Auch nach mehr als 50 Jahren Bühnenerfahrung lässt sich Pavel Fieber noch gerne positiv überraschen. Angetan hat den erfahrenen Regisseur und Theaterleiter die eindrucksvolle Kulisse, die die Röttinger Burg Brattenstein seiner Inszenierung der Operette „Wiener Blut“ bietet.
Für den Klassiker der Wiener Operette, der ab dem 17. Juli bei den Frankenfestspielen gespielt wird, ist es dem Röttinger Bürgermeister Martin Umscheid gelungen, den Altmeister unter Vertrag zu nehmen. Zu einer kleinen Begrüßungsfeier hatte Umscheid die Ensemblemitglieder eingeladen, bevor am Freitag die Proben begonnen haben.
In Bozen lernte er Pavel Fieber kennen, erzählt Umscheid. Der hatte dort eines der zahlreichen Engagements, die den Terminkalender des inzwischen 73-Jährigen ehemaligen Generalintendanten des Badischen Staatstheaters Karlsruhe füllen. „Ich mache heute nur noch, was Spaß macht und mich interessiert“, sagt er. Nach den Luisenburg-Festspielen in Wunsiedel und den Burgfestspielen in Mayen, die er zeitweise leitete, gehören dazu nun auch die Frankenfestspiele in Röttingen. Hier reizt Pavel Fieber die Herausforderung, einen bekannten Operetten-Klassiker gründlich zu entstauben. Die Operette stammt aus der Feder von Johann Strauss (Sohn), war aber erst kurz vor dessen Tod aus bekannten Werken zu einem Singstück in drei Akten zusammengefasst worden. In der Handlung geht es um Liebe, Eifersucht und allerlei Verwechslungen – leichter Stoff, wie er den meisten Operetten eigen ist.
Das ist wohl auch ein Grund, warum „Wiener Blut“ heute nur noch selten aufgeführt wird. „Die Musik ist toll, aber die Handlung im Original ist ein bissel fad“, urteilt Pavel Fieber – „man muss mit dem Stoff was anfangen, sonst wird's nix“.
Der Regisseur hat deshalb kräftig am Libretto gearbeitet und sich dazu allerlei unterhaltsame Veränderungen einfallen lassen. Unterhaltung sei schließlich gerade bei Freilichttheatern das Wichtigste. „Es muss wirbeln, es muss was passieren“, sagt Fieber. Selbst den in Röttingen bestens bekannten Johann Nestroy hat Fieber dazu bemüht; ob mit einem Couplet, das Fieber ins Original eingeschmuggelt hat, oder mit Texteinschüben, in denen sich die Schauspieler nach Nestroy-Manier ins Tagesgeschehen einmischen.
Mit dem Ergebnis ist Fieber zufrieden. Eine „richtig gute Verwechslungskomödie“ sei herausgekommen. Die Kunst ist es nun, diese Komik auf die Bühne zu bringen; eine Aufgabe, vor der Pavel Fieber großen Respekt hat. Nichts sei schwieriger zu inszenieren als Komisches, sagt er. „Man muss versuchen, so ernsthaft wie möglich zu spielen, nur dann wird es lustig.“
Der Regisseur kann dabei auf erfahrene Akteure vertrauen wie Martin Berger, Dennis Kozeluh und Anton Graner, im Vorjahr bereits in Hauptrollen zu sehen, und auf neue Mitglieder im Ensemble wie die Allgäuerin Andrea Jörg und Johanna Kräuter, bisher unter anderem zu sehen als Schwester von Kaiserin Sissi im gleichnamigen Musical. Unterstützt werden die professionellen Schauspieler auch heuer wieder vom Extra-Ensemble aus ambitionierten Laienschauspielern und -sängern.
Zehn Tage hat das Ensemble Zeit, die Ideen von Pavel Fieber umzusetzen. Dann gehört die Bühne dem Ensemble des Musicals „Der Graf von Monte Christo“, das seinem bereits in Wien einstudierten Stück bis zur Premiere am 26. Juni unter der Regie von Schauspieldirektor Sascha O. Bauer den letzten Schliff verleiht. Am 3. Juli folgt die erste Aufführung des Shakespeare-Klassikers „Der Kaufmann von Venedig“ in einer überarbeiteten Inszenierung von Joerg Steve Mohr.
Bei der Premiere am 17. Juli wird sich zeigen, ob Pavel Fieber mit seiner Inszenierung auch Röttinger Blut in Wallung zu bringen vermag.
Frankenfestspiele Röttingen
Die Frankenfestspiele 2014 in Röttingen vom 26. Juni bis 17. August zeigen folgende Stücke:
„Der Graf von Monte Christo“, Musical von Frank Wildhorn, Premiere am 26. Juni.
„Der Kaufmann von Venedig“ Schauspiel von William Shakespeare, Premiere am 3. Juli.
„Wiener Blut“, Operette von Johann Strauss, Premiere am 17. Juli.
Reservierungen und weitere Informationen gibt es beim Tourist-Information Röttingen
am Marktplatz 1, 97285 Röttingen
oder per Tel. (0 93 38) 9728-55, -56, -57 und -59
Fax: (0 93 38) 9728-49
E-Mail: info@frankenfestspiele.de
Karten gibt es außerdem beim Ticket-Service der Main-Post, unter Tel. (09 31) 6001 6000, oder per E-Mail unter: ticketservice.mainfranken@ mainpost.de. MEG