Japanische Farbholzschnitte sind meist ein Publikumsmagnet. Berühmte Künstler wie Hokusai haben Bilderzyklen geschaffen, die auch in Europa heute jedermann kennt. Weniger bekannt ist dagegen die Technik der japanischen Stoffbilder, die ebenfalls eine lange Tradition hat und dort heute wieder eine kleine Renaissance erlebt.
Die derzeitige Sonderausstellung im Siebold-Museum zeigt eine Kombination aus beidem, nämlich die Umsetzung der Holschnitte Hokusais, etwa den Berg Fuji oder die „Welle“, die Teil einer Bilderserie mit Landschaftsansichten entlang des Tokaido, einer Handels- und Pilgerroute sind, in Oshie-Technik. Die dem Betrachter meist bekannten Motive wirken in der plastischen Umsetzung mit Seidenstoff-Feldern ungewohnt dreidimensional, fast so, als ob man die Drucke mit einer 3D-Brille betrachten könnte.
Schöpfer dieser aufwändig hergestellten Stoffbilder ist eine Gruppe von Hobby-Künstlern aus Tokio, die unter der Leitung von Yoko Nakamura, monatelang an den 36 ausgestellten Kunstwerken gearbeitet hat. Bei der Ausstellungseröffnung am vergangenen Sonntag gaben die Künstler den Besuchern einen kleinen Einblick in die ausgefeilte Technik der Oshie-Fertigung, berichtet das Museum in einer Pressemitteilung. Ausgehend von einer Skizze auf Pappe werden Schablonen für die einzelnen Bildelemente angefertigt, die mit kostbaren Kimonostoffen, meist aus Seide, umwickelt und mit Watte gepolstert werden. Diese Einzelelemente werden anschließend neben- und übereinander aufgeklebt, so dass ein möglichst räumlicher Bildeindruck entsteht. Die berühmte „Meereswelle“ rollt so ganz plastisch auf den Betrachter zu!
Eine ähnliche Reihe mit Illustrationen zum Genji-Monogatari, einem klassischen japanischen Epos, hatte die Gruppe vor sieben Jahren im Siebold-Museum präsentiert.
Die Ausstellung, die danach in Berlin, Düsseldorf und Köln gezeigt wird, ist noch bis 31. Mai im Siebold-Palais, Frankfurter Straße 87, zu sehen. Täglich außer Montag von 14.30 bis 17.30 Uhr.