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REGION WÜRZBURG
Das Seepferdchen allein reicht nicht
Die Sorgenfalten auf der Stirn von Experten werden tiefer: Immer weniger Kinder können richtig schwimmen, die Zahl der Badeunfälle steigt. Die Beherrschung von drei Schwimmarten ist für mehr als die Hälfte aller Schüler und Schülerinnen zum Ende ihrer Schulzeit schon schwierig.
Luna Leibold aus Thüngersheim ist erst zwei – aber schon ein echter Wasserwacht-Profi. Im Schwimmunterricht lernen schon die Kleinsten, wie man sich selbst retten kann.       -  Luna Leibold aus Thüngersheim ist erst zwei – aber schon ein echter Wasserwacht-Profi. Im Schwimmunterricht lernen schon die Kleinsten, wie man sich selbst retten kann.
Foto: FOTO Melanie Jäger | Luna Leibold aus Thüngersheim ist erst zwei – aber schon ein echter Wasserwacht-Profi. Im Schwimmunterricht lernen schon die Kleinsten, wie man sich selbst retten kann.
Von unserem Redaktionsmitglied Melanie Jäger
 |  aktualisiert: 02.07.2007 03:02 Uhr

Luna aus Thüngersheim ist erst zwei – aber Schwimmen gehört bei ihr zum Alltag dazu wie essen oder spielen. Kein Wunder, Lunas ganze Familie ist in der Wasserwacht engagiert. Doch so selbstverständlich wie Luna mit dem Element Wasser umgeht, so selbstverständlich betrachten es heute viele Eltern, dass ihr Kind nicht – oder nicht besonders gut schwimmen kann.

Dabei, so sagen Experten, geht es beim Schwimmen lernen nicht um einen beliebigen Zeitvertreib, sondern um ein absolut notwendiges Können. Ob Wasserwacht, DLRG oder Rotes Kreuz – sie alle appellieren verstärkt an Eltern, Schulen und Kommunen, den Schwimmsport bei Kindern zu fördern. „Das Seepferdchen allein reicht nicht“, sagt Dorothee Bär, Vorsitzende des Wasserwacht Bezirkes Unterfranken. Kinder müssen regelmäßig zum Schwimmen gehen und möglichst weitere Schwimmabzeichen machen.

Um ihr Anliegen möglichst weit zu streuen, ist die Bundestagsabgeordnete Bär auf Medien-Tour durch Unterfrankens Freibäder, trotzt im roten Badeanzug den dunklen Wolken und der kühlen Witterung. Auch am Erlabrunner Badesee spricht sie in Mikrofone, lächelt in Kameras und diskutiert mit den Vertretern der Medien und den Bürgermeistern von Margetshöchheim und Erlabrunn, Günther Stock und Günter Muth.

Die Nutzung von Freiwässern wird von der Wasserwacht ausdrücklich begrüßt. Jedoch, so sagt Bernhard Scheckenbach, stellvertretender Vorsitzende der Kreis-Wasserwacht Würzburg, erfordert das eine erhöhte Schwimmkompetenz und Disziplin bei der Einhaltung der Baderegeln.

Damit Kinder diese Kompetenz erreichen, ist auch die Hilfe der Eltern notwendig. „Nutzen Sie die vorhandenen Möglichkeiten, gehen Sie mit Ihrer gesamten Familie mindestens einmal im Monat zum Schwimmen – mit jüngeren Kindern wöchentlich“, appelliert Thomas Lindörfer, Beauftragter des BRK-Bezirksverbandes Unterfranken für die Wasserwacht Würzburg.

Das Thema Schwimm-Sicherheit liegt auch Dorothea Bär nicht zuletzt wegen ihrer kleinen Tochter besonders am Herzen. So wie es eigentlich allen Müttern und Vätern am Herzen liegen müsste. Doch die Gesellschaft hat sich gewandelt. Nicht schwimmen können wird heute nicht mehr als gefährlich, peinlich oder gar ungewöhnlich angesehen. Mehr noch. Es wird zur Normalität.

Schwimmen – das ist anstrengend. Zum Schwimmen geht kaum noch ein Kind ins Bad. Das wäre auch viel verlangt, denn das Spaß-Angebot scheint unbegrenzt. Riesen-Rutschen, warmes Wasser zum Planschen – erlaubt ist alles, was Spaß macht. Bälle, Luftmatratzen, aufblasbare Tiere in XXL, warum also sollte man da auf die Idee kommen, sich schwimmend fortzubewegen? Kindern, die in den Spaß-Becken meist mühelos stehen können, wird suggeriert: Ich kann schwimmen. Ein gefährlicher Trugschluss.

Der Appell, das Schwimmen zu fördern, geht auch an die Schulen. Doch denen sind Grenzen gesetzt. Es gibt immer weniger Bäder mit Schwimmbecken, die über ausreichende Tiefe verfügen. Die Sportlehrer müssen sich bei ohnehin knappem Zeitbudget in den wenigen Bädern mit den Schulklassen arrangieren.

Die Zahlen, die Thomas Lindörfer, Beauftragter des BRK-Bezirksverbandes Unterfranken für die Wasserwacht Würzburg, vorlegt, sprechen Bände. Gerade mal 56 Schulen haben im vergangenen Jahr in Unterfranken am Schulschwimm-Wettbewerb der Wasserwacht mitgemacht. „Es werden immer weniger Jugendschwimmzeugnisse abgenommen“, sagt Lindörfer. Und: „Die Abnahme des Deutschen Jugendschwimmabzeichens in Silber oder Gold wird im Rahmen des Lehrplans an fast keiner unterfränkischen Schule überhaupt angeboten!“

Bundestagsabgeordnete Dorothee Bär macht als Vorsitzende der unterfränkischen Wasserwacht auf besorgniserregende Zahlen aufmerksam: Immer weniger Kinder können schwimmen.       -  Bundestagsabgeordnete Dorothee Bär macht als Vorsitzende der unterfränkischen Wasserwacht auf besorgniserregende Zahlen aufmerksam: Immer weniger Kinder können schwimmen.
Foto: FOTO Jäger | Bundestagsabgeordnete Dorothee Bär macht als Vorsitzende der unterfränkischen Wasserwacht auf besorgniserregende Zahlen aufmerksam: Immer weniger Kinder können schwimmen.
 
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