
Dafür nehmen die Amerikaner sogar größere Verluste in Kauf, indem sie am Tag fliegen, um besser treffen zu können, ihnen dabei aber bewusst ist, dass ihre Begleitjäger aufgrund begrenzter Spritvorräte spätestens an der Reichsgrenze bei Aachen umdrehen müssen. Die B-17-Bomber müssen sich ab diesem Moment selbst verteidigen.
Ein Fiasko folgt dem anderen
Endet schon der erste Angriff der Amerikaner am 17. August 1943 in einem mittleren Fiasko für die 8. USLuftflotte, so übertrifft der zweite am 14. Oktober 1943 die schlimmsten Befürchtungen um ein Vielfaches. Reihenweise werden Bomber und Besatzungen von den wild angreifenden deutschen Jagdflugzeugen und von Flakkanonieren abgeschossen oder so beschädigt, dass sie nur mit Mühe noch in die neutrale Schweiz oder zurück auf die Stützpunkte in Ost-England kommen.
Die Angriffe auf Schweinfurt fügen der US-Luftwaffe im Vergleich der eingesetzten und verlorenen Flugzeuge die prozentual schlimmsten Verluste in ihrer Geschichte zu. Der 14. Oktober 1943 geht als "Schwarzer Donnerstag" (Black Thursday) in die amerikanischen Geschichtsbücher ein.
Dieser Tatsache trägt das ZDF Rechnung, in dem auch Schweinfurt in der zweiteiligen Dokumentation "Der Feuersturm" (28. Februar und 7. März, jeweils um 2015 Uhr) über die Hintergründe des Bombenkriegs in Deutschland eine gewichtige Rolle spielt. Ebenso wie etwa Dresden als Beispiel für die Luftangriffe, die Mitte Februar 1945 zu den höchsten Verlusten unter der deutschen Zivilbevölkerung führten.
Nicht zuletzt, um die Versöhnung zwischen Menschen zu dokumentieren, die sich an jenem 14. Oktober 1943 gegenüberstanden, hatte das ZDF den Piloten der auf den Spitznamen "Spare parts" (Ersatzteile) getauften B-17, James A. Mullinax, aus Texas einfliegen lassen.
Gefilmt wurde das Wiedersehen des heute 89-Jährigen mit ehemaligen Flakhelfern wie dem langjährigen Rechts- und Finanzreferenten der Stadt Schweinfurt, Paul Eichhorn. Der wiederum zeigte dem Gast die damalige Flakstellung, in der der Oberschüler als Richtkanonier eingesetzt war. Schließlich führte der Weg bei den Dreharbeiten Ex-Flakhelfer und James "Pete" Mullinax zum Luftkriegsdenkmal vor dem ehemaligen Spitalsee-Luftschutzbunker. Das im Sommer 1998 errichtete "German-American-Memorial" als sichtbares Zeichen der Versöhnung gilt als das erste und bisher einzige Mahnmal in Deutschland, das gemeinsam von früheren Feinden, die sich im Luftkrieg gegenseitig bekämpft haben, konzipiert und finanziert worden ist.
Sie stehen für Versöhnung
Dafür tragen zwei Vereinigungen Sorge. Auf US-Seite ist es die "Second Schweinfurt Memorial Association ( SSMA)", die schon in ihrer Namensgebung auf den zweiten, schweren Angriff auf Schweinfurt Bezug nimmt. Rund 100 Piloten und Besatzungsmitglieder, die die größte Luftschlacht des Zweiten Weltkriegs überlebt hatten, riefen die Veteranenvereinigung Mitte der 70er Jahre in Amerika ins Leben. Vor rund zehn Jahren nahm die SSMA die ersten Kontakte zu den Gegnern von einst auf, den meist blutjungen Flakleuten, die offiziell als "Luftwaffenhelfer" geführt wurden.
Durch die gegenseitigen Begegnungen führte auch James A. Mullinax 1998 der Weg erstmals wieder nach Schweinfurt. Seine "Fliegende Festung" war am 14. Oktober 1943 von einer im westlichen Landkreis Schweinfurt stationierten Flakstellung abgeschossen wurde. Teile des Hecks fielen noch in Schwebheim vom Himmel, während es der Hauptteil der B-17 noch bis hinter Würzburg schaffte, ehe Mullinax der Besatzung den Befehl gab, die teilweise brennende Maschine aufzugeben und mit dem Fallschirm abzuspringen. Der Pilot selbst ging in der Nähe des baden-württembergischen Osterburken nieder, wo er in Gefangenschaft geriet. Wie alle anderen Besatzungsmitglieder auch kehrte er nach der Befreiung der Lager durch die Amerikaner oder Russen 1945 in die Staaten zurück. Inzwischen hat Mullinax wiederholt Schweinfurt und auch Osterburken besucht.
ZDF-Dokumentation "Der Feuer-
sturm": 28. Februar und 7. März,
um 2015 Uhr.