Netzwerken ist auch für Theatergruppen im Landkreis Würzburg wichtig. Zum dritten Mal hatte Landrat Eberhard Nuß dazu eingeladen. Rund 50 Vertreter von 18 Theatergruppen und sieben Bürgermeister waren seiner Einladung nach Waldbrunn gefolgt.
Insgesamt 45 Theatergruppen gibt es im Landkreis Würzburg. „Bei 52 Gemeinden, da bin ich schon arg stolz drauf“, meinte der Landrat. „Und es ist großartig, was Sie an Theater bieten und wieviel Menschen Sie damit begeistern“, lobte er.
Diese Zahl spiegle auch wieder, wie wichtig das kulturelle Angebot für die regionale Identität und die Lebensqualität der Menschen im ländlichen Raum sei. Theater und Kultur gehörten zu den „weichen Standortfaktoren“ – zuständig für das Wohlbefinden der Bürger. Immerhin nutzen nach Recherchen des Landratsamtes mehr als 500 000 Menschen jährlich diese kulturellen Angebote. Eine beeindruckende Zahl, meinte Nuß.
Dennoch gelte es, auch Neubürger, Gäste und Touristen über die kulturelle Vielfalt des Landkreises zu informieren. Das wolle man mit der neuen Theaterbroschüre erreichen, die beim Treffen erstmals vorgestellt wurde. „….. bis demnächst in diesem Theater!“ Mit diesem Titel und einem schicken, bunten Äußeren kommt sie daher.
Auflage von 5000 Stück
Entstanden ist das Werk unter der Federführung von Michael Dröse, Leiter des Regionalmanagements im Landratsamt, und Kultursachbearbeiterin Gudrun Beck, in einer ersten Auflage von 5000 Stück. Zu haben ist sie unter anderem in den Rathäusern des Landkreises, im Landratsamt, in Hotels und Schulen.
Mit der neuen Broschüre und den regelmäßigen Netzwerktreffen wolle man die Theatergruppen bei der Öffentlichkeitsarbeit unterstützen. „Und da, wo Sie der Schuh drückt und Ihnen die eine oder andere Tür öffnen“, sagte Dröse. Was jetzt noch fehlt, ist eine Requisitenstelle, wo alle Requisiten gelagert werden können. „Davon sind wir aber weit entfernt, dafür ist der Landkreis einfach zu groß“, meine Dröse.
In einer Diskussionsrunde wurde deutlich, wo die einzelnen Gruppen der Schuh drückt. Seit 40 Jahren schon spielt die Theatergruppe Sportverein Gaukönigshofen. „Wir haben ein echtes Nachwuchsproblem, weil wir keine Jugendlichen bekommen, da kämpfen wir schwer“, sagte Herbert Michel.
Anders hingegen die Theatergruppe Neubrunn: Da gibt es keine Probleme mit dem jugendlichen Nachwuchs. Großes Theater gab es 2012 in Greußenheim mit dem historischen Laienspiel „Kaiser Karls Gericht“ mit 85 Laienschauspielern, alle ausnahmslos Greußenheimer, berichtete Bürgermeisterin Karin Kuhn. 2017 wurde das Stück wieder erfolgreich aufgeführt. In Zukunft soll es alle zwei Jahre im Juli stattfinden.
Probleme mit den Frauen gibt es im Fränkischen Komödienstadl Burggrumbach – aber nur bei der Besetzung der Stücke, denn da fehlen sie oft, sagte Manfred Drazkiewicz. Dennoch komme man über die Runden. Ganze 13 bis 14 mal spielt die Theatergruppe Riedenheim. Das Besondere: Die Stücke werden selbst geschrieben und auf die jeweiligen Schauspieler zurechtgeschneidert, sagte Petra Fries. Die Nachwuchsarbeit sei gut, es gibt seit zehn Jahren sogar eine Jugendtheatergruppe mit 16 Aktiven zwischen sechs und 16 Jahren.
Gemeinsamer Fundus wäre gut
Obwohl erst zehn Jahre jung, hat die Theatergruppe Reichenberg dennoch oft Besetzungsprobleme. „Die meisten von uns sind altersmäßig schon überm Strich“, schmunzelte Werner Hemrich. Weitere Probleme mit Nachwuchs, Requisiten und Besetzung wurden auch von anderen Vertretern der anwesenden Gruppen angesprochen. Vor allem ein Fundus an Requisiten irgendwo im Landkreis wäre gut, wurde deutlich. Genau dafür sei das Netzwerk da, meinte der Landrat.
Aber auch die Mundart und der Dialekt sind ein Thema der Theatergruppen. Viele können keinen Dialekt mehr, andere verstehen ihn nicht, hieß es. In Waldbrunn löst man das Problem ganz einfach. „Bei uns bedeutet Mundart, dass jeder so spielen darf, wie ihm der Schnabel gewachsen ist“, sagte Andreas Baumeister. Es nütze nichts, wenn man im „tiefsten“ Dialekt spiele und keiner versteht?s.
Und während alle Laientheatergruppen im Landkreis nicht auf den finanziellen Erfolg ihrer Aufführungen angewiesen sind, sieht das im Theater Sommerhaus anders aus. „Theaterspielen ist unser Beruf, wir müssen damit Geld verdienen“, sagte Brigitte Obermeier. Dennoch gebe es eine starke Verbindung zu den Laientheatern, ihr Lebensgefährte Hannes Hirth leitet seit 20 Jahren das Mundart-Theater Waldbrunn und hat auch in Greussenheim Regie geführt.
Wichtig sei ihr, in Zukunft neben dem beruflichen Engagement auch mit Jugendlichen, Senioren oder Flüchtlingen zu spielen. Denn für sie selbst „gibt es nichts schöneres, als Theater zu spielen“.
Und was bringt die neue Broschüre den einzelnen Theatergruppen? „Es macht uns bekannter im ganzen Landkreis. Das Netzwerk finde ich sehr gut, weil man endlich mal mit Leuten, die ähnlich gestrickt sind und ähnliche Probleme haben, reden kann“, sagte Johanna Wander, Vorsitzende des Gesangvereins Waldbrunn, unter dessen Dach die Theatergruppe Waldbrunn beheimatet ist. So müsse nicht jeder das Rad neu erfinden.