
Das Leitungs-Team ist dasselbe geblieben, und auch deswegen bleibt das Spieli das, was es für viele Kinder immer war: zweite Heimat, die ihnen ans Herz gewachsen ist. Sogar sieben Bäume sind mit umgezogen. Sie stehen auf dem Gelände fast alle an der entsprechenden Stelle wie früher. Symbolwert haben eine Kastanie und eine Robinie, die im Außengelände wenige Meter vor der Werkstatt eingepflanzt wurden: Jeder Spieli-Besucher kennt sie – sie gehören da einfach hin!
Hier, wo das neue Haus entstand, waren der Fahrzeug-Abstellplatz und das Baseball-Feld der Amerikaner. Nach deren Abzug wurde das Gelände frei. Am Zweiten Siedlungsweg unterdessen, wo sich das alte Spieli befand, entstehen jetzt im Rahmen des Neubaugebietes Zellerau-Mitte neue Wohnhäuser.
Im neuen Musikraum lagern noch Heu und Stroh für die Ziegen, die jetzt erstmal im Innenhof des Gebäudes untergekommen sind, bis ihr Gehege im Außenbereich fertig ist. Aus einem alten Spieli-Schrank wurde übergangsweise eine Vogelvoli?re. 30 Bereiche, vom Bastel- und Tonraum über die Kinderküche und die Werkstatt bis hin zum Catch-Raum mit dicken Matten und Box-Sack mussten mit – samt Möbeln, Geräten, Werkzeugen und allen anderen Utensilien.
Gleich und doch anders
Gleich geblieben ist der Grundriss des Hauses, aber die Raumaufteilung hat sich etwas verändert. Die Eingangshalle und mit ihr sogar der Licht-Einfall sind gleich. Ähnliches gilt für das frühere Wohnzimmer, das jetzt aber mit Hilfe technischer Raffinessen rasch zum Kino wird. Viele Filme drehen die Kinder nämlich selbst. Spielstube, Kinderküche und Kaminraum sind gleich. Der frühere Computerraum ist jetzt Bastelraum mit Zugang zum Außenbereich. Aus zwei kleinen Werkstätten wurde eine große.
Beim Umzug ging es um nur einige hundert Meter Entfernung. Teils schleppten 20 Leute, Mitarbeiter, Jugendliche aus dem Spieli und Mitarbeiter verschiedener sozialer Initiativen (Aktive Hilfe, Quattro, ALE) die Teile ins neue Heim, „über die Straße rüber wie die Ameisen“, schmunzelt der Leiter des Kinderspielzentrums Horst Wagner. So auch das „Astronauten-Rad“, eine Art dreidimensionales Karussell.
Mit seinem Führungsteam Schwester Ruperta Krieger und Bernd Vormwald und acht weiteren ständigen Mitarbeitern managed Wagner die Einrichtung der offenen Kinder- Jugendhilfe unter Regie des Sozialdienstes katholischer Frauen. Um die bis zu 140 Kinder täglich kümmern sich rund 25 Mitarbeiter, viele von ihnen auf Honorarbasis.
Drei Stellen finanziert die Stadt. Für den Rest besorgen die Spieli-Mitarbeiter die Gelder meist selbst, zum Beispiel über die eigens gegründete Kinderstiftung „Glück im Ungkück“.
1,6 Mio Euro Bauvolumen
Der Freistaat hat zum Umzug 285 000 Euro Städtebaufördermittel dazu gegeben, so Wagner. Das Bauvolumen betrage allerdings 1,6 Millionen Euro. Einen großen Teil der Summe erwirtschaftete die Stadtbau-Gesellschaft durch den Verkauf des früheren Spieli-Areals, wo jetzt Wohnungen gebaut werden.
Es geht um ein Gelände von insgesamt 9500 Quadratmeter, auf dem das Kinderspielzentrum steht – es hat die Größe von etwa drei Einfamilienhäusern. Gebaut wurde es aus nordischer Fichte qualitativ so hochwertig, dass es zum Niedrigenergiehaus wurde – außen mit Lärchenholz verschalt. Als Heizung genügt fast die Abwärme der Computer, witzelt Wagner.
Nach und nach werden die Räume und Bereiche eingerichtet. Täglich ab 13 Uhr gibt's vorläufig ein Notprogramm mit Spielen in der Halle. Draußen entstehen zwischenzeitlich Kletterhügel und Gerüste, Biotop und Pfahldorf, Obstbaum- und Buschlandschaft, Handwerkerstraße, Mädchenhütte, Backhaus und sogar eine finnische Grillhütte.
Die Kinder drängen wieder ins Spieli: Es ist und bleibt Kult.