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WÜRZBURG
Der Bischof und die kritischen Katholiken
Christine Jeske
 |  aktualisiert: 12.03.2017 03:27 Uhr

Zum zweiten Mal tagt die katholische Reformbewegung „Wir sind Kirche“ in Würzburg. Das erste Mal mussten sich die Teilnehmer vor Jahren allerdings weit außerhalb der Stadtmitte im Jugendgästehaus auf dem Heuchelhof treffen. Dieses Mal scheinen die kritischen Katholiken dort angekommen zu sein, wo sie schon immer hinwollten.

„Wir sind mitten in Würzburg – neben dem Dom“, sagt Magnus Lux aus Schonungen (Lkr. Schweinfurt). Das Mitglied des Bundesteams von „Wir sind Kirche“ freut sich sogar über einen Bischof, was bislang nicht so oft der Fall gewesen sein dürfte.

Auf Veranlassung des Würzburger Bischofs Friedhelm Hofmann sei es möglich geworden, so Lux, dass die kirchenkritische Reformbewegung zusammen mit anderen Reformgruppen ab diesem Freitag im Burkardushaus, einem Tagungszentrum des Bistums Würzburg, zur „KirchenVolksKonferenz“ und zudem zu ihrer 39. Bundesversammlung laden kann. Bei einer ersten Anfrage vor zwei Jahren, ob dies dort möglich sei, habe die Antwort aus dem Burkardushaus laut Magnus Lux noch geheißen: „Die Bischöfe wollen euch nicht.“

„Gemeinde geht nur mit den Menschen“

Das „Leitwort“ des Treffens lautet „Gemeinde geht nur mit den Menschen“. Es soll gemeinsam nach neuen Wegen für die Entwicklung der Gemeinden, der Kirche vor Ort, gesucht werden, so Lux. Denn die Konzepte der Kirchenleitungen auf den immer dramatischeren Priestermangel hätten zu einem immer stärkeren Ausbluten der Gemeinden geführt. Ausschlaggebend sei dabei, dass die geplanten und heftig diskutierten Strukturveränderungen sich „an den Fähigkeiten und Bedürfnissen der Menschen“ orientieren. „Kirche ist da, wo die Gemeinden sind und nicht, wo der Priester ist“, sagt Magnus Lux dazu.

Die zum Beispiel im Bistum Würzburg angedachte Reduzierung der momentan rund 160 Pfarreiengemeinschaften und deren Zusammenlegung in 40 pastoralen Räumen sieht die Reformbewegung äußerst kritisch. „Kann denn ein einziger Mensch die mehrere Tausend darin lebenden Gläubigen persönlich begleiten?“ Priester würden zu reinen Managern, so Lux, „zu Abteilungsleitern des Bischofs“.

Angesichts des Priestermangels, „der ja erstmals in dieser Deutlichkeit von der Amtskirche eingeräumt wird“, sei ein Umdenken nötig.

Suche nach den „Charismen“

Die Forderung von „Wir sind Kirche“ sei deshalb, dass die Gemeinden vor Ort am Leben bleiben sollen, denn dort spiele sich das Leben ab. Bei der Suche nach geeigneten Gemeindeleitungen sollte mehr nach den „Charismen“ unter den „Kirchenbürgerinnen und Kirchenbürgern“ gesucht werden, nach Personen, die über „Gnadengaben“ verfügten. Auch „Laien“ können einer Gemeinde vorstehen, dies sei durchaus „im biblischen Sinne“, so Lux, und auch im CIC, dem kirchlichen Gesetzbuch vorgesehen.

Das Problem sei allerdings nicht nur, dass die katholische Kirche bei ihren Planungen zur „Pastoral der Zukunft“ – wie sie im Bistum überschrieben sind – am Pfarrer als Leitungsperson festhielte. Auch die Gläubigen selbst „trauen sich noch nicht zu, dass sie eigenverantwortlich eine Gemeinde leiten können“.

Zulassung von Frauen zum Priesteramt

Ein weiterer Diskussionspunkt auf der „KirchenVolksKonferenz“ in Würzburg soll auch die Zulassung von Frauen zur Priesterweihe sein sowie die Abschaffung des Pflichtzölibats. „Wir sind nicht gegen den Zölibat, nur gegen die Verpflichtung, dass ein Priester nicht heiraten darf“, so Lux, „jeder soll so leben wie er möchte, denn so viele Priester seien in den vergangenen Jahren gegangen, weil sie sich in eine Frau verliebt hätten“. Obwohl die Bischöfe das ständig erleben würden, bliebe alles beim Alten. Es sei jedoch ein Umdenken innerhalb der Kirchenleitung nötig, denn „viele in der Kirche denken bereits anders“, ist sich Magnus Lux sicher, „es gibt bereits eine heilsame Unruhe“.

