Wer sich ungeschützt in der Sonne aufhält, lebt gefährlich. Die UV-Strahlung setzt der Haut zu, Krebs oder andere Schäden können die Folge sein. Was aber, wenn man im Hochsommer stundenlang im Freien arbeiten muss? Der mainfränkische Bezirksverband der Gewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (BAU) fordert jetzt kostenlose Sonnencreme für Bauarbeiter und andere Draußen-Jobber wie Fassadenreiniger oder Gartenbauer.
Nicht nur Sonnenbrand, sondern auch Langzeitbelastung eine Gefahr
"Es geht um eine Flatrate für Sonnenmilch und Wasser – bezahlt vom Chef", wird der IG-BAU-Bezirksvorsitzende Michael Groha in der Mitteilung zitiert. Gefährlich sei nicht nur der akute Sonnenbrand – "die Haut vergisst nichts". Der Gewerkschafter appelliert deshalb an die Unternehmen, den Arbeitsschutz hier nicht auf die leichte Schulter zu nehmen.
Und die IG BAU bringt in ihrem bundesweiten Aufruf eine konkrete Idee ins Spiel: Desinfektionsmittel-Spender aus der Corona-Zeit sollten zu Sonnenmilch-Spendern umfunktioniert werden. Auf allen Baustellen müsse es die Spender geben. Die Gewerkschaft verweist auf die Niederlande als Vorbild beim Umrüsten auf Sonnenschutz: Dort findet man in diesem Sommer an öffentlichen Plätzen bereits kostenlose Sonnencreme aus früheren Desinfektionsmittel-Spendern.
"Überall, wo unter praller Sonne gearbeitet wird, sollte es Gratis-Sonnencreme zum Einreiben geben – aus der Tube, aus der Flasche oder am besten eben gleich aus dem Spender", fordert Gewerkschaftsfunktionär Groha. Den Bauarbeitern selbst rät er, bei starker Sonneneinstrahlung den Körper so weit wie möglich mit leichter Kleidung zu bedecken und genug zu trinken. Die Unternehmen seien bei Hitzearbeit "verpflichtet", Wasser oder andere nicht-alkoholische Getränke zur Verfügung zu stellen.
Unterstützung für den Vorstoß kommt aus der Hautklinik des Würzburger Uniklinikums. UV-Strahlung könne zu Hautschäden wie vorzeitiger Alterung, Sonnenbränden und im Verlauf zu Hautkrebs führen, warnt Dermatologin Dr. Valerie Glutsch. Kostenlose Sonnenschutzmittel für bestimmte Berufsgruppen anzubieten, hält die Hautfachärztin deshalb für sinnvoll. Gleichzeitig weist Glutsch auf die richtige Anwendung hin: Sonnencreme sollte man in ausreichender Menge und wiederholt auftragen.
Dermatologin der Uniklinik Würzburg: Auch auf Bekleidung achten
Aus Sicht der Uniklinik sollte aber mindestens genauso viel Wert auf den textilen Lichtschutz – etwa durch Berufsbekleidung und schattenspendende Vorrichtungen – und eine Anpassung der Arbeitszeiten gelegt werden. Bestimmte Arbeiten soweit möglich an heißen und sonnigen Tagen nicht in der Mittagszeit zu erledigen, "würde dem Risiko von Hautschäden durch UV-Strahlung besser vorbeugen als eine Sonnencreme-Flatrate", sagt die Medizinerin." Zudem wäre damit ein Schutz vor Hitze gewährleistet."
Wichtig sei, die Vorsorgemaßnahmen schon Kindern und Jugendlichen beizubringen, sagt Dermatologin Valerie Glutsch – "idealerweise in Kindergärten und Grundschulen". Man gehe davon aus, dass gerade Sonnenbrände in der Kindheit und Jugend das Risiko für schwarzen Hautkrebs erhöhen. Die gesammelte UV-Strahlung über einen langen Zeitraum wird dagegen eher für weißen Hautkrebs und Hautalterung verantwortlich gemacht.
Auch beim Hausarzt möglich: Fachärztin rät zum Hautkrebsscreening alle zwei Jahre
Abhängig sind mögliche Folgen und nötiger Lichtschutzfaktor immer auch vom Hauttyp. Grundregel: Je heller die Haut, desto größer die Gefährdung. Glutsch rät, das Hautkrebsscreening wahrzunehmen, das von den Krankenkassen alle zwei Jahre bezahlt wird. Es wird auch in vielen Allgemeinarzt-Praxen angeboten. Vor allem neu aufgetretene, schnell wachsende, blutende oder mehrfarbige Hautveränderungen sollten ärztlich beurteilt werden.
Allerdings sind Hautarzttermine teils nur noch schwer oder erst in einigen Monate zu bekommen. In solchen Fällen empfiehlt Glutsch den Gang zum Hausarzt oder der Hausärztin. Ist es dringlich, werde man von dort an den Dermatologen oder die Dermatologin überwiesen.
irgendwann ist halt mal Schluss mit Sonnenschutz
dann muss man raus aus der Sonnen...
Fordern kann jeder, handeln ist gefragt!
Michael Beutler