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WÜRZBURG
Das neue Nautiland soll nicht mehr so heißen
Verspricht ein attraktives Familien- und Freizeitbad bei sozial verträglichen Eintrittspreisen: Bäderchef Jürgen Athmer.
Foto: Theresa Müller | Verspricht ein attraktives Familien- und Freizeitbad bei sozial verträglichen Eintrittspreisen: Bäderchef Jürgen Athmer.
Holger Welsch
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:45 Uhr

Viele Jahre, Analysen und Konzepte hat's gedauert. Jetzt steht fest: Das Nautiland-Bad im Stadtteil Zellerau bekommt für knapp 24,4 Millionen Euro einen Nachfolger, möglicher Baubeginn im Frühjahr 2017. Im Interview spricht Jürgen Athmer, Chef der Würzburger Bädergesellschaft (WBG), über Ziele und Erfolgsaussichten des neuen Bades und weshalb es sinnvoller ist, keine Thermenlandschaft zu bauen. Der 51-jährige kam 2012 nach Würzburg. Zuvor leitete er elf Jahre das „GochNess“ am Niederrhein mit rund 300 000 Badegästen pro Jahr.

Frage: Das Nautiland-Bad wird komplett neu gebaut. Heißt es denn weiterhin Nautiland?

Jürgen Athmer: Wenn es nach mir geht, bekommt das Bad einen neuen Namen. Und möglichst einen, der einen Bezug zu Würzburg signalisiert wie das „Sandermare“. Vielleicht starten wir zur Namensfindung einen Wettbewerb, an dem sich die Bürger beteiligen können.

Ein neues Bad bekommt eine Stadt nicht alle Tage. Auf was können sich die Würzburger denn freuen?

Athmer: Auf ein frisches, komfortableres und barrierefreies Erlebnisbad, ein größeres Sportbecken im Innenbereich, neue Sprudelanlagen, eine neue Rutsche, eine attraktive Gastronomie und als Hauptattraktion einen großen Wellnessbereich mit Saunen, Dampfbad, Tauchbecken, Pool und einem großzügig angelegten Außenbereich.

Der Neubau ist notwendig, weil Ihnen die Besucher davonlaufen?

Athmer: Ganz so ist es nicht. Erst einmal sind die Technik, die teilweise noch aus den Siebziger Jahren stammt, sowie permanente Reparaturen und Nachbesserungen Grund für die Erneuerung. Denn ständig steigen die Unterhaltskosten. Es stimmt aber, dass viele Besucher das gealterte Ambiente nicht mehr so attraktiv finden. 2012 hatten wir noch 270 000 Badegäste, im vergangenen Jahr waren es nur noch 227 000. Und eine Tageskarte kauft fast keiner mehr.

Die Abwanderer schwimmen lieber im Kitzinger Aqua Sole, im Bad Mergentheimer Solymar oder im Marktheidenfelder Wonnemar?

Athmer: Diesen Trend gibt es. Auf den Parkplätzen dort stehen viele Autos mit WÜ-Kennzeichen. Diese Badegäste müssen wir zurückholen. Ich bin sicher, mit unserem neuen Bad gelingt das auch. Vor allem hoffe ich, dass auch die Leute aus dem Umland dann wieder verstärkt zu uns finden. Derzeit kommen die Badegäste überwiegend aus der Zellerau, der Rest aus den anderen Stadtteilen.

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Warum will man nicht mit noch mehr Attraktionen wie diversen Rutschen oder Thermen auch Besucher von weiter her anlocken?

Athmer: Das ist nicht unser Anliegen. In erster Linie betreiben wir das Bad zur Daseinsvorsorge, das heißt für Schulschwimmen und Vereine. Zudem sollen die Würzburger bei kurzen Wegen ein attraktives Familien- und Freizeitbad mit sozial verträglichen Eintrittspreisen bekommen. Und für den Wellnessbedarf gibt's die neue Sauna-Anlage. Eine Thermen-Landschaft war nie groß in der Diskussion. Dafür hätten wir weit über 40 Millionen in die Hand nehmen müssen. Entsprechend hoch wären die Eintrittspreise. Zudem wäre ein Sportbecken nötig, was andere Thermen nicht haben. Das wär dann unwirtschaftlich. Ich glaube, mit unserem Angebot fahren wir auf jeden Fall besser.

Wie kam das jetzige Konzept nach vielen Jahren der Planung und Konzepten zustande?

Athmer: Da halfen uns nicht zuletzt die Bürgerwerkstätten, an denen zahlreiche Badnutzer ihre Wünsche und Anregungen äußerten. Daraus haben wir das Raumprogramm entworfen und es auch geschafft, fast alle Forderungen zu erfüllen. Dazu zählen zum Beispiel das warme Sprudelbecken im Außenbereich oder die gewünschte Beckentiefe der Vereine. Außerdem haben wir uns natürlich auch andere Bäder angeschaut.

Geldbringer soll vor allem der neue große Sauna- und Wellnessbereich sein. Wie soll das funktionieren?
Betagt und rostig: das Schwallwasserbecken im Technikbereich im Keller des Nautiland-Bades.
| Betagt und rostig: das Schwallwasserbecken im Technikbereich im Keller des Nautiland-Bades.

Athmer: Saunaanlagen sind einfach gefragt. Das weiß ich aus meiner eigenen Bäder-Vergangenheit, das erfährt man auch bei anderen Betreibern. Ich kalkuliere mit jährlich zwischen 50 000 und 55 000 Besuchern, die wir sicherlich auch haben werden. Wir wollen ein Rundum-Sorglos-Paket bieten, unter anderem mit fünf Saunen – zwischen 60 und 110 Grad heiß – sowie eine restaurantähnliche Gastronomie, die wir wahrscheinlich selbst betreiben. Der Tageseintritt soll etwa 20 Euro kosten, was relativ günstig ist.

Wieviel Geld soll oder kann der Sauna-Betrieb in die Kasse spülen?

Athmer: Das neue Bad kostet rund 24,4 Millionen Euro. Nach unserer Kalkulation sollen die Sauna-Erlöse die Kapitalkosten, also Zinsen und Abschreibung, und noch etwas mehr finanzieren. Trotz höherer Personalkosten. Nach dem jetzigen Stand kommen wir dann auf einen jährlichen Verlust wie jetzt, also gut eine Million Euro.

Der gleiche Verlust wie jetzt. Warum dann überhaupt ein neues Bad?

Athmer: Weil das jetzige Nautiland altersbedingt immer mehr Kosten verursacht beziehungsweise durch nötige Instandhaltungskosten verursachen würde. Da lägen wir bald bei einem jährlichen Minus von 1,2 Millionen Euro, Tendenz steigend. Die beim Neubau kalkulierten Unterhaltskosten bleiben dagegen auf Jahre konstant. Mit dem Zuschussbetrieb muss man leben. Ich kenne kein vergleichbares kommunales Bad, das schwarze Zahlen schreibt.

Während der auf zwei Jahre geschätzten Bauzeit, die nächstes Jahr beginnen soll, werden etliche Kunden bei der auswärtigen Konkurrenz schwimmen gehen. Ein Problem?
Auch nicht mehr ganz taufrisch: An der Heizungsanlage des Bades sind die Spuren der Zeit sichtbar.
| Auch nicht mehr ganz taufrisch: An der Heizungsanlage des Bades sind die Spuren der Zeit sichtbar.

Athmer: Da habe ich keine Bedenken. Mit unserem neuen Bad werden wir die Leute nahezu schlagartig zurückholen.

Wird das neue Würzburger Nautilandbad die nächsten 25 Jahre den Ansprüchen genügen?

Athmer: Ich denke schon. Es könnte höchstens sein, dass nach ein paar Jahren der Ruf nach einer Erweiterung der Saunaanlage laut wird, meine ich.

Das neue Nautiland

Das „Nautiland“ wurde im Jahr 1973 als Zellerauer Bad errichtet und im Jahr 1990 zu seiner jetzigen Form ausgebaut. Seit mehreren Jahren wurde wegen der veralteten Technik und dem zunehmenden Aufwand für die Instandhaltung eine Sanierung diskutiert und geplant.

Ende Juli 2016 entschied sich der Bauherr, die Würzburger Bädergesellschaft (WBG) unter dem Dach des Stadtkonzerns Würzburger Versorgungs- und Verkehrs GmbH (WVV), anstelle einer Sanierung für einen 24,4 Millionen Euro teuren Neubau. Zur Förderung des Schulschwimmens wird ein Zuschuss des Freistaates von rund fünf Millionen Euro erwartet.

Mit der Planung wurde das Büro Fritz-Planung (Bad Urach) beauftragt, das bundesweit bereits 130 Schwimmbäder geplant hat. Derzeit wird an der Genehmigungsplanung gearbeitet. Frühester Baubeginn könnte Frühjahr 2017 sein. Die Bauzeit soll etwa zwei Jahre dauern.

Der Nautiland-Nachfolger soll im Innenbereich ein 25-Meter-Sportbecken mit sechs statt bislang fünf Bahnen, ein Nichtschwimmer-, ein Plansch- sowie ein „Attraktionsbecken“ mit Düsen und Strömungskanal bekommen. Im Außenbereich sind ein Sportbecken mit drei Bahnen, ein Planschbecken sowie ein ganzjährig betriebenes „Erlebnisbecken“ mit warmen Wasser und Sprudeln vorgesehen.

Zudem gibt es eine neue große Rutsche und einen großen Wellnessbereich mit mehreren Saunen, Dampfbad und Massage-Angebot sowie Tauchbecken und Pool. Das Bad bekommt Selbstbedienungs-Gastronomie, der Saunabereich ein eigenes Restaurant.

Weniger Besucher, weniger wegzuschließen.
| Weniger Besucher, weniger wegzuschließen.
 
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