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Würzburg
Demokratie braucht verständliche Sprache
Texte und Formulare in verständlicher Sprache sind nötig, um Menschen Zugang zu relevanten Informationen zu geben. Erfolgreiche Beispiele wurden nun erstmalig geehrt.
Die Stadt Würzburg und das Netzwerk verständliche Sprache vergaben am 15. Januar 2019 zum ersten Mal den 'Preis für verständliche Sprache'. Die Gewinnerinnen und Gewinner, Klaus Gierse, Nina Ditterich, Sylvia Wagner, Marlene Vandecar (v. li.), engagieren sich für eine Sprache, die nicht unnötig kompliziert ist. 
Foto: Silvia Gralla | Die Stadt Würzburg und das Netzwerk verständliche Sprache vergaben am 15. Januar 2019 zum ersten Mal den "Preis für verständliche Sprache".
Patrick Wötzel
 |  aktualisiert: 03.12.2019 08:33 Uhr

Dass alle Menschen alles verstehen: Das ist das Ziel des Netzwerks Verständliche Sprache, das in Kooperation mit dem städtischen Sozialreferat am Dienstag im Falkenhaus zum ersten Mal den mit insgesamt 5 000 Euro dotierten "Preis für verständliche Sprache" vergeben hat. Der 1. Preis und 3.000 Euro Preisgeld gingen an eine Gruppe von Lehrkräften der Klara-Oppenheimer-Schule, die das Unterrichtsmaterial im Fach Sozialkunde in verständliche Sprache übersetzt haben.

"Stell' dir vor, jemand schließt einen Vertrag ab und versteht alles, was darin wichtig und was gemeint ist." Besser als mit den Worten der Autorin und Bühnenpoetin Pauline Füg, die die Preisverleihung im Max-Dauthendey-Saal moderierte, lässt sich das Thema kaum zusammenfassen. Anders formuliert: Texte, Nachrichten, Formulare, aber auch Gespräche mit Vertretern von Institutionen und Behörden in verständlicher Sprache sind nötig, um allen Menschen einen barrierefreien Zugang zu den Informationen zu geben, die sie für ihr Leben brauchen - ganz egal, ob sie eine Lese- oder Lernschwäche haben, Deutsch nicht ihre Muttersprache ist oder sie mit zu komplizierten Inhalten schlichtweg überfordert sind.

Lehrer lernen, sich in verständlicher Sprache auszudrücken

In Würzburg kümmert sich das an der Don-Bosco-Schule angesiedelte "Netzwerk Verständliche Sprache" seit gut zwei Jahren darum, diesen wichtigen Teilbereich der Inklusion voranzubringen - unter anderem wird Lehrkräften, Ehrenamtlichen und interessierten Bürgern beigebracht, sich in Wort und Schrift verständlicher auszudrücken. Gemessen an den elf Bewerbungen, die für den "Preis für verständliche Sprache" eingegangen sind, zeitigt die Arbeit des Netzwerks erste Erfolge.

Dabei ist verständliche Sprache nicht nur im Unterricht, für den Abschluss von Verträgen oder im Kontakt mit Behörden wichtig: "Nur wer kompliziertes versteht, kann sich auch eine Meinung bilden und in der Gesellschaft mitbestimmen", betonte Pauline Füg: "Demokratie braucht verständliche Sprache, bei Wahlen, bei politischen und gesellschaftlichen Themen. Damit sich alle beteiligen und bestimmen können, wer weswegen gewählt wird."

Neues Café als barrierefreier und inklusiver Treffpunkt

Der achtköpfige Arbeitskreis der Klara-Oppenheimer-Schule unter Leitung von Marlene Vandecar hat mit ihrem Projekt genau dafür die Grundlage gelegt. Durch die verständliche Aufbereitung der Unterrichtsmaterialien gerade im Fach Sozialkunde an einer Berufsschule mit dem Förderschwerpunkt Inklusion "leistet die Arbeitsgruppe einen wichtigen Beitrag im zivilgesellschaftlichen Kontext", sagte Christel Baatz-Kolbe vom Netzwerk Verständliche Sprache: "Wer versteht, welche Strukturen unseren Staat kennzeichnen, der lernt auch, welche Rechte jeder Mensch hat und wie diese Rechte in einer Demokratie verwirklicht werden können."

Auf Platz zwei (1.500 Euro) landete der Caritasverband Würzburg, der eigene Richtlinien für seine rund 140 Mitarbeiter herausgegeben und mit Silvia Wagner eine geschulte Mitarbeiterin als Ansprechpartnerin für verständliche Sprache hat. Der 3. Preis (500 Euro) ging an den Verein "Viertelkultur e.V.", der in der Zellerau demnächst ein Café als barrierefreien und inklusiven Treffpunkt für alle Bürger eröffnen und alle Info-Materialien in verständlicher Sprache verfassen wird.

Eine neunköpfige Jury wählte die drei Preisträger aus und vergab spontan einen Sonderpreis der Jury an die Stadtteilzeitung "Im Blick" aus der Lindleinsmühle. Dort gibt es zwar nur rund 2500 Haushalte, aber auch Menschen aus 60 Nationen: "Es ist eine Zeitung für einen Stadtteil, in dem vom Professor bis zum Migranten ganz viele unterschiedliche Menschen leben. Das hat uns sehr gefallen", erläuterte Jury-Mitglied Rainer Mittelstädt.

 
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