KirchenVolksKonferenz in Würzburg

Im Burkardushaus am Bruderhof in Würzburg findet ab Freitag, 10. März, die „KirchenVolksKonferenz“ von „Wir sind Kirche“ und weiteren katholischen Reformgruppen statt. Die öffentliche Tagung beginnt um 19.

30 Uhr mit einer Einführung durch Monika Albert, Referentin für Gemeindeentwicklung im Bistum Würzburg. Sie spricht über „Der Kirche ein Gesicht geben – Ergänzende Formen von Gemeindeleitung“.

Den Hauptvortrag hält am Samstag, 11. März, um 9 Uhr Professorin Dorothea Sattler, Leiterin des Ökumenischen Instituts der Universität Münster, zu „In der Nähe liegt die Kraft – Quellen christlicher Gemeinden freilegen“. Anschließend gibt es mehrere Workshops. Sie werden unter anderen unter Beteiligung der „Pfarrer-Initiative Deutschland“, des „Münnerstädter Kreises“, der „Priester im Dialog“, der Plattform „Wir sind Kirche Österreich“ und der „Pfarrei-Initiative Schweiz“ angeboten.

Die 39. Bundesversammlung von „Wir sind Kirche“ ist am Samstagnachmittag. Am Sonntag, 12. März, wird das Treffen mit einem Gottesdienst zum Weltgebetstag für Frauenordination vor der Marienkapelle beendet.

 
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  • T. P.
    nur eine Pseudoveranstaltung, um den Leuten etwas vorzugaukeln. Das kann der Bischof sich sparen, denn er macht sowieso was er will!
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  • A. H.
    Der Bischof is nicht der Veranstalter und kann sich damit auch nichts "ersparen"; er hat m.W. "lediglich" ermöglicht, dass sie Sache im Burkardushaus stattfindet, aber des geht auch baus dem Text hervor!!
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  • A. H.
    .. dieser überhebliche und fast schon arrogant anmutende Absolutheitsanspruch im "WIR sind Kirche".
    Ich bin (auch) Christ und damit auch Kirche, bin mit den Forderungen und Zielen dieser Bewegung aber nur sehr begrenzt einverstanden.
    Und ein zweites: Wie legitimieren die sich eigentlich? Sind die gewählt und wenn ja von wem? Und wann?
    Also etwas bescheidener sein; das kann bestenfalls heißen: "Wir sind a u c h Kirche".
    P.S.: Die Fragen nach Glauben, Gebet und Christlichkeit stell ich mal lieber nicht.
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  • F. K.
    Ich halte die Bezeichnung "Wir sind Kirche" nicht für sonderlich arrogant. Darin liegt die Betonung einer Selbstverständlichkeit: Dass die Kirche die Gemeinschaft der nach Gott suchenden Menschen ist, d. h. insbesondere der sogenannten Laien - und nicht nur der Kleriker. Hinsichtlich der Legitimation gebe ich nur die Frage zurück: Werden denn die Priester und Bischöfe vom "Volk" gewählt?
    Sicher kann man unterschiedlicher Auffassung über die Ziele dieser Organisation sein. Diejenigen, die im Artikel genannt sind, kann ich jedenfalls nur unterstützen. Wobei mir hier noch eines fehlt, was aber wohl zu viel des Guten wäre, würde man es zu diesem Zeitpunkt ebenfalls nennen: Die volle Anerkennung homosexueller Beziehungen und auch deren Segnung, so wie es bei heterosexuellen Paaren durch die Trauung geschieht.
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  • A. H.
    "nicht für "sonderlich" arrogant" - hei0t das vielleicht nicht doch "ein wenig", was gar nicht mehr so weit von meinem "fast schon" entfernt wäre.
    Aber wie auch immer: Die Frage der Legitimation is dann aber immer noch nicht geklärt; ich kenne jedenfalls keine(n), der sie legitimiert hätte, für das "Volk" zu sprechen. In ihrem -Namen können sie natürlich sagen, was ihnen am Herzen liegt, genau so wie Sie und ich auch; aber für "das Volk" können sie es halt nicht.
    Guten Abend
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    Lieber Kommentator,
    jeder von uns ist Kirche. So bist Du Kirche und wir sind Kirche. Nicht Du allein und nicht wir allein. "Wir sind Kirche" drückt eben eine Identifikation mit der Kirche aus und ist nicht exklusiv oder arrogant. Allein in Österreich und Deutschland haben 1995 innerhalb von wenigen Wochen ca. 2 Millionen Katholikinnen und Katholiken ihre Ziele im KirchenVolksBegehren unterschrieben. "Wir sind Kirche" bemüht sich seit über 20 Jahren, diese Ziele öffentlich zu diskutieren und zu verwirklichen. Die Reformbewegung für eine zeitgemäße Kirche braucht Deine, Eure und uns aller Unterstützung. Die Kirche sagt von sich, dass sie immer wieder zu erneuern ist. Vielleicht willst Du das nicht!?
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