
Am Samstag, um 19.30 Uhr, war es wieder einmal angerichtet: Die Weiße Mühle in Estenfeld hatte sich zum Empfang von knapp 500 faschingsfreudigen Gästen so richtig herausgeputzt. Begleitet von artistischen Tanzeinlagen der Garden sowie humorvollen Büttenreden, erlebten die Estenfelderinnen und Estenfelder einen Abend, an dessen Ende auch dem letzten der Anwesenden klar geworden sein dürfte: Die 5. Jahreszeit hat begonnen.
Zu Beginn der Prunksitzung brandete in der Estenfelder Mehrzweckhalle donnernder Applaus auf. Denn nach über zehn Jahren als Sitzungspräsident hatte Marco Kleedörfer im vergangenen Jahr das Zepter an seinen Stellvertreter Thomas Scheller weitergereicht. Auf der Bühne dankte Scheller seinem Vorgänger und würdigte dessen Verdienste als Sitzungspräsident. Ein endgültiger Abschied von der Estenfelder Karnevalsgesellschaft (EKG) bedeutet dies für Kleedörfer indes nicht. Der 47-jährige bleibt der EKG als 1. Gesellschaftspräsident erhalten.
Für Stimmung in der Halle sorgten im weiteren Verlauf der Prunksitzung dann insbesondere die auftretenden Garden. Neben der Purzelgarde, die "Ich bin eine Fledermaus" zu "Out Of The Dark" aufführte, konnten auch die Blaue und Rote Garde der EKG sowie die Gastgarde aus Remmlingen die Estenfelderinnen und Estenfelder für sich gewinnen.
Traditionelle "Faschingsgaudi" kam nicht zu kurz
Daneben kam am Samstagabend auch die traditionelle "Faschingsgaudi" nicht zu kurz. Während Thomas Kleedörfer mit seinem Programm "Macho Macho" und Doris Paul mit "Plötzlich Oma" das Zwerchfell der Gäste zum Tanzen brachten, sorgte Gerhard Winzenhörlein in der Halle mit seiner humorvollen Thematisierung der endlosen Estenfelder Baustellen und seinem charakteristischen Spruch "Ich mach mir gar nichts draus, ich leck einfach mein´ Teller aus" für Gelächter in der Halle. Angesichts der Bundestagswahl richtete Winzenhörlein in seiner Büttenrede auch noch einen Wahl-Appell an die versammelte Faschingsgesellschaft: "Nicht wählen ist Feigheit vor der Entscheidung. Wer in einer Demokratie schläft, der wacht in einer Diktatur auf."
Spürbar zufrieden mit dem Verlauf der Prunksitzung zeigte sich auch der neue Sitzungspräsident Thomas Scheller. "Mir war es im Vorfeld wichtig, dass die Leute mit einem guten Gefühl nach Hause gehen - ich glaube, das haben wir hinbekommen", sagte der 37-Jährige.
Scheller ist die Brauchtumspflege ein wichtiges Anliegen
Lange musste Scheller nicht überlegen, als Kleedörfer im vergangenen Jahr seinen Rücktritt als Sitzungspräsident angekündigt hatte. Denn bereits früh ist er zum Fasching gekommen. Schon mit 16 Jahren unterstützte er die EKG bei der Technik. Mit nur 18 Jahren wurde er Mitglied des Elferrates. Die Entscheidung, neuer Sitzungspräsident werden zu wollen, sei demzufolge relativ schnell klar gewesen. Neben dem aktiven Vereinsleben ist Scheller dabei vor allem die Brauchtumspflege ein wichtiges Anliegen. "Da ist die Würzburger Region stark vertreten", findet der Estenfelder. "Es gibt sehr viele Ortschaften mit eigenen Faschingsvereinen. Da entstehen auch einfach Freundschaften und man unterstützt sich gegenseitig. Das ist wie eine kleine Familie."
Wenn dieses Jahr die Faschingszeit endet, will Scheller die Saison erst einmal Revue passieren lassen. Viel Zeit hat er dafür jedoch nicht. "Nach dem Aschermittwoch werden alle kurz mal ein, zwei Wochen durchschnaufen. Dann geht es schon wieder in die Programmplanung für nächstes Jahr."