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Würzburg
Dem Hautkrebs vorbeugen: Gewerkschaft fordert jetzt kostenlose Sonnencreme für Bauarbeiter in Unterfranken
Mainfrankens IG BAU appelliert an Firmen, den Arbeitsschutz ernst zu nehmen. Was eine Hautärztin der Würzburger Uniklinik zu dem Vorstoß sagt – und was sie allen rät.
Ein Arbeiter überprüft auf einer Baustelle der Bahnstrecke Würzburg-Nürnberg die Gleislage der neu gelegten Schiene. Seit Wochen sind die Gleisarbeiter der Wärme und starken UV-Strahlung ausgesetzt. 
Foto: Daniel Karmann, dpa | Ein Arbeiter überprüft auf einer Baustelle der Bahnstrecke Würzburg-Nürnberg die Gleislage der neu gelegten Schiene. Seit Wochen sind die Gleisarbeiter der Wärme und starken UV-Strahlung ausgesetzt. 
Andreas Jungbauer
 |  aktualisiert: 15.07.2024 14:00 Uhr

Wer sich ungeschützt in der Sonne aufhält, lebt gefährlich. Die UV-Strahlung setzt der Haut zu, Krebs oder andere Schäden können die Folge sein. Was aber, wenn man im Hochsommer stundenlang im Freien arbeiten muss? Der mainfränkische Bezirksverband der Gewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (BAU) fordert jetzt kostenlose Sonnencreme für Bauarbeiter und andere Draußen-Jobber wie Fassadenreiniger oder Gartenbauer. 

Nicht nur Sonnenbrand, sondern auch Langzeitbelastung eine Gefahr

"Es geht um eine Flatrate für Sonnenmilch und Wasser – bezahlt vom Chef", wird der IG-BAU-Bezirksvorsitzende Michael Groha in der Mitteilung zitiert. Gefährlich sei nicht nur der akute Sonnenbrand – "die Haut vergisst nichts". Der Gewerkschafter appelliert deshalb an die Unternehmen, den Arbeitsschutz hier nicht auf die leichte Schulter zu nehmen.

Und die IG BAU bringt in ihrem bundesweiten Aufruf eine konkrete Idee ins Spiel: Desinfektionsmittel-Spender aus der Corona-Zeit sollten zu Sonnenmilch-Spendern umfunktioniert werden. Auf allen Baustellen müsse es die Spender geben. Die Gewerkschaft verweist auf die Niederlande als Vorbild beim Umrüsten auf Sonnenschutz: Dort findet man in diesem Sommer an öffentlichen Plätzen bereits kostenlose Sonnencreme aus früheren Desinfektionsmittel-Spendern.

Ein Kasten mit Wasserflaschen steht auf einer Baustelle, auf der Bauarbeiter bei hohen Temperaturen an Straßenbahngleisen arbeiten. Die IG BAU drängt auf Gratis-Wasser und -Sonnencreme an Hitzetagen. 
Foto: Sina Schuldt, dpa | Ein Kasten mit Wasserflaschen steht auf einer Baustelle, auf der Bauarbeiter bei hohen Temperaturen an Straßenbahngleisen arbeiten. Die IG BAU drängt auf Gratis-Wasser und -Sonnencreme an Hitzetagen. 

"Überall, wo unter praller Sonne gearbeitet wird, sollte es Gratis-Sonnencreme zum Einreiben geben – aus der Tube, aus der Flasche oder am besten eben gleich aus dem Spender", fordert Gewerkschaftsfunktionär Groha. Den Bauarbeitern selbst rät er, bei starker Sonneneinstrahlung den Körper so weit wie möglich mit leichter Kleidung zu bedecken und genug zu trinken. Die Unternehmen seien bei Hitzearbeit "verpflichtet", Wasser oder andere nicht-alkoholische Getränke zur Verfügung zu stellen.

Unterstützung für den Vorstoß kommt aus der Hautklinik des Würzburger Uniklinikums. UV-Strahlung könne zu Hautschäden wie vorzeitiger Alterung, Sonnenbränden und im Verlauf zu Hautkrebs führen, warnt Dermatologin Dr. Valerie Glutsch. Kostenlose Sonnenschutzmittel für bestimmte Berufsgruppen anzubieten, hält die Hautfachärztin deshalb für sinnvoll. Gleichzeitig weist Glutsch auf die richtige Anwendung hin: Sonnencreme sollte man in ausreichender Menge und wiederholt auftragen.

