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OCHSENFURT
Der Brückenbau geht voran
Halbzeit beim Brückenschlag: Von der Flussmitte sind es nur noch 50 Meter zum nördlichen Pfeiler der Ochsenfurter Neuen Mainbrücke. Projektleiter Hans-Werner Tschall ist zufrieden mit dem Baufortschritt der vergangenen Monate.
Foto: Gerhard Meißner | Halbzeit beim Brückenschlag: Von der Flussmitte sind es nur noch 50 Meter zum nördlichen Pfeiler der Ochsenfurter Neuen Mainbrücke.
Gerhard Meißner
 |  aktualisiert: 03.12.2019 10:26 Uhr

Die gute Nachricht zuerst: Die Neue Mainbrücke wird aller Voraussicht nach fristgerecht in diesem Jahr fertig. Ob bis Jahresfrist auch der Verkehr schon über die neue Brücke rollen kann, hängt allerdings vor allem vom Wetter ab.

Bei einem Gang über die Baustelle erläutert der Projektleiter des Staatlichen Bauamts Hans-Werner Tschall den Baufortschritt. 50 Meter ragt die südliche Brückenhälfte inzwischen über den Main. Die Hälfte der endgültigen Spannweite ist erreicht. In den zurückliegenden Monaten war der Brückenkörper im Wochentakt um jeweils sechs Meter in beide Richtungen über den Südpfeiler hinausgewachsen.

Keine Stützkonstruktion nötig

Freivorbau heißt das Verfahren, weil dafür keine zusätzliche Stützkonstruktion erforderlich ist. Die Schalung wird vom sogenannten Freivorbauwagen getragen und hängt jeweils am zuletzt hergestellten Abschnitt. Wie bei einem Waagebalken bleiben beide Hälften im Gleichgewicht. Nur um die Lücke zum Widerlader schließen zu können, ist ein Hilfspfeiler erforderlich.

Die Arbeiten sind in den letzten Monaten gut vorangekommen, sagt Projektleiter Hans-Werner Tschall. Auch die Qualität stimmt. Über der Flussmitte wurde die 24 Tonnen schwere Schalung inzwischen auf einen Ponton abgelassen und zum anderen Ufer transportiert. Das zweite Vorbaugerät muss zerlegt und mit einem Schwertransport auf die andere Flussseite gebracht werden.

Veränderte Fahrrinne

Über dem Nordpfeiler wurde bereits die 14 Meter lange sogenannte Grundetappe betoniert. Wenn der Beton ausreichend fest ist, beginnt der Freivorbau dort analog zur südlichen Brückenhälfte. Aus Sicherheitsgründen muss dabei immer wieder die Fahrrinne für die vorbeifahrenden Schiffe verändert und mit Bojen markiert werden. Zum Versetzen der Bojen hat man die Nixe engagiert, deren Trägerverein sich über die zusätzlichen Einnahmen freut.

Das Freivorbau-Verfahren ist technisch anspruchsvoll. Aus jeder Betoncharge müssen Probewürfel gegossen und auf ihre Festigkeit geprüft werden. Während normaler Beton erst nach vier Wochen eine ausreichende Festigkeit erreicht hat, schafft es moderner Hochleistungsbeton bereits nach sieben Tagen, sagt Hans-Werner Tschall. Erst wenn die Prüfer ihre Zustimmung geben, wird das Bauwerk mit stählernen Spanngliedern verspannt. Sie sind das Geheimnis des Spannbetons.

Dutzende von Leerrohren

Weil Beton zwar enorme Druckkräfte, aber kaum Zugkraft aufnehmen kann, wird die Brücke soweit vorgespannt, dass auch unter der späteren äußeren Belastung im Inneren des Materials noch eine Druckspannung herrscht. Beim Freivorbau wiederholt sich dieser Vorgang nach jedem einzelnen Takt. Dutzende von Leerrohren wurden dafür im Beton eingebettet. Später werden sie mit Beton verpresst, um den hochfesten Spannstahl vor Korrosion zu schützen.

An der südlichen Brückenauffahrt sind die seitlichen sogenannten Kopfbalken bereits fertig. Sie sitzen über den alten Stützwänden aus Natursteinquadern und bleiben auch später sichtbar. Zwischen diesen massiven Betonbalken wird die Fahrbahn aufgebaut. Die Armierungsstähle, die in Schlaufen seitlich aus dem Kopfbalken ragen, schaffen später eine feste Verbindung zu den Gehwegkappen, die am Ende erst aufbetoniert werden.

Eigene Widerlager gebaut

An der Nordseite sind die Kopfbalken schwieriger herzustellen, weil sie sich der Rundung der Brückenauffahrt anpassen müssen. Zuvor werden die alten Stützwände noch mit Zugankern stabilisiert. Früher mussten die Muschelkalkquader die gesamte Last des Widerlagers tragen. Für die neue Brücke wurden eigene Widerlager gebaut.

Eine weitere Stützwand führt bereits am Widerlager vorbei unter der Brücke hindurch. Sie ist für den Radweg bestimmt, der später den Radweg nach Frickenhausen mit dem Maintal-Radweg verbindet.

Im September beginnt auf der Nordseite der Straßenbau, berichtet Hans-Werner Tschall. Bis zur Einmündung in die Zeubelrieder Steige wird die Straße erneuert. Außerdem ist ein Rohrdurchlass zur Mainlände vorgesehen, der künftig Überschwemmungen in der Alten Frickenhäuser Straße verhindern soll. Noch im Mai sollen auch die Anschlussarbeiten an der südlichen Brückenauffahrt beginnen.

Zufrieden mit dem Baufortschritt

Michael Fuchs, Leiter der Straßenbauabteilung am Staatlichen Bauamt, ist ebenfalls mit dem Baufortschritt der vergangenen Monate zufrieden. Die Bauarbeiten an der Brücke werden nach dem derzeitigen Stand bis zum Jahresende beendet sein, sagt er. Über den Termin der Verkehrsfreigabe möchte Fuchs allerdings noch keine sichere Prognose abgeben. „Das Ganze ist natürlich witterungsabhängig“, sagt er. Ein früher Wintereinbruch könnte die Eröffnung der Brücke also über den Jahreswechsel hinaus verzögern.

Beim Freivorbau trägt der letzte fertige Abschnitt die Schalung für den jeweils nächsten, ohne dass dafür eine Stützkonstruktion erforderlich ist.
Foto: Gerhard Meißner | Beim Freivorbau trägt der letzte fertige Abschnitt die Schalung für den jeweils nächsten, ohne dass dafür eine Stützkonstruktion erforderlich ist.
An der südlichen Brückenauffahrt werden die sogenannten Kopfbalken betoniert, zwischen denen später die Fahrbahn aufgebaut wird.
Foto: Gerhard Meißner | An der südlichen Brückenauffahrt werden die sogenannten Kopfbalken betoniert, zwischen denen später die Fahrbahn aufgebaut wird.
Eng geht es im Hohlkasten des Brückenkörpers zu. In dem später zusätzliche Spannglieder für die Stabilität des Bauwerks sorgen.
Foto: Gerhard Meißner | Eng geht es im Hohlkasten des Brückenkörpers zu. In dem später zusätzliche Spannglieder für die Stabilität des Bauwerks sorgen.
 
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