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Würzburg
Das Potential angeborener Immunzellen in der Leber nutzen
Ein renommiertes internationales Team aus der Immunologie will eine Immuntherapie bei Lebermetastasen ausloten: Eric Vivier (von links), Valeria Fumagalli, Georg Gasteiger und Florent Ginhoux.
Foto: Eric Vivier | Ein renommiertes internationales Team aus der Immunologie will eine Immuntherapie bei Lebermetastasen ausloten: Eric Vivier (von links), Valeria Fumagalli, Georg Gasteiger und Florent Ginhoux.
Bearbeitet von Corinna Petzold
 |  aktualisiert: 09.11.2023 02:57 Uhr

Ein internationales Team aus der Immunologie erhält eine der am höchsten dotierten Forschungsförderungen der EU: den ERC Synergy Grant. Sein Ziel ist es, neue Möglichkeiten für eine Immuntherapie von Lebermetastasen auszuloten, heißt es in einer Pressemitteilung der Uni Würzburg, der folgende Informationen entnommen sind.

Ein sehr hoher Anteil von Krebspatienten verstirbt nicht am initialen Tumor, sondern an den daraus entstehenden Metastasen. Das Wachstum dieser Absiedelungen lässt sich mit herkömmlichen Therapien häufig kaum mehr bremsen. Tumore des Dickdarms, aber auch viele andere Tumore, metastasieren häufig in die Leber. Neue Therapieansätze werden daher dringend gesucht und kämen einer großen Anzahl an Patientinnen und Patienten zugute.

Bahnbrechender Forschungsansatz

„Wir wollen unsere Expertise und unsere Techniken bündeln und das lokale Immunsystem der Leber erforschen: Wie kommunizieren und funktionieren verschiedenste Zellen vor Ort im gesunden Organ, und wie verändern sie sich im entarteten Gewebe. Ziel ist es, neue Strategien zu entwickeln, um das Potential der angeborenen Immunzellen in der Leber für die Behandlung von metastatischen Erkrankungen nutzbar zu machen,“ fasst der Immunologe Georg Gasteiger von der Max-Planck-Forschungsgruppe für Systemimmunologie an der Julius-Maximilians-Universität (JMU) Würzburg und Sprecher des Teams den Forschungsansatz zusammen.

Ein Ansatz, in dem der European Research Council großes Potenzial sieht: Mit Synergy Grants werden ausschließlich hochinnovative, potenziell bahnbrechende Forschungsansätze gefördert, die weltweit neue Maßstäbe setzen könnten. Das Team um den Würzburger Immunologen konnte ein internationales Gutachtergremium mit seinen wissenschaftlichen Vorschlägen überzeugen und wird mit der Höchstsumme von zehn Millionen Euro für sechs Jahre gefördert.

Neu entwickelte Moleküle als Therapieansatz

Die vier Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler forschen in Italien, Frankreich und Deutschland. Sie gelten jeweils als führend in ihrem Gebiet. Valeria Fumagalli ist Expertin für Leberimmunologie und arbeitet am Krankenhaus San Raffaele in Mailand mit Gewebeproben von Tumorpatienten. Florent Ginhoux vom Gustave Roussy Cancer Campus in Paris ist Experte für die Biologie von myeloiden Zellen, und wie sie im gesunden und kranken Gewebe funktionieren. Georg Gasteigers Arbeit konzentriert sich auf Lymphozyten des angeborenen Immunsystems, darunter sogenannte „Natürliche Killer“ oder NK-Zellen und wie sie sich entwickeln und in den verschiedenen Geweben des Körpers funktionieren. Eric Vivier vom Centre d'Immunologie in Marseille-Luminy hat bereits mehrere Moleküle entwickelt, mit denen diese Zellen für den Kampf gegen Tumorzellen aktiviert werden können – und diese erfolgreich in die klinische Erprobung an Patienten gebracht.

Basierend auf diesen Erfahrungen, will das Team neue Ansätze der Immuntherapie konzipieren. Die Forschenden planen, neue Moleküle zu entwickeln, mit denen sich die Interaktion zwischen den Zellen steuern lässt. 

Der European Research Council (ERC) ist die wichtigste europäische Förderorganisation für exzellente Pionierforschung. Er fördert kreative Forschende aller Fachrichtungen, Nationalitäten und jeden Alters, die Projekte in ganz Europa durchführen. Er wurde 2007 von der Europäischen Union gegründet und ist Teil des Programms „Horizon Europe“. Sein Gesamtbudget für den Zeitraum 2021 bis 2027 beläuft sich auf mehr als 16 Milliarden Euro.

 
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