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Das warme Licht der Glühstrümpfe geht langsam aus
WÜRZBURG "Vor der Kaserne, vor dem großen Tor, stand eine Laterne und steht sie noch davor. So wollen wir uns wiedersehn, bei der Laterne woll'n wir stehn..." - ob sie gemeint waren in dem 1940er Schlager "Lilli Marlen", die Gaslaternen mit ihrem warmen Licht?
Von unserem Redaktionsmitglied REGINA URBON
 |  aktualisiert: 03.12.2006 22:29 Uhr
"Lilli Marlen" wurde 1915 von Hans Leip geschrieben, zu einer Zeit, in der Gaslaternen üblich waren. Und 193 der geschichtsträchtigen und wirklich mit Gas betriebenen Leuchten existieren heute noch in Würzburg, vereinzelt sogar noch mit Guss-, meist aber mit Stahlmasten.

Rund 150 Jahre ist es her, dass sie, viel später als in London, Berlin und vielen weiteren Städten, endlich auch in der unterfränkischen Stadt am Main installiert wurden. Ihre Ausstrahlung schafft Atmosphäre, aber die Anzahl der so romantisch wirkenden Gas-Veteranen geht in Würzburg immer weiter zurück.

Sie sind teuer im Unterhalt, ihre Technik ist aufwendig, und ihre Leuchtkörper, so genannte Glühstrümpfe, sind relativ anfällig. Umgekehrt machte der zunehmende Straßenverkehr immer mehr und hellere Beleuchtung notwendig, erläutert Zellmer. Tausende von modernen Straßenlaternen wuchsen in den Himmel und ersetzten auch die meisten der einst 2750 Gasleuchten. Ihre höchste Anzahl nach dem Zweiten Weltkrieg betrug immer noch 2300 im Jahr 1961.

Dann wurde es allmählich düster um die schmucken "Alt-Würzburg-Leuchten". Immerhin, eines ist klar: Die 16 mit Gas betriebenen Laternen mit ihrem warmen Licht an der Residenz bleiben erhalten, ein Zugeständnis an den Denkmalschutz. Und auch auf der alten Mainbrücke soll sich so schnell nichts ändern. Hier wurden die Laternen allerdings schon umgebaut: Sie werden inzwischen mit Strom gespeist (und zählen nicht zu den oben genannten 193 Gaslaternen). So verhält es sich auch mit einigen weiteren an der Heidingsfelder Stadtmauer. Sie sehen noch historisch aus, sind aber elektrisch betrieben.

Stadtwerke und Stadtverwaltung arbeiten in der Frage zusammen, welche Lampen wo abgebaut oder ersetzt werden. Bei ohnehin nötigen Straßenbauarbeiten werden immer wieder welche auf Strom umgestellt - oder sie müssen ganz weichen, meist, wenn sie sowieso kaputt sind. Ihr Licht hauchen sie leider oft aufgrund von Verschleißerscheinungen aus. Ein Grund dafür ist immer wieder, dass Passanten gegen den Laternenmast treten.

Häufig werden abgebaute Gaslaternen als Ersatzteillager für die noch verbliebenen verwendet. Letztere finden sich in weiten Teilen der Innenstadt, so in der Domerschulgasse, am Franziskanerplatz und am Hauptfriedhof, aber auch am Judenbühlweg, im Leutfresserweg und in der Lindleinstraße, in der St. Benedikt-Straße in der Sanderau ebenso wie in der Antonie-Werr-Straße in der Zellerau. Aber in der Münzstraße, am Rennweg und am Berliner Ring, wo vor 20 Jahren noch welche standen, sind die Gaslaternen verschwunden.

William Murdoch entwickelte die ersten brauchbaren Gaserzeugungsgeräte. 1798 beleuchtete er sein Haus und einige Fabrikgebäude in Birmingham/England mit Steinkohlengas. 1812 erhielt die britische Hauptstadt eine groß angelegte Straßenbeleuchtung.

Nicht jeder war zu dieser Zeit einverstanden mit der Neuerung. In der Kölnischen Zeitung wurde die Gasversorgung 1819 für verwerflich erklärt, weil dieses künstliche Licht als "Eingriff in die Ordnung Gottes" erschien. Man verwies auch auf die Nachteile für die Gesundheit wegen der Gasausdünstungen einerseits und andererseits auch deshalb, weil den Leuten "das nächtliche Verweilen auf den Straßen" erleichtert werde, was ihnen "Schnupfen, Husten und Erkältung auf den Hals zieht".

 
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