
Als Landrat Eberhard Nuß beim Landrats-Faschingstreffen in der Weißen Mühle in Estenfeld am Mikrofon den Tagesordnungspunkt „Vornahme einer Ehrung“ ankündigte, gönnte sich Kurt Baumeister einen Schluck Hefeweizen. „Der zu Ehrende ist seit mehr als 40 Jahren aktiv im Fasching tätig“, verriet Nuß. Baumeister ließ den Blick durch den Raum schweifen und musterte die Faschingskostüme der Prinzenpaare.
Laudator Nuß verriet noch mehr: „Bereits im Jahr 1969 trat er in seinem ehemaligen Wohnort Lengfeld in den Faschingsverein und ist dort mit den Kürnachtalspatzen vier Jahre lang aufgetreten“. Baumeister stutzte, schaute ungläubig zur Bühne und hörte dass der zu Ehrende elf Jahre lang als Büttenredner aufgetreten war und bis 1999 Busfahrer zu allen Veranstaltungen des Waldbrunner Carneval-Clubs (WCC) sowie bis 1998 „Chef an der Pilzpfanne“ beim Waldbrunnen-Fest gewesen war.
Als der Landrat erzählte, dass der Mann um den es ging auch Sitzungspräsident des WCC gewesen war, gab es auch bei Kurt Baumeister, Zeremonienmeister, keinen Zweifel mehr.
Er war gemeint, und Eberhard Nuß hielt die Laudatio auf die „Ikone des Landkreis-Faschings“, an deren Ende er Baumeister das Ehrenzeichen für Verdienste im Ehrenamt, verliehen von Ministerpräsident Horst Seehofer, überreichte.
Mit sichtlichem Stolz sog Baumeister die Worte des Landrates in sich auf. 1995 folgte er dem Ruf des Fastnachtsverbands Franken, ins dortige Ordenskapitel einzutreten. Dort entschied er unter anderen über die Verleihung des Ordens „Till von Franken“ sowie die Koordination der jeweiligen Verleihung und zahlreicher anderer Orden. Im Jahr 2000 wurde Baumeister Bezirkspräsident von Unterfranken des FVF, was er aus Altersgründen im Jahr 2012 wieder aufgab und zum Ehrenmitglied des FVF ernannt wurde.
Als Bezirkspräsident hatte er moderne Kommunikationstechniken eingeführt und die Jugendarbeit intensiviert, durch Schulungen für Gardetrainer/innen und Büttenredner/innen. Auch gehe das Treffen der Faschingsvereine im Landkreis auf Baumeisters Initiative zurück.
Nebenbei war er von 1978 bis 1990 und 1996 bis 2002 Gemeinderat in Waldbrunn und von 1983 bis 1987 Vorsitzender des Sportvereins Waldbrunn. „Es darf festgestellt werden“, schloss Nuß, „dass Kurt Baumeister über Jahrzehnte ehrenamtlich für andere Einsatz gezeigt und diese Auszeichnung mehr als nur verdient hat“.
Was offenbar auch die Vertreter der 29 Faschingsvereine des Landkreises so empfanden und Baumeister mit langem und lautem Beifall feierten.
Der Geehrte holte in seiner spontanen Dankesrede seine Ehefrau Christel auf die Bühne. „Ohne sie wäre das alles überhaupt nicht möglich gewesen“, sagte er. Seit 47 Jahren seien die beiden verheiratet, „von unserem gemeinsamen Leben habe ich bislang erst die Hälfte verbraucht“, sagte Baumeister.
Am Ende fügte er gerührt hinzu: „Aus dem Freizeitvergnügen Fasching ist mir eine Herzensangelegenheit geworden.“