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WÜRZBURG
Deftige Dialektsprachen im Theater Chambinzky
Das Theater Chambinzky bringt zwei Einakter aus den Dreißiger Jahren des irischen Dramatikers Seán O?Casey auf die Bühne.
Foto: Chambinzky | Das Theater Chambinzky bringt zwei Einakter aus den Dreißiger Jahren des irischen Dramatikers Seán O?Casey auf die Bühne.
Manfred Kunz
 |  aktualisiert: 27.04.2023 05:22 Uhr

Weitgehend von den Theaterspielplänen verschwunden sind die Stücke des irischen Dramatikers Seán O?Casey. Ob das Würzburger Theater Chambinzky mit zwei Einaktern aus den Dreißiger Jahren diesen Trend umkehren kann, bleibt fraglich. Einen kurzweiligen Theaterabend bescherte die Inszenierung von Martin Maria Eschenbach dem Publikum am ausverkauften Premierenabend gleichwohl.

Eschenbach löst die beiden Einakter „Der Anfang vom Ende“ und „Ein Pfund abheben“ aus ihrem irischen Hintergrund, betont aber durch deftige Dialektsprachen – fränkisch, sächsisch, norddeutsch – das soziale Milieu in dem die Stoffe wurzeln.

In „Der Anfang vom Ende“ ist es eine ärmlich eingerichtete, bäuerliche Küche, in der sich das Eheaar Darry und Lizzie Berill (Christian Götz und Maria Voigt) über die Aufgabenverteilung in Haus und Hof streitet – und zur Konfliktlösung einen Rollentausch vereinbart: Lizzie geht „die Wiese mähen“, Darry versucht sich zunächst mal am Abwasch. Das kann, man ahnt es schon, nicht gut gehen, zumal der Besuch des nahezu blinden Nachbarn Barry (Andreas Protte) die Situation eskalieren lässt.

Teller fallen aus den Schränken, Geschirr fliegt, das Licht fällt aus, eine Kuh lässt sich nicht mehr bändigen – kurzum: die Küche versinkt im Chaos. Die Situationskomik steigert sich durch geradezu groteske Slapstick-Momente immer wieder ins Übertrieben-Absurde – sehr zum Vergnügen des immer wieder laut los prustenden Publikums.

Groteske Situationskomik

Nicht minder grotesk setzt Eschenbach in „Ein Pfund abheben“ den Versuch zweier Kumpane in Szene, in einem Postamt an frisches Bargeld zu kommen. Zeigten sich Andreas Protte und Christian Götz schon im ersten Stück als kongeniale Partner, so laufen sie jetzt als reichlich angeheiterte Trunkenbolde Jerry und Sammy zur Höchstform auf. Phänomenal, mit welcher Wucht und Leidenschaft Götz diesen Charakter ausfüllt, der sich kaum noch auf den Beinen halten kann. Während Protte, ebenfalls reichlich angetrunken, immer aufs Neue versucht, den Überblick über die Situation zu behalten und die Geldabhebung formal korrekt abzuwickeln – und dabei immer wieder grandios scheitert. Silvia Schreiner (als Postbeamtin), Maria Voigt (als vornehme Dame) und Luca Sell (als zu Hilfe gerufener Polizist) vervollständigen das turbulente Treiben vor dem winzigen Postschalter.

Gelacht werden darf auch hier pausenlos, für subtilere Zwischentöne oder feinen Humor bleibt keine Zeit. Das Tempo ist und bleibt hoch, die Pointen-Dichte enorm und die Slapstick-Momente gehen oftmals gar ins Akrobatische. Was kann man mehr erwarten von einem irischen Theaterabend? Vielleicht noch ein paar Guiness als Dreingabe.

Auf dem Spielplan bis zum 11. November. Karten: Tel. (09 31) 5 12 12 oder www.chambinzky.com

 
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