Dermatologin der Uniklinik Würzburg: Auch auf Bekleidung achten

Aus Sicht der Uniklinik sollte aber mindestens genauso viel Wert auf den textilen Lichtschutz – etwa durch Berufsbekleidung und schattenspendende Vorrichtungen – und eine Anpassung der Arbeitszeiten gelegt werden. Bestimmte Arbeiten soweit möglich an heißen und sonnigen Tagen nicht in der Mittagszeit zu erledigen, "würde dem Risiko von Hautschäden durch UV-Strahlung besser vorbeugen als eine Sonnencreme-Flatrate", sagt die Medizinerin." Zudem wäre damit ein Schutz vor Hitze gewährleistet." 

Dachdecker sind oft ungeschützt der prallen Sonne ausgesetzt. Das erhöht die Gefahr, an hellen Hautkrebs zu erkranken. 
Foto: Patrick Pleul, dpa | Dachdecker sind oft ungeschützt der prallen Sonne ausgesetzt. Das erhöht die Gefahr, an hellen Hautkrebs zu erkranken. 

Wichtig sei, die Vorsorgemaßnahmen schon Kindern und Jugendlichen beizubringen, sagt Dermatologin Valerie Glutsch – "idealerweise in Kindergärten und Grundschulen". Man gehe davon aus, dass gerade Sonnenbrände in der Kindheit und Jugend das Risiko für schwarzen Hautkrebs erhöhen. Die gesammelte UV-Strahlung über einen langen Zeitraum wird dagegen eher für weißen Hautkrebs und Hautalterung verantwortlich gemacht.

Auch beim Hausarzt möglich: Fachärztin rät zum Hautkrebsscreening alle zwei Jahre

Abhängig sind mögliche Folgen und nötiger Lichtschutzfaktor immer auch vom Hauttyp. Grundregel: Je heller die Haut, desto größer die Gefährdung. Glutsch rät, das Hautkrebsscreening wahrzunehmen, das von den Krankenkassen alle zwei Jahre bezahlt wird. Es wird auch in vielen Allgemeinarzt-Praxen angeboten. Vor allem neu aufgetretene, schnell wachsende, blutende oder mehrfarbige Hautveränderungen sollten ärztlich beurteilt werden.

Allerdings sind Hautarzttermine teils nur noch schwer oder erst in einigen Monate zu bekommen. In solchen Fällen empfiehlt Glutsch den Gang zum Hausarzt oder der Hausärztin. Ist es dringlich, werde man von dort an den Dermatologen oder die Dermatologin überwiesen.

 
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Kommentare
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  • clubfan2@gmx.de
    man kann sich aber ja nicht so oft eincremen wie man will
    irgendwann ist halt mal Schluss mit Sonnenschutz
    dann muss man raus aus der Sonnen...
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  • flyarcus@gmx.de
    ...Sonnencreme und staubige Arbeiten....die Mischung machts halt!
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  • Eos123456
    Die Gewerkschaften haben allesamt großartige Redner. Bloß beim Handeln tun sie sich manchmal schwer.
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  • Mainkommentar
    Na ja wenn ich sehe das viele Bauarbeiter noch nicht mal ein T-Shirt tragen, würde ich eher mal vermuten das die freiwillig eher keine Sonnencreme benutzen würden (auch wenn sie kostenlos wäre). Ansonsten schauen manche Bauarbeiter aus wie ein extrem lange gegrilltes Hähnchen. Da denke ich immer entweder im Alter ne Haut wie ein Schuppentier oder Hautkrebs.
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  • m.beutler@sbb-beutler-lang.de
    Bei unserer Firma SBB in Marktbreit gibt es sowohl kostenloses Wasser als auch Sonnencreme seit Jahren für die Mitarbeiter. Die von der BAU- BG früher mal zur Verfügung gestellten Cremes und Bedeckungen sind nach mehrmaliger Nachfrage nicht lieferbar! Vielleicht im Winter.....?
    Fordern kann jeder, handeln ist gefragt!
    Michael Beutler
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