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OCHSENFURT
Der die Geschenke nach Rumänien bringt
Weihnachtstrucker Der Ochsenfurter Lkw-Fahrer Andreas Jutzi hat im Winter zum 15. Mal Geschenkpakete nach Rumänien transportiert. In die Aktion steckt er viel Herzblut.
Von unserem Redaktionsmitglied CLAUDIA SCHUHMANN
 |  aktualisiert: 22.12.2015 15:38 Uhr

Bei Andreas Jutzi gibt es eine Art Jubiläum zu feiern. Zum 15. Mal war er im Dezember als Weihnachtstrucker in Rumänien, mit einem Lastzug voller Geschenkpakete. Immer wieder hat diese Zeitung berichtet, wenn der Berufskraftfahrer die Päckchen entgegen nahm und losfuhr. Aber was er in all den Jahren in Rumänien erlebt hat und was die Aktion dort bewirkt, das zu erzählen hält er für ebenso wichtig. Und zu erzählen gibt es viel.

„Wenn ich jetzt anfange, sitzen wir hier bis morgen früh“, sagt Andreas Jutzi. Der 53-Jährige sitzt vor einem Rechner mit zwei Bildschirmen, im Hintergrund läuft Heavy-Metal-Musik. Das Zimmer in seinem Haus in Ochsenfurt beherbergt die Online-Redaktion von weihnachtstrucker.de. Das Portal hatte Jutzi vor einigen Jahren ins Leben gerufen, um alles Wissenswerte über die Hilfsaktion anderen zugänglich zu machen.

Das Projekt ist so etwas wie eine Lebensaufgabe geworden, in die der Kraftfahrer viel Zeit und Herzblut steckt. Jutzi, der im Dezember 2014 zum zweiten Mal von seiner Frau Marion nach Rumänien begleitet worden war, engagiert sich nicht nur als Weihnachtstrucker. Schon mehrmals war er auch im Sommer dort, um die Jugendorganisation Tasuleasa Social zu unterstützen. Denn Andreas Jutzi glaubt an das Land, das in Deutschland hauptsächlich mit bitterer Armut in Verbindung gebracht wird.

Die gibt es in Rumänien, unbestreitbar. Besonders auf dem Land, wo die Verdienstmöglichkeiten rar sind und die Lebensmittelpreise nach dem EU-Beitritt in schwindelerregende Höhen stiegen. Rumänien erinnert Jutzi an die ehemalige DDR, wohin er nach der Wende häufig beruflich unterwegs war. Über die Jahre konnte er dort den Fortschritt mitverfolgen.

Und auch in Rumänien werde es aufwärts gehen, ist Jutzi überzeugt. Auch auf dem Land, mit der Zeit. Fortschritt, das bedeutet für ihn unter Anderem, bei den Kindern und Jugendlichen ein Bewusstsein für deren Verantwortung für ihr Land zu verankern. Deshalb hält er die Arbeit von Tasuleasa Social für so bedeutend.

Das Projekt ist Partner der Weihnachtstrucker-Aktion in Rumänien. Es bindet Jugendliche in Umweltworkshops ein, in denen Müll gesammelt oder Bäume gepflanzt werden. Flüsse und Seen voller Abfall, wie sie Jutzi noch vor einigen Jahren in Rumänien häufig sah, findet er nun immer seltener. Tasuleasa bietet solche Workshops für die Kinder in den bettelarmen Bergregionen an.

Für die arme Landbevölkerung ist die Hilfsaktion Weihnachtstrucker gedacht. Ursprünglich vom Radiosender Antenne Bayern initiiert, organisieren mittlerweile die Johanniter die bayernweite Aktion. Der Aufwand ist enorm. 39 Lastzüge fuhren im Dezember gemeinsam aus Landshut los, wo die Konvois alljährlich unter großer Anteilnahme der Bevölkerung verabschiedet werden. Der Konvoi Rumänien-Nord, in dem Jutzi mitfuhr, bestand aus 18 Lastzügen mit 20 700 Weihnachtspaketen. Andreas Jutzis Lkw allein hatte 1413 Pakete im Wert von insgesamt 35 000 Euro und einem Gewicht von 22 Tonnen an Bord.

Bis Jutzi sich ans Steuer setzen und losfahren kann, hat er meist schon eine Menge an Arbeit und Aufregung hinter sich. Seit Jahren organisiert er seinen Lkw selbst. Er muss eine Zugmaschine und einen Auflieger auftreiben. Viele Firmen kennen ihn schon, zum Beispiel Mercedes Benz in Würzburg, die ihm auch in diesem Jahr eine Zugmaschine überließen. Auch um die Pakete kümmert sich der 53-Jährige selbst und holt sie teils bei den Spendern ab. Dann starten er und sein Fahrerkollege Roland Heinrich im Ochsenfurter Weihnachtstruck, nur echt mit Heavy-Metal-Klangkulisse in der Fahrerkabine. Im Zielgebiet teilt sich der Konvoi auf. Jeder Lkw fährt an einem Tag etwa sechs bis zehn der 186 Dörfer an, in denen die Pakete verteilt werden sollen. Wunderschön ist die Karpatenlandschaft, durch die Jutzi fährt. Aber die Einwohner der Dörfer sind furchtbar arm. Wer die allerärmsten sind, das lassen sich Mitarbeiter der Hilfsorganisation von den jeweiligen Bürgermeistern und Lehrkräften schon vorher sagen.

Die Namen der Kinder werden erfasst und die Listen sofort kopiert, damit sie im Nachhinein nicht mehr verändert werden können. An dem Tag, an dem der Weihnachtstruck kommen soll, warten die Kinder schon voller Vorfreude. Weil sie die 13 bis 16 Kilo schweren Lebensmittelpakete nicht selbst nach Hause schleppen können, kommen Angehörige mit. Je nach Wetterlage und Entfernung des Wohnhauses haben sie einen Schlitten oder einen Karren dabei. Und sie strahlen über beide Backen.

Die Kinder wissen bereits, dass für jedes der 20 700 Pakete aus Bayern ein Baum gepflanzt werden soll. Alle Kinder, die ein Weihnachtspaket in Empfang genommen haben, werden an der Pflanzaktion teilnehmen. Damit, sagt Andreas Jutzi, bewirke die Weihnachtstrucker-Aktion mehr als nur ein paar ordentliche Mahlzeiten auf den Tischen der armen Familien. Sie motiviert, sie macht Mut.

Allen Ochsenfurtern, die ein Paket gespendet haben, möchten Andreas Jutzi und seine Frau deshalb danken.

Bescherung: Andreas Jutzi übergibt die Geschenkpakete an die Kinder.
| Bescherung: Andreas Jutzi übergibt die Geschenkpakete an die Kinder.
Vorfreude: Auch dieser rumänische Junge darf ein Paket mitnehmen.
| Vorfreude: Auch dieser rumänische Junge darf ein Paket mitnehmen.
 
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