Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge können bis Ende 2019 im Waldhaus im Steinbachtal leben. Das hat der Bau- und Ordnungsausschuss des Stadtrates beschlossen.
Die Evangelische Kinder- und Jugendhilfe (EKJH) beherbergt in dem Haus bis zu 24 junge Flüchtlinge. Nötig ist dafür eine Nutzungsänderung. 55 Jahre lang, bis 2013, waren hier Büro- und Verwaltungsräume des Unternehmens Kneipp untergebracht.
CSU-Ratsmitglied Willi Dürrnagel, ehemals Vorsitzender des Waldhauseigentümers Verschönerungsverein, hielt Stadtbaurat Christian Baumgart vor, das Stadtplanungsamt habe vor einigen Jahren ein Wohnen im über 100 Jahre alten denkmalgeschützten Haus ausgeschlossen. Baumgart bestätigte das, verwies aber auf das „Gesetz über Maßnahmen im Bauplanungsrecht zur Erleichterung der Unterbringung von Flüchtlingen“, gültig seit November 2014.
Erstaunen über Bürgerforum-Stadträtin Charlotte Schloßareck
Wie lange das Waldhaus Flüchtlingsunterkunft bleiben wird, ist unklar. Jürgen Keller von der EKJH spricht auf Nachfrage unserer Redaktion von „wechselhaften Entwicklungen“. Er wage keine Prognose, ob weiterhin so wenige Flüchtlinge nach Deutschland kommen wie derzeit. Die EKJH wolle unbegleitete minderjährige Flüchtlinge so lange im Waldhaus unterbringen wie nötig.
Für Erstaunen in der Ausschusssitzung sorgte Charlotte Schloßareck vom Bürgerforum. Sie habe gehört, sagte sie, dass die minderjährigen Flüchtlinge raus müssten aus dem Haus und dass psychisch kranke Kinder einziehen sollen. Zu bedenken sei, dass das Waldhaus in einem Naherholungsgebiet stehe. Baumgart antwortete, ihm erschließe sich nicht, warum ein Naherholungsgebiet einer sozialen Nutzung entgegenstehen solle.
Der Verschönerungsverein will das Waldhaus generalsanieren, wenn es nicht mehr für Flüchtlinge gebraucht wird. Die EKJH plant als Mieterin, das Haus und einen Ersatzbau für die angrenzende marode Gerstnerhalle zu einer Heimstatt für psychisch kranke Kinder zu machen.