschichten" mit Krischan Cords, Gartenbauingenieur und Geschäftsführer der Main-Streuobst-Bienen eG., also auf die Vergleiche mit dem konventionellen Anbau und die fachliche Anleitung von Cords. Kirschen und Zwetschgen wird es übrigens nur geben, wenn die Ernteteiler tatsächlich selbst ernten.