Wie glaubwürdig sind unsere Medien? Diese Kernfrage steht im Mittelpunkt des Bayerischen Schülermedientags, der am heutigen 3. Mai, parallel zum Internationalen Tag der Pressefreiheit, auf dem Programm zahlreicher bayerischer Schulen steht. Über 200 Medienprofis von Zeitungen, Radio- und TV-Stationen, aus Wissenschaft und Verbänden gehen in den Tagen rund um den Schülermedientag in die Klassen, berichten aus der Medienpraxis und diskutieren mit Schülern und Lehrern.
Was ist das Wichtigste für einen Journalisten? Diese Frage stellte Peter Krones, Leitender Redakteur der Mediengruppe Main-Post, bei seinen Referaten, die ihn mit dem Team der Familienredaktion, Anke Faust und Susanne Salkic, in die Staatliche Realschule und in das Friedrich-List-Gymnasium nach Gemünden (Lkr. Main-Spessart) führten. Es gab durchaus überraschte Gesichter bei den jungen Zuhörerinnen und Zuhörern, als er zum Einstieg ganz klar formulierte: „Das Wichtigste ist die Wahrheit!“
„Seriöse Medien haben sich einen Pressekodex gegeben“
Redaktionen, egal ob bei einer Tageszeitung, einem Rundfunksender oder bei einem Internet-Medium, seien der Wahrheit verpflichtet, auch wenn das von der Öffentlichkeit nicht immer so gesehen werde. Die seriösen Medien in Deutschland, so Krones, haben sich deswegen einen Pressekodex gegeben, an den sie sich halten müssen. Und dieser Kodex formuliert gleich in seinem ersten Absatz: „Die Achtung vor der Wahrheit, die Wahrung der Menschenwürde und die wahrhaftige Unterrichtung der Öffentlichkeit sind oberste Gebote der Presse.“
Journalisten, die für eine regionale oder eine lokale Tageszeitung arbeiten, sind selbstverständlich auch diesem Kodex unterworfen. Sie haben höchstes Interesse daran, glaubwürdig zu arbeiten, erläuterte der Redakteur: „Gerade im lokalen Umfeld kann ja von der Leserschaft sofort überprüft werden, ob eine Nachricht richtig oder falsch ist.“
Nachrichten lösen verschiedene Interpretationen aus
Ein Grundproblem im Journalismus sei, dass Nachrichten, egal wie neutral sie formuliert sind, bei verschiedenen Betrachtern verschiedene Interpretationen und Emotionen auslösen. Er verdeutlichte dies den Schülerinnen und Schülern an einem einfachen Beispiel, und ließ sie eine Nachricht über den FC Bayern bejubeln oder mit Buh-Rufen bedenken – je nach Zuneigung zum Münchner Verein. Da Nachrichten immer auch gefühlsmäßig bewertet werden, sei es umso wichtiger, so Krones, dass alle Fakten, die zu einer Nachricht gehören, auch stimmen: „Es ist ein Grundprinzip, dass zum Überprüfen einer Nachricht verschiedene Quellen gehört werden müssen, bevor sie veröffentlicht wird!“
So müsse beispielsweise kein Schuldirektor Sorge vor der Drohung haben „Wenn Sie meinen Wünschen nicht nachkommen, dann gehe ich an die Presse!“ Wenn der Zeitungsredaktion Vorwürfe über Schulen, über Behörden oder Firmen zugetragen würden – was sehr oft geschehe –, dann werde auf jeden Fall die beschuldigte Seite um eine Stellungnahme gebeten. Oft würden sich, so Krones, solche Vorwürfe dann ganz anders darstellen. Wenn etwas dran sei an den Beschuldigungen, dann werden die Stellungnahmen aller Betroffenen in einem Artikel gegenübergestellt. Wenn eine Redaktion eine eigene Meinung zu einem Vorfall hat, darf sie diese auch in einem Kommentar zum Ausdruck bringen. Aber: Auch in einem Kommentar müssen alle zu Grunde liegenden Fakten stimmen!
Die „erfolgreichste Falschmeldung“
Gerade in digitalen Medien und da vor allem in den Sozialen Netzwerken tummeln sich viele Falschmeldungen, sogenannte Fake News. Das sei zwar vielen Menschen bewusst, sagte der Redakteur. Aber dennoch würden viele auch den falschen Meldungen Glauben schenken, wenn sie dem eigenen Weltbild entsprechen. So sei bei einer Facebook-Untersuchung die Meldung „Staat zahlt Harem 7500 Euro im Monat, Syrer lebt jetzt mit 2 Ehefrauen und 8 Kindern in Deutschland“ von vielen als wahr eingestuft worden, was ihr den zweifelhaften Ruf der „erfolgreichsten Falschmeldung“ einbrachte. Diese auf einer obskuren ausländischen Internetseite gepostete Meldung sei eigentlich sofort und eindeutig als „falsch“ erkennbar, sagte Krones: „Aber Menschen, die Zuwanderung ablehnen, haben gar kein Interesse, den Wahrheitsgehalt anzuzweifeln!“
Im Internet ist Platz für Halbwahrheiten und Lügen„Fake News“ habe es schon immer gegeben, zitierte Krones den Verlegerverbandspräsidenten Mathias Döpfner, der sagte: „Es wurden seit Hunderten von Jahren auf dem Gemüsemarkt oder nach drei Bieren in der Kneipe Unwahrheiten gesagt und Gerüchte verbreitet.“ Heute biete das Internet Platz für Halbwahrheiten und Lügen. Genau deswegen sollen die Schülerinnen und Schüler ganz genau hinschauen, wenn sie Informationen und Nachrichten konsumieren. Und eine Nachricht in der ARD-„Tagesschau“ sei etwas anderes, als eine schnell geschriebene Nachricht auf Whatsapp. Auch „den allerwichtigsten Tipp zum Erkennen von Fake News“ gab Peter Krones den Schulklassen mit: den gesunden Menschenverstand einschalten!