
Einst verkehrte hier die feine Würzburger Gesellschaft. Dann verblasste der Ruhm des „Mühlenhof Daxbaude“. 1997 war das idyllische, mitten in Versbach gelegene Hotel-Restaurant ziemlich runter gewirtschaftet. Unternehmer Rudi May, dem der Komplex damals gehörte, suchte neue Pächter. Und fand mit Hotelfachfrau Doris Betz-David, Koch Wolfgang „Wolle“ Betz und der inzwischen ausgeschiedenen Heike Beck drei Gastronomieprofis, die den Laden wieder auf Vordermann brachten. Jetzt ist der Pachtvertrag ausgelaufen und die Zukunft der größtenteils denkmalgeschützten Daxbaude steht in den Sternen.
Letzte Runde am 30. Juli
„Am Dienstag, 30. Juli ist Schluss“, erzählen Doris und Wolle Betz. Wenn die letzten Gäste gegangen sind, werden sie das beliebte Restaurant schließen und die 32 gemütlichen Hotelzimmer absperren. 16 Jahre haben sie die Daxbaude erfolgreich geführt – so lange wie kein Pächter vor ihnen. „Viel Liebe und Lebenszeit“ hätten sie in den Mühlenhof investiert, der seit 2002 dem Konzern Hochtief gehört, erzählen die Wirtsleute. Und „viel Geld“. Aber das Hotel ist nicht mehr rentabel. „Es gibt einen Investionsstau, die letzte Renovierung war 1980“, sagt Wolle Betz. „Wir als Pächter können die Sanierung nicht tragen.“
Obwohl die Hotelzimmer schon lange nicht mehr dem heutigen Standard entsprechen, waren sie stets gut gebucht. „Bei uns haben sich die Gäste zuhause gefühlt“, sagt Doris Betz-David. Ihr Mann lacht: „In der Daxbaude gab es 'betreutes Wohnen'.“
Das wussten auch Promis wie der Showmaster Frank Elstner und die Schauspielerin und Dschungelcamp-Bewohnerin Isabel Varrell zu schätzen, die hier übernachtet haben. Doris Betz-Davids „absoluter Lieblingsgast“ war der Österreicher Ernst Stankovski. „Er ist total nett und sympathisch“, sagt sie über den Schauspieler, Regisseur und Kabarettisten, der in diesen Tagen 85 Jahre alt geworden ist und regelmäßig in der Daxbaude logierte.
Natürlich gab es auch unbequeme Gäste. Die verwirrte alte Dame zum Beispiel, die nachts durchs Hotel geisterte und die Schlafenden weckte, um sich ihnen als „Gräfin“ vorzustellen. Oder der Mann, der sich mit dem Mut des Betrunkenen an der Dachrinne entlang hangelte. „Heute lache ich drüber“, sagt Doris Betz-David, „damals hatte ich Angst, dass er auf mein neues Auto fällt“.
Und es gab Reservierungen, die den Wirtsleuten Sorgen bereiteten. „Als sich die Teilnehmer eines Harley-Davidson-Treffens anmeldeten, hatten wir ein leicht mulmiges Gefühl“, erinnert sich Wolle Betz. Dann sahen er und seine Frau, dass die „tätowierten Rocker zum Frühstück Kakao trinken und für die Zeitungslektüre eine Lesebrille aufsetzen“ – und die Bedenken waren zerstreut.
Viele Tausend Gäste haben die Wirtsleute in Lokal und Hotel begrüßt. Ungezählte Feiern ausgerichtet. Ungezählte Speisen gekocht und serviert. Ungezählte Hektoliter Wein, Bier und Schnaps ausgeschenkt. Dabei sind Freundschaften entstanden, die den beiden wichtig sind. Dennoch will sich das Ehepaar „den Gastronomiestress“ nicht mehr antun. „Wir klatschen nicht in die Hände, dass unsere Zeit in der Daxbaude vorbei ist“, sagt Doris Betz-David, „aber wir freuen uns auf was Neues“.
Und das soll in Grombühl sein. Hier will das Ehepaar „Handwerk fürs Mundwerk“ anbieten. Selbstgemachte Marmeladen, Kuchen im Glas, Suppen, Soßen und andere Leckereien der eigenen Marke „Weiberwirtschaft“. Und „schön’s Zeug aus Holz“, von Wolle Betz gefertigte kunstgewerbliche Arbeiten. „Vielleicht richten wir auch ein Cafe ein“, sagt Betz-David. Vielleicht wird ihr Mann „Küchenpartys“ veranstalten. „Arbeit gibt es genug auf der Welt.“
Großer Flohmarkt fürs Inventar
Bevor es aufgeht zu neuen Ufern, wird die Daxbaude ausgeräumt. „Alles, was im Lokal herumsteht und –hängt wird verkauft“. Und zwar bei einem großen Flohmarkt an den beiden letzten August- und den beiden ersten Septemberwochenenden. Ab Montag, 30. September, ist die Daxbaude für Doris und Wolle Betz Vergangenheit. Welche Pläne der Eigentümer Hochtief mit dem Komplex hat, ist nicht bekannt. „Es gibt verschiedene Überlegungen“, erklärt Gabriele Stegers, Leiterin Kommunikation Real Estate Solutions des Konzerns, auf Anfrage der Redaktion, „aber spruchreif ist noch nichts“.