Ein Marktplatz in einem italienischen Bergdorf, irgendwann, irgendwo. Hier treffen Charaktere aufeinander, wie es sie überall gibt, mit Schwächen, Macken und Träumen. In Mortadella & Co. serviert Puppenspieler Thomas Glasmeyer ein aus all den menschlichen Marotten bereitetes deftiges Stück Puppentheater nach alten Rezepten der Commedia dell'Arte, gewürzt mit seiner ganz individuellen Note. Das Stück für Erwachsene begleitet Glasmeyer schon seit vielen Jahren. Am Samstag feierte es - in neuer Version und erstmals als Solo - eine gelungene Wiederaufnahme in der Theaterwerkstatt in der Rüdigerstraße. Dort wird es auch noch nächstes Wochenende gastieren.
30 Jahre ist Thomas Glasmeyer bereits als piccolo teatro espresso in Würzburg und weit darüber hinaus aktiv. Neben Stücken für Kinder entwickelt der Puppenspieler und -bauer stets auch Puppentheater für Erwachsene, wo seine Liebe zur Musik und zum klassischen Theater zum Tragen kommt. Im Fall von Mortadella & Co. ist das die Commedia dell'Arte, das italienische Volkstheater der Renaissance, das mit seinen Figuren und Motiven das europäische Theater nachhaltig geprägt hat - ein Schatz an Stereotypen wie dem venezianischen Kaufmann Pantalone, der immer mit seinem Diener Arlecchino im Clinch liegt.
Glasmeyer schöpft aus dem Vollen und zeigt seine eigene Handschrift
Glasmeyer taucht tief ein in den Fundus, den die klassische Commedia mit ihren typisierten Figuren, den Masken, dem Spannungsfeld zwischen Dienern und Herrschaft und dem dazugehörigen derben Humor bietet. Er schöpft aus dem Vollen und erschafft damit etwas, das seine ganz eigene, unverwechselbare Handschrift trägt. Wenn Zabaione und Don Lavazza um den Posten des Bürgermeisters kämpfen und Donna Mortadella ihrem Diener nachstellt, tun sie das als Stabpuppen, die Glasmeyer in seinem charakteristischen Stil geschaffen hat.
Exakt und virtuos bewegt der Puppenspieler sein für die Wiederaufnahme komplett neu gebautes "Ensemble" und zeigt dabei, was möglich ist - sogar die für die Commedia dell'Arte typische Akrobatik. Witzig und detailverliebt ist die Neuauflage der Mortadella, pikant gereift wie ein guter Käse, wie Donna Cassata di Milano, Witwe des ehrbaren Don Gorgonzola, bestätigen würde.
Wichtig aber auch: die Musik. Eine neue Komposition des Musikers Andreas Rüsing, eingespielt von Myriam Ghani (Flöte) und Frederik Virsik (Klarinette), gibt einen stimmungsvollen Rahmen für die amourösen und intriganten Kapriolen rund um den Marktplatz. Dazu 13 Canzoni, die Glasmeyer seinen Figuren auf den Leib geschrieben hat - ein runder Genuss.