"Die Sprache funktioniert bei meinen Figuren nicht. Ihre Probleme sind so weit fortgeschritten, dass sie nicht mehr in der Lage sind, sie wörtlich auszudrücken." Dieses Zitat von Franz Xaver Kroetz könnte die Leitidee für das Schauspiel "Wunschkonzert" gewesen sein, das 1973 uraufgeführt wurde. Der bayerische Autor versteht sich oft als Anwalt der Randständigen in der Gesellschaft. Mit diesem Ein-Personen-Stück ohne Worte hat er vor Jahrzehnten ein Problem aufgegriffen, das heute hoch aktuell ist – in einer Zeit, in der das tödliche Virus der Einsamkeit grassiert.
Das Würzburger Theater Ensemble hat es gewagt, dieses problembeladene, teilweise tragisch-komische Bühnenstück ins Programm zu nehmen – ein gelungener Wurf, der vom Publikum mit stiller, gespannter Aufmerksamkeit verfolgt und mit heftigem Schlussapplaus bedacht wurde.
Jedes Mienenspiel ist der Situation angepasst
Regisseurin Karolin Benker hat die stumme Handlung in die Vorweihnachtszeit verlegt und die Protagonistin detailversessen geführt: Da ist kein Handgriff zufällig und jedes Mienenspiel der Situation angepasst. Als Wunschkonzert plätschert die Hitparade amerikanischer Christmas Songs durch die nett eingerichtete Wohnung von Frau Rach: Das Bett im Hintergrund, ein bequem anmutender Sessel mit Couchtisch und der Ess- und Arbeitstisch strahlen gepflegte Wohnlichkeit aus.
In diese vier Wände begibt sich die Endfünfzigerin allabendlich nach der Arbeit in häusliche Quarantäne. Der Kontakt nach außen beschränkt sich auf gelegentliche prüfende Blicke aus dem Fenster, das in den Zuschauerraum führt. Ansonsten spielt sich das abgeschiedene Leben im sorgsam gepflegten Innenraum ab.
Stoischer Gleichmut und spürbare Skepsis
Christa Fischer geht in der Rolle der ordnungsfreudigen Einzelgängerin auf. Sie wirkt müde vom Arbeitstag, aber nicht erschöpft. Mit stoischem Gleichmut verräumt sie ihre Einkäufe und rückt vermeintliche Unordnung mit lässigen Handgriffen zurecht. Der flüchtige Blick in den Spiegel weckt kurz die Kampfeslust gegen die Fältchen mit spürbarer Skepsis, dass die Creme gewinnt. Nur selten ertappt man die umtriebige Hausfrau bei einem Lächeln. Lediglich "Jingle Bells" bringt ihre routinemäßige Bewegung in leichtes Swingen. Großartig ungeschickt wurstelt Christa Fischer beim Einpacken eines Buchgeschenkes mit Papier und Bändchen – da hätte man einen leisen Fluch verziehen!
70 Minuten schauspielern, ohne einen Laut von sich zu geben und doch beredt an der zermürbenden seelischen Einsamkeit teilhaben zu lassen: eine außerordentlich beeindruckende Leistung!