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Randersacker
Der Bayerische Landtag will Weinbergsmauer in Randersacker erhalten: "Nichts machen ist keine Lösung"
Die Weinbergsmauer in Randersacker steht unter Denkmalschutz – und verfällt seit Jahren. Wann kommt der Freistaat seiner Verantwortung als Eigentümer nach?
Franz Hartel setzt sich mit einer Petition an den Landtag für den Erhalt der Weinbergsmauer in Randersacker bei Würzburg ein. 
Foto: Thomas Obermeier | Franz Hartel setzt sich mit einer Petition an den Landtag für den Erhalt der Weinbergsmauer in Randersacker bei Würzburg ein. 
Christoph Sommer
 |  aktualisiert: 21.04.2024 02:36 Uhr

Franz Hartel kennt die alten Mauen an den Weinbergen zwischen Randersacker und Würzburg genau. Der 87-Jährige war von 1984 bis 1996 Bürgermeister von Randersacker. Seit 30 Jahren stehen die Mauern unter Denkmalschutz, sagt er. In der Zwischenzeit seien große Teile verfallen, weil nicht genug für ihren Erhalt unternommen worden sei.

Seit Jahren setzt sich Hartel für den Erhalt der Weinbergsmauer ein. Weil er eine Petition an den Bayerischen Landtag gestellt hat, traf sich nun eine Delegation aus München in Randersacker. Die Abgeordneten Robert Brannekämper, Winfried Bausback (beide CSU) und Sabine Weigand (Grüne) waren als Vertreter des für den Denkmalschutz zuständigen Wissenschaftsausschusses angereist. Außerdem Vertreter des Landesamts für Denkmalpflege, des Bauministeriums sowie des staatlichen Bauamts in Würzburg.

Probleme in der Statik der Weinbergsmauer in Randersacker

Letzteres ist zuständig, weil die Mauer im Besitz des Landes ist. Warum diese in einem schlechten Zustand sind, erklärte Christian Schmidt vom Landesamt für Denkmalpflege. Demzufolge gibt es statische Probleme, seitdem der Weinberg vor Jahren wenige Meter nach hinten versetzt wurde. Dadurch fehle das stützende Gegengewicht auf der Rückseite.

Beim Ortsbesuch schauten sich Vertreter aus München, Würzburg und Randersacker den Zustand der Weinbergsmauer persönlich an.
Foto: Thomas Obermeier | Beim Ortsbesuch schauten sich Vertreter aus München, Würzburg und Randersacker den Zustand der Weinbergsmauer persönlich an.

Für Hartel ist ein weiteres Problem, dass durch die Verbuschung Wurzeln zwischen die Steine wachsen würden. "Das Wurzelwerk spreng das Fundament und damit die Standfestigkeit der Mauer", sagt er. 

Die Weinbergsmauer hat keine Priorität für das staatliche Bauamt

Alexander Müller vom staatlichen Bauamt sagt zwar, dass der jährliche Rückschnitt auch die Entfernung längerer Wurzeln beinhalte. Er bestätigt aber auch, dass es aus Sicht des Bauamts bei den Arbeiten an der Weinbergsmauer nur um die Verkehrssicherung der angrenzenden Staatsstraße gehe. Dazu gehören grüne Netze, die über große Teile der Mauer gespannt sind. Sie sollen verhindern, dass Steine auf die Straße fallen. Für den ehemaligen Bürgermeister Hartel ist das ein untragbarer Zustand: "Diese Netze sind ein Schandfleck", sagt er. 

Weil die insgesamt zwei Kilometer lange Mauer in Abschnitten sehr unterschiedlich gebaut ist, sind Arbeiten im Sinne des Denkmalschutzes laut Müller kleinteilig und aufwendig. Müller verwies auf die lange Liste anstehender Baumaßnahmen. Angesichts dessen würden die Prioritäten nicht auf dem Denkmalschutz der Mauer liegen. "Wir müssen auf die wichtigsten Maßnahmen setzen", sagte er, "und das sind die Brücken."

Freistaat habe eine Vorbildfunktion gegenüber privaten Denkmaleigentümern

Er bekräftigte erneut das Hauptargument des staatlichen Bauamts gegen eine grundlegende Sanierung: Seit Jahren gebe es nicht genug Personal. Neben dem Fachkräftemangel sind auch die Kosten ein Problem. 2022 rechnete das Amt damit, dass umfängliche Arbeiten im Sinne des Denkmalschutzes drei bis sieben Millionen Euro kosten würde

Über große Abschnitte hinweg sichern grüne Fangnetze den Straßenverkehr vor herabfallenden Mauerteilen. 
Foto: Thomas Obermeier | Über große Abschnitte hinweg sichern grüne Fangnetze den Straßenverkehr vor herabfallenden Mauerteilen. 

Weil es also zusätzliche Gelder bräuchte, beschäftigt sich der Landtag mit der Mauer. Die jetzige Situation mit den Netzen sei nur eine "Not-Not-Not-Sicherung", sagte Landtagsabgeordnete Weigand in Randersacker. "Es gibt eine Verpflichtung des Eigentümers, ein Denkmal zu erhalten", sagte sie. Der Freistaat habe hier eine Vorbildfunktion Privatleuten gegenüber, die sich auch aufwendig um Denkmäler kümmern müssten: "Nichts machen ist keine Lösung."

Bayerischer Landtag fordert schrittweise Arbeiten an der Weinbergsmauer bei Würzburg

Alle drei Abgeordneten waren sich einig darüber, dass mehr an der Mauer gemacht werden müsse.  Gleichzeitig sei eine Grundsanierung auf ganzer Länge zu aufwendig. Winfried Bausback schlug daher ein "pragmatisches Vorgehen" in einzelnen Abschnitten vor: "An neuralgischen Stellen die Substanz schützen."

"Der Landtag wird die Regierung auffordern, das staatliche Bauamt Würzburg in die Lage zu versetzen, diese Arbeiten vorzunehmen." Das kündigte Bausback als Ergebnis der Petition Franz Hartel gegenüber an. Diesen stimmte die Ankündigung durchaus positiv, "auch wenn sich das noch hinzieht. Das lässt sich leider nicht vermeiden."

 
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  • Walter Seubert
    Wie in unserem Freistaat üblich, erst unternimmt man mal mindestens 30 Jahre nichts, dann stellt man plötzlich fest das was kaputt ist und es richtig viel Geld kostet.
    Siehe Gebäulichkeiten der Uni, Uni-Klinik, Hubland-Mensa und so weiter und so weiter